Unternehmen Grüne Hölle
nur die Infos rauszulassen, damit wir’s auch tun. Unsere
Hilfsbereitschaft beschränkt sich nämlich nicht auf die Bergung abgegluckerter
Uhren.“
Gaby warf ihre Goldmähne zurück. Sie
hatte einen Entschluß gefaßt. Tim merkte es an der Haltung ihrer Schultern.
„Vielleicht“, sagte sie, „bespricht
sich Ihr Problem besser von Frau zu Frau, Johanna. Jungs, geht mal für einen
Moment auf den Flur. Aber macht die Tür zu. Ich...“
„Ist nicht nötig, Gaby.“ Johanna
seufzte. „Ihr könnt es alle hören. Ich sage es nur euch — sonst niemandem.
Vorher aber müßt ihr mir versprechen — nein, schwören! — , daß ihr zu niemandem
ein Wort verlauten laßt. Zu niemandem! Ich weiß, daß ich mich auf euch
verlassen kann. Enttäuscht mich nicht! Das... das Leben meiner Mutter hängt
davon ab.“
Schlimmer als ich dachte, stellte Tim
für sich fest. Offenbar liegt ein Verbrechen in der Luft.
„Das klingt ja“, sagte Karl, „als
stünden Sie und Ihre Frau Mutter unter Druck.“
Johanna nickte. „Aber setzt euch erst
mal!“ Sie wies auf die Polstermöbel. „Kurz bevor ihr kamt, war der Typ bei mir.
Ein roher Kerl. Ein Ganove. Er und sein Komplice...“
Sie erzählte. Atemlos hörten die vier
Freunde ihr zu.
„...und deshalb“, beendete sie ihren
Bericht, „werde ich mich fügen. Mag der Kerl noch soviel Schmuck rauben — das
Leben und die Gesundheit meiner Mutter ist wichtiger. So wird auch die Polizei
denken. Ob mein Chef, Herr Kantschliff, so denkt — da bin ich mir nicht sicher.
Aber kündigen kann er mir deshalb nicht. Und selbst wenn ich in seiner Achtung
ins Bodenlose sinke, ändert das meinen Entschluß nicht.“
Sie schluckte, setzte dann eine
trotzige Miene auf und nickte zweimal.
„Au Backe!“ ließ sich Klößchen
vernehmen. „Ihre arme Frau Mutter! In ihrer alten Haut möchte ich nicht
stecken. In Ihrer auch nicht, Johanna. Und der Klotz von Kalifaru ist so gut
wie futsch. Es sei denn, bis morgen mittag kommt noch ein Kunde, der ihn kauft.
Aber der müßte ja den ganzen Laden leerkaufen, nicht wahr? damit der Halunke
doof dasteht. Dafür — hahah — reicht unser Taschengeld leider nicht.“
Wenn er doch den Mund hielte, dachte
Gaby und schoß unter dichtem Pony einen Blick ab.
„Die Polizei“, seufzte Johanna, „wird
den Kerl und seinen Komplicen hoffentlich fassen. Überhaupt: Mir ist schleierhaft,
was die mit einem Stein wie dem Kalifaru-Diamanten wollen. Unter der Hand läßt
der sich nicht verkaufen. Dafür ist er zu auffällig.“
„Stimmt.“ Tim erhob sich. „Seltene
Schmuckstücke sind keine Sore ( Diebesbeute ). Aber das soll uns nicht
kratzen. Wichtig ist nur, daß Ihrer Mutter nichts passiert. So, und jetzt
müssen wir uns leider von hinnen stehlen — jedenfalls Willi und ich. Sonst
verpassen wir noch den Rest der Arbeitsstunde, und der EvD macht uns zur
Schnecke. Kopf hoch, Johanna! Es gibt für alles eine Lösung. Wir arbeiten
daran. Tschüs!“
Befremdet äugten seine drei Freunde ihn
an.
Eine liebenswerte Person wie Johanna in
ihrer Not sich selbst zu überlassen, war sonst ganz und gar nicht Tims Art.
Immerhin — Gaby, die sich recht häufig
mit den Einzelheiten seines Charakters befaßt, begriff in diesem Moment,
weshalb er eine total undurchdringliche Miene aufgesetzt hatte. Dahinter
entstand ein Plan. Und der gipfelte nicht in der Erkenntnis, daß Däumchendrehen
und Abwarten das Beste sei.
Die vier Freunde verabschiedeten sich.
Der Nieselregen hatte aufgehört, aber
Dunst wallte umher. Die Lichtpeitschen brannten bereits, und sämtliche
Fahrradsättel waren naß.
Mit seinem Taschentuch trocknete Tim
den von Gabys Tretmühle.
„Damit du trocken sitzt“, grinste er.
Flüchtig küßte sie ihn auf die Wange,
war aber mit ihren Gedanken nicht dabei.
„Was hast du vor? Du hast doch was vor?
Sag’s! Sonst gehe ich wieder rein und spende noch Trost.“
„Zunächst mal rufe ich den EvD an.
Werde Willi und mich entschuldigen. Am besten, ich deute die Wahrheit an, ohne
Einzelheiten oder Namen zu nennen. Morgen nachmittag kann er dann hören, was
war. Hernach, Freunde, brettern wir zu Agathe Behlens Wohnung und...“
„Aber wir haben doch gar nicht gefragt,
wo das ist“, wandte Klößchen ein.
Karl ächzte und übernahm die Antwort.
„Sie hat Telefon. Also steht sie im Telefonbuch, denn daß sie eine Geheimnummer
hat, ist nicht anzunehmen, nicht wahr? Und lesen können wir.“
„Vorzüglich sogar“, grinste Klößchen.
„Und damit
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