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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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ich«, sagt Antoine.
    »Er will das Auto doch nur eine Nacht, mehr nicht.«
    »Ich tu ihm 'nen Gefallen. Die Lady, die er da flachlegen will, ist falsch bis auf die Knochen.«
    »Das soll er man selber rausfinden. Er ist ein junger Kerl, der was erleben will.«
    »Siehste, du bist nicht eifersüchtig. Ich will dir mal was erklären. Ich bin eifersüchtig. Wenn ich eifersüchtig sage, meine ich das in der vollen Bedeutung des Wortes. Eifersüchtig ist jeder«, sagt Antoine. »Das Wort bedeutet einen Dreck, wenn du ihm nicht die volle Bedeutung gibst. Es braucht was dabei. Wie irrsinnig eifersüchtig oder Kann nich gradeaus gucken vor Eifersucht. Also wenn ich eifersüchtig sage, mußt du dir blutunterlaufene Augen vorstellen.«
    »Du hast die Lady doch schon durch. Was juckt's dich? Franzo ist ein guter Junge. Der muß das selber lernen.«
    »Selber rausfinden, das glaubst du. Der will gar nichts lernen.«
    Aber Antoine scheint weicher zu werden. Er schiebt sich zur Tischplatte hin, Ellbogen gespreizt, das Kinn fast am Brandyglas.
    »Ja, ich mag den Jungen sehr. Guter Junge, der Franzo. Aber ich hab mein Auto 'n bißchen komisch geparkt.«
    »Um 'n Laternenpfahl gewickelt oder was?«
    »Kennste Willie Mabrey?«
    »Glaub nich«, sagt Manx.
    »Willie und ich haben über mein Auto geredet. Könnte schnell Bares bringen. Ich bin an sich nich pleite. Aber bei meinem Einkommen könnt ich 'n kleinen Schubs schon brauchen.« Ein Schluck Brandy. »Und das hier ist meine erste Anzahlung. Geht glatt runter. Krem de la Krem.«
    »Anzahlung wofür?«
    »Willie hat vor zirka sechs Wochen ein Restaurant aufgemacht.
    Läuft ganz orntlich. Aber er hat ein Problem mit seinem Müll. Die Stadt denkt an private Firmen, die seinen Müll abholen sollen. Aber im Augenblick macht es noch die Stadt, und es gibt eine Regelung, um welche Uhrzeit tags oder nachts ein Restaurant seine Abfälle auf die Straße stellen darf. Die ganze Nacht darfste das nämlich nich.«
    »Riecht schlecht.«
    »Riecht schlecht, zieht Ungeziefer an. Und wenn du den Müll drinnen behältst, dauert's nich lange, und die Ratten quatschen 'ne Runde mit den Gästen.«
    »Also haste mit dem Mann was ausgemacht.«
    »Ich und mein Auto, alle beide.«
    »Wo du grade von sprichst«, sagt Manx. »Nimmste mich 'n Stück mit?«
    »Wohin du willst«, sagt Antoine.
    Sie kippen ihre Drinks, stehen auf und schütteln sich aus, sozusagen, schütteln die gemütliche Stimmung und Laune der Kneipe ab und rappeln sich wieder auf für alles, was sie draußen erwarten mag, die scharfe, windgepeitschte Straße.
    Antoine schlüpft in seine Jacke, rollt die Schultern und zieht den Reißverschluß bis an die Gurgel zu. Als kleines Extra packt er sich an die Eier, richtet sie der Bequemlichkeit und Symmetrie halber, rückt sie ordentlich in den Mittelpunkt der Welt. Manx hat seine Jacke schon an, er hat sie gar nicht ausgezogen, er hat seine Jacke angehabt, seit er am Morgen aus dem Haus gegangen ist, hat darin getrunken, zu Abend gegessen, das Geschirr vom Abendessen abgewaschen, und er zieht den Reißverschluß bis an die Gurgel zu und sinkt in die Hülse, die Schale hinein, die für die Jahreszeit fast schon ein bißchen leichtgewichtig ist.
    Auf dem Weg nach draußen winken sie Phil zu. Sie gehen bis zum Ende des Blocks, wo der Wagen geparkt steht. Manx geht auf die Beifahrerseite, legt seine Hand auf den Türgriff, dann hält er inne und guckt.
    Antoine sagt: »Steig ein, Mann. Je schneller du drin sitzt, desto schneller sind wir unterwegs. Wo willste hin?«
    Manx guckt. Er guckt durch das Fenster auf den Rücksitz, und der ist voller Müll. Er hatte ihn schon gerochen, als er die Straße entlang kam, aber es ist ja kein ungewöhnlicher Geruch, er hat ihn einfach als gegeben hingenommen, Müll in einer Seitenstraße oder auf einem leeren Grundstück. Jetzt merkt er, daß Antoines Auto so riecht, Antoines Auto ist mit Bergen von reifem Müll beladen.
    »O Mann . J esses. Das hatt ich mir irngwie falsch vorgestellt. Weil ich dachte nämlich.«
    »Steig ein, Mann. Verflixt kalt heute nacht.«
    Müll in Papiertüten und Pappkisten. Zwei Abfalltonnen aus Metall sind zwischen Vorder- und Rücksitze gekeilt, Tonnen von der Straße in Standardgröße, die Deckel verbeult, wie aufgeplatzt durch den Druck. Manx sieht Müll auf der Ablage vorm Heckfenster. Er sieht Müll auf dem Vordersitz, in einer Pfirsichkiste mitten auf dem Sitz, und der schleimige Geruch ist zum Trinken nah.
    »Ich dachte, du

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