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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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»richtigen« Religion ließ er nicht mit sich reden. Luther war ein Mann in der Mitte zwischen Mittelalter und Neuzeit. Tief religiös, aber zugleich intellektuell erweckt. Das kritische Nachdenken über die Verhältnisse hat durch ihn einen ersten großen Schub erfahren. Aber universelle Menschenrechte und religiöse Toleranz zählen noch längst nicht zu seinen Erfindungen.
    Ja, so etwas gibt es eben auch: Nicht nur Geld und Machtstreben verändern die Welt, wie man in unserer Zeit gern glaubt, manchmal sind es sogar redliche Gewissensgründe. Man kann aber auch aus noch ganz anderen Motiven zum Protestanten werden. Dafür ist Heinrich VIII. von England (1491–1547) ein gutes Beispiel.
    Der englische König wollte nämlich nicht nur seine Eheschließungen – sechs sollten es am Ende sein – päpstlich genehmigt sehen, sondern sogar die Hinrichtungen seiner abgelegten Ehefrauen. Da der Papst jedoch die rabiate Ehepraxis von König Blaubart rügte, weil im Zuge der Gegenreformation auch in Rom die Sitten nun strenger wurden, löste Heinrich seine Kirche kurzerhand von der römischen ab. Er gründete 1533 seine eigene »Anglikanische Kirche«, eine Art Zwischending zwischen Katholizismus und Protestantismus. Der Papst schied als höchste Autorität der englischen Kirche aus, und an seine Stelle trat der Staat, natürlich in Gestalt seines obersten Herrschers. Reformation light sozusagen. Ein königlicher Federstrich reichte da noch aus, um die Fragen von Gott und Welt glattzuziehen.
    Aber in der Menschheitsgeschichte zieht ein Federstrich manchmal einen dicken Klecks hinter sich her, wenn auch nicht an der Wartburg-Wand. Die Krise der Kirche, die noch wenige Jahrzehnte zuvor als einheitsstiftende Macht in Europa gewirkt hatte, wurde bald zur großen Krise der europäischen Politik. In England begann unter der Tochter Heinrichs, der »jungfräulichen Königin« Elisabeth I. (1533–1603), deretwegen übrigens die erste englische Kolonie in Amerika Virginia, die»Jungfräuliche«, getauft wurde, eine unerbittliche Jagd auf Katholiken, die sich noch immer zu Rom bekannten. Mit der Hinrichtung Maria Stuarts (1542–1587), der katholischen Königin von Schottland, erreichte der Religionskampf seinen vorläufigen Höhepunkt.
    In Frankreich ging es nicht weniger grausam zu, nur andersherum: Während eines Hochzeitsfestes, bei dem der gesamte Adel des Landes zusammenkam, ließ die katholische Königin Katharina von Medici (1519–1589) alle vornehmen Protestanten niedermetzeln. Als »Pariser Bluthochzeit«ist diese warme Augustnacht des Jahres 1572, die am Namenstag des heiligen Bartholomäus stattfand, in die Geschichtsbücher eingegangen.
    Spanien freilich blieb unter Philipp II., dem Sohn Karls V. , die treueste Hausmacht des Papstes. Im prachtvollen Palast El Escorial unweit von Madrid ging es ab sofort hochgeschlossen und höchst katholisch zu. Der Kampf gegen den Protestantismus erzeugte einen rigorosen »Reformkatholizismus«, dessen höchstes Anliegen die völlige Vernichtung der Ketzer war. Innenpolitisch konnte Philipp seinen Extremkatholizismus durchsetzen, indem er Tausende von Ketzern verbrennen ließ, viele Juden und Moslems gleich mit. Als Schutzherr der Kirche ging er zudem sehr erfolgreich gegen die Türken vor: In der Seeschlacht von Lepanto wurde die türkische Flotte so vollständig vernichtet, dass sie sich niemals mehr davon erholte.
    Nur mit den Niederlanden, die ja auch zu seinem Reich gehörten, hatte er so seine Probleme. Die reichen Städte des Nordens, die sich erfolgreich und offen dem Welthandel aufschlossen, hielten nichts von Philipps fanatischem Glaubenseifer. Sein Statthalter im Norden, der eiskalte Machtmensch und Kriegsverbrecher Herzog Alba (1507–1582), suchte nach der Wurzel allen protestantischen Übels und fand sie nicht zuletzt im Buchdruck, den er nun unter strenge Zensur stellte, nachdem er einige Buchdrucker hatte ermorden lassen. In seinem »Blutgericht zu Brüssel« verfügte er außerdem die Hinrichtung von über 6000 Befürwortern der niederländischen Unabhängigkeit. In der Folge von Aufständen ließ er schließlich mehr als 20 000 Niederländer exekutieren. Daran erinnern Friedrich Schiller in seinem »Don Carlos« und Johann Wolfgang von Goethes »Egmont«.
    Wir kennen das inzwischen ja zur

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