Unternehmen Vendetta
Verfassung war wie er selbst.
»Und du! Flaggsergeant Jones, hältst du dies etwa für eine Art Vorschule? Glaubt ihr beide etwa, man könnte von SEAL akzeptiert werden, ohne ein bißchen Grips zu zeigen?« brüllte der Ausbilder.
»Nein, Sir«, erwiderten die beiden halb schlafenden Männer unisono.
Bei Luigi lichtete sich der Nebel erneut ein wenig, als brächte ihn die Wut mehr zu Bewußtsein.
»Es muß euch doch klar sein, daß wir euch mit sofortiger Wirkung ›Ungenügend‹ geben müssen, da ihr solchen Mist geschrieben habt. Habt ihr das kapiert, ihr Scheißkerle?« brüllte der Ausbilder.
»Nein, Sir«, erwiderten beide fast gleichzeitig und fast ohne jedes Lallen.
»Eure Kameraden können jetzt da draußen liegen und pennen. Das haben sie sich redlich verdient, denn sie haben Qualität geboten, während ihr nur Scheiße geschrieben habt. Da ist es doch nur gerecht, daß wir euch rausschmeißen. Oder etwa nicht? Antwortet, verdammt noch mal! Soldat Bertoni!«
»Mein Name ist Luigi Bertoni. Ich habe den Rang eines Unterleutnants und nicht eines einfachen Soldaten. Das ist alles, was ich Ihnen sagen muß«, lallte Luigi.
»Du widersprichst mir, du Scheißkerl?«
»Nein, Sir.«
»Hältst du es nicht für gerecht, daß wir euch beiden einen Tritt geben?«
»Nein, Sir.«
»Du stellst also unser Urteilsvermögen in Frage?«
»Nein, Sir.«
»Dann haben wir also einen gerechten Entschluß getroffen, wenn wir euch jetzt vor die Tür setzen?«
Luigi dachte nach. Er war also durchgefallen. Er war aus dem Rennen. Er und noch einer. Die beiden, die am längsten ausgehalten hatten, bekamen jetzt einen Tritt, weil sie Mist geschrieben hatten. Luigi brachte jedoch nicht mehr die Kraft auf, wütend zu werden. Es war sinnlos zu widersprechen. Wie auch immer: Das Gehirn schien ihm den Dienst zu versagen. Es war, als liefe eine Schallplatte, als hätte jemand plötzlich den Stecker herausgerissen, woraufhin die Platte ein paar Umdrehungen lang falsch tönende Musik von sich gab, die in unverständliches Gemurmel überging, bevor alles still wurde.
Der Kamerad neben ihm war zu Boden gesunken und schlief oder schlief vielmehr fast, da er zu murmeln schien, jetzt sei ihm alles scheißegal. Zwei Ausbilder trugen ihn hinaus. Er schlief in ihren Armen und sah beinahe glücklich aus.
»SOLDAT BERTONI, SIE WOLLEN DOCH WOHL NICHT IM STEHEN EINSCHLAFEN?« brüllte der Ausbilder. Luigi erkannte, daß der Offizier sich bewegt haben mußte, denn er schrie ihm aus wenigen Zentimetern Abstand von hinten ins Ohr.
»Nein, Sir. Ich bin selbstverständlich hellwach«, lallte Luigi schwach.
»Aha, auch noch ein Witzbold? Du gibst Widerworte, du Dreckskerl?«
»Nein, ich bin nur ein Witzbold«, murmelte Luigi. Im selben Moment kippte jemand von hinten einen Eimer kaltes Wasser über ihn.
Es funktionierte. Er wachte auf. Es war kein Salzwasser, und er konnte sich damit das Gesicht abreiben, ohne daß es schmerzte. Die Kälte an den Wangen und Augenlidern bewirkte, daß er plötzlich klar sehen konnte.
Vor ihm standen nur noch zwei Männer.
»Gratuliere, Unterleutnant Bertoni. Die Hell Week ist zu Ende. Sie haben sie vorbildlich hinter sich gebracht, und ich lasse Sie jetzt eine Weile mit Commander Hamilton allein«, sagte der Ausbilder in einem völlig neuen Tonfall. Er stand lächelnd auf, schüttelte den Kopf und ging hinaus.
Luigi versuchte, bei Bewußtsein zu bleiben. Er rieb sich die Seiten, um den Schmerz der Schürfwunden zu steigern, preßte die Handflächen von unten gegen die Augen, um Schleim und Wasser herauszubekommen, blinzelte dann ein paarmal und sah Carl Hamilton offen ins Gesicht.
»Wie steht’s? Kannst du jetzt Schwedisch begreifen? Oder sollen wir lieber englisch sprechen?« fragte Carl mit gespielter Ruhe. »Ich will dich nicht bitten, dich zu setzen, denn dann schläfst du sofort ein. Ist das in Ordnung?«
»Yes, Sir«, erwiderte Luigi mit der zusätzlichen Betonung des S-Lautes, der im Amerikanischen Begeisterung signalisiert.
»Gut. Dann kann ich dir folgendes mitteilen. Was dich betrifft, ist die Hell Week zum fünften und letzten Mal zu Ende. Verstehst du, welche Absicht dahinterstand, dich das fünfmal machen zu lassen?«
»Nein, Sir.«
»Es ist jetzt Sonnabend, 14.00 Uhr. Du und Joe habt jetzt frei bis 18.00 Uhr morgen abend. Dann seid ihr dazu abkommandiert, mit mir zu essen. Ich hole euch vor dem Haupteingang ab. Ist das verstanden?«
»Yes, Sir.«
»Ferner kann ich dir mitteilen, daß
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