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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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spricht.
    Das sind die Grundlagen unserer Kultur, in Stein gehauen: die weißen Steine der Akropolis, hoch oben über Athen, die immer noch gigantischen Reste der Bauten des alten Rom. Ohne Athen kein Rom, ohne Rom kein Europa. In Rom zeugen das Kolosseum und der mächtige Vatikan von den beiden Epochen seiner weltumspannenden Macht. Auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Juden, Christen und Muslimen heilig ist, sieht man, wie diese scheinbar weit entfernten Religionen zusammengehören, wie sie aus einer gemeinsamen Wurzel stammen. In der Hagia Sophia im heutigen Istanbul, einst Kirche der byzantinischen Welt, dann Moschee, schließlich Gedenkort und Museum, wird die fließende Grenze zwischen dem sichtbar, was wir Orient und Okzident bzw. Westen nennen. In Aachen kann man heute den Kaiserthron bestaunen, auf dem Karl der Große vor 1200 Jahren Platz nahm, jener legendenumwobene Kaiser, der allen späteren Herrschern Europas zum Vorbild diente.
    Die italienischen Städte Venedig und Florenz erzählen mit ihren Palästen und Museen noch immer von der Erfindung des modernen Kapitalismus in der italienischen Renaissance. Madrid mit den Goldschätzen der spanischen Könige ist der Ort des vollendeten Kolonialismus, Paris mit dem Palast von Versailles das Zentrum einer vollkommenen Königsmacht. Im Gegensatz dazu war Berlin lange eine verschlafene Kleinstadt, aber als die preußischen Könige das ganze Land zur gut gedrillten Kaserne umfunktionierten, da entstanden Fabriken und Vorstädte in der damals modernsten Stadt der Welt. In London fand die weltumspannende Industrialisierung, die Globalisierung des 19. Jahrhunderts, ihren Höhepunkt. Auf den Schlachtfeldern von Verdun endete dann für Jahrzehnte jede Hoffnung auf eine menschliche Gesellschaft. Und New York, das ist das Symbol unserer Zeit, eine Megacity voller Geschwindigkeit und Größe. Das Wahrzeichen der Stadt waren die sogenannten Twin Towers. Dass ebenso naive wie gewissenlose Verschwörer glaubten, sie müssten nur die Türme zu Fall bringen, um auch die von ihnen verabscheute Modernität abzuschaffen, zeigt, wie mächtig diese Symbole sind.
    Der Sichtbarmacher
    Nicht alle Zeugnisse der Vergangenheit sind so leicht erkennbar. Was im sogenannten Neolithikum geschah, in der Jungsteinzeit, das war mindestens so revolutionär wie die Industrialisierung der Welt in unserer Zeit. Vielleicht sogar bedeutender. Nur sind die Zeichen jener Epoche längst verfallen, alle Holzhäuser und Hütten verrottet, die Töpferwaren zu Scherben zermahlen, die Steinwerkzeuge unter der Erdoberfläche verborgen. Und kein Korrespondent, kein Reisender hat seine Erlebnisse aus dieser Zeit für uns aufgeschrieben. Dabei hätten uns die Menschen des Neolithikums viel zu erzählen, denn sie vollzogen den Übergang zum Ackerbau und zur Sesshaftigkeit in festen Siedlungen. Wie sie bearbeiten wir immer noch das Land und leben heute in unserem wohlgeordneten Wohnviertel. Wir sind unseren Vorfahren viel näher, als wir denken. Um diese ferne und doch nahe Vergangenheit aufzudecken, braucht man eine ganz andere Art von Reisenden. Er zieht nicht in die Ferne, sondern gräbt sich ganz geduldig und maulwurfsartig großflächig nach unten in Richtung Erdmittelpunkt. Das ist der Archäologe.
    In den alten Städten Europas hat man immer wieder bei Bauarbeiten in den Kellergeschossen Überreste von Gebäuden gefunden, auch Statuen, Vasen, Reste von Werkzeugen. In Rom gab und gibt es Stadthäuser, in denen Kellertreppen steil in die Tiefe führen, bis man finstere Räume betritt, die mit geheimnisvollen Wandmalereien bedeckt sind, Tempel und Paläste aus antiker Zeit. Über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg hatten die Menschen offenbar immer wieder neue Bauten auf die alten gesetzt und dabei immer höhere Schuttberge angehäuft, zu deren unteren Schichten es schließlich nur noch wenige, verborgene Zugänge gab. Es war also logisch, die Zeugnisse älterer Zeiten weiter unten im Erdboden zu suchen. Und was man dort fand, das änderte die gesamte Ansicht der Weltgeschichte. Nicht nur Reste jungsteinzeitlicher Siedlungen wurden sichtbar, sondern ganz unbekannte Kulturen. Die antike Welt von Mykene, mit ihren rätselhaften Kulten und ihren prachtvollen Palästen, wäre völlig im Dunkeln geblieben, hätte man sie nicht Stück für Stück ausgegraben. Unter der Erde lagen

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