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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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wenn du stirbst.«
    »Einen Umschlag gibt's bei jeder Gelegenheit. Die machen das immer mit Umschlägen.«
    »Das war keine gute Idee. Von mir aus können wir gehen.«
    »Zu eilig. Sprich ein Gebet. Zeig ihnen, daß du betest. Erweis ihnen Respekt«, sagte Nick. »Frauen in schwarzen Kleidern. Wenn wir ihnen keinen Respekt erweisen, zerreißen die uns.«
    In einer Ecke des Billardsalons hustete ein Typ namens Stevie einen schillernden Schleimkloß raus, auch Auster genannt, und spuckte ihn in den Hals seiner Colaflasche.
    JuJu sagte: »Ich bitte dich um einen Schluck Cola, und du machst das?«
    »Hey. Ich hab nicht nein gesagt.«
    »Aber du machst das? Du spuckst rein?«
    »Du wolltest einen Schluck. Ich sage. Nimm doch zwei.«
    Stevie holte noch eine Auster aus seinem Hals und spuckte sie in die Flasche und hielt JuJu die Flasche hin.
    »Aber du machst das? Du würgst dieses Riesending raus, wo jeder denken würde, kein Mensch, der se noch alle hat, trinkt aus 'ner Flasche, in der dieses Ding schwimmt.«
    »Du willst einen Schluck. Hey. Nimm einen Schluck. Nimm, was du willst.«
    »Das heißt, du gibst mir deine ganze Cola. Nimm, was du willst. Wenn ich so verrückt bin, das Zeug zu trinken.«
    »Was mein ist, soll auch dein sein«, sagte Stevie.
    JuJu grinste falsch, ein spöttischer Blick. Dann schüttete er das Ganze mit einem langen Schluck in sich hinein. Er ließ einen kleinen, zischenden Rülpser folgen und warf Stevie die Flasche wieder rüber.
    Nick schaute bewundernd zu.
    Später an diesem Abend ging er mit Mike dem Kläffer Gassi. Er lief an der Mauer des Krankenhauses entlang und dann ostwärts durch die leeren Straßen. Gegenüber von dem Haus, wo die Frau wohnte, stellte er sich hin. Im vorderen Zimmer stand ein Bett, ohne Laken, ein leeres, hochgekurbeltes Bett, leicht zu erkennen, direkt rechts von den Eingangsstufen, bei halb zugezogenen Vorhängen, daneben brannte eine Lampe, und er stand eine Weile da und rauchte.
    Als er den Hund zurückbrachte, kamen zwei Männer die Stufen vom Billardsalon herunter. Er glaubte einen von ihnen wiederzuerkennen, von dem Pokerspiel, und sie kamen ziemlich lautstark die Stufen herunter, so daß der Hund zurückwich.
    Mike saß allein an der Theke und machte seine Abrechnung.
    »Wo hast du ihn denn hingebracht, aufs Männerklo von Grand Central?«
    Nick wedelte mit dem Daumen zu den Männern hin, die gerade gegangen waren.
    »Kenn ich diese Typen?«
    »Weiß nicht. Kennst du diese Typen?«
    »Ernste Sache, wie?«
    »Ich kann's dir auch gleich sagen«, sagte Mike. »Du wirst sowieso davon hören.«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich an den Kerl, der an der Tür saß, als wir die Pokerrunde laufen hatten?«
    »Klar. Walls.«
    »Walls war am Abend des Überfalls nicht hier.«
    »Ich fand das interessant.«
    »Das fanden manche. Und einige, die an dem Abend hier waren, dachten, einer der drei Täter.«
    »Wart mal. Die trugen doch Masken, oder?«
    »Hätte Walls sein können. Maske hin oder her. Und natürlich hat sich Walls seitdem nicht blicken lassen. Du kannst dir also vorstellen, daß sein Aufenthaltsort von Interesse ist. Abgesehen davon, daß zwei der Spieler in sehr enger Verbindung«, sagte Mike, »zur Organisation stehen.«
    »Zur Organisation. Und jetzt?«
    »Walls ist gesehen worden.«
    »Walls ist gesehen worden. Sie haben ihn gefunden.«
    »Und er hat Scheißpech. In einem puertorikanischen Lebensmittelladen, ungefähr eine Meile von hier.«
    »Was macht er denn in einem puertorikanischen Lebensmittelladen?«
    »Kauft ne grüne Banane. Hey. Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    Nick lachte. Die Nachricht erregte ihn. Er fand sie befriedigend, obwohl er Walls mochte, ja bewunderte, auf der Grundlage der paar Worte, die sie bei dem einen Mal gewechselt hatten. Sie hatten ihn gefunden und umgebracht. Er sagte sich, daß er daran denken mußte, als erstes morgen eine Zeitung zu holen. So was stand bestimmt in der Zeitung.
    »Dein Geld hat er auch genommen«, sagte Nick. »Nicht bloß das Bargeld auf dem Tisch.«
    Mike stellte sich auf einen Stuhl, um den Fernseher auszuschalten, der ohne Ton lief.
    »Ich hab nicht vor zu feiern«, sagte er. »So eine Sache bringt nur die falsche Art von Aufmerksamkeit. Ich hab schon das Revier zu schmieren, damit sie mir den Laden nicht dichtmachen. Der Überfall war schlimm genug. So eine Sache zieht die Mordkommission und die Presse an.«
    »Wie haben sie's gemacht?«
    »Wie haben sie's gemacht. Sie haben ihn erschossen. Peng

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