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Unterwelt

Unterwelt

Titel: Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don DeLillo
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seinen nächsten Stoß.
    »Verstehst du mich? Väter, Onkel, Vettern, Brüder.«
    »Das ganz bestimmte Leben.«
    »Du kriegst die Vier nie versenkt. Egal, was du aufs Korn nimmst, laß es mit der Vier«, sagte George. »Leute, die so leben.«
    »Dieses Leben«, sagte Nick.
    »Malavita. Wenn sie einmal drin sind, dann auch richtig.«
    Nick warf dem besagten Mann einen Blick zu, er war vielleicht vierzig Jahre alt, dick und muskelbepackt, eine Körpermasse, die nichts Schlaffes oder Schwabbelndes hatte, sondern hart war, muskelbepackt, aufgebaut auf dem bescheideneren Glück anderer Männer, so wie ein unglückseliges Ereignis am anderen Ende der Stadt einen stärker macht.
    »Statt dessen solltest du dir lieber mal die Zwei anschauen. Die Vier ist nicht dein Stoß, Nicky.«
    »Die Zwei.«
    »Madonn’, was muß ich tun, eine gedruckte Einladung schicken?«
    »Dieses Leben«, sagte Nick.
    »Dieses ganz bestimmte Leben. Unter der Oberfläche ganz gewöhnlicher Dinge. Und so organisiert, daß es in gewisser Hinsicht mehr Sinn hat, falls du verstehst, was ich meine. Es hat mehr Sinn als das Schwachsinnsleben, das wir anderen leben.«
    Nick musterte weiter den Tisch.
    »Das ist der Mann, der Walls, na ja, hat kaltmachen lassen?«
    »Woher soll ich das wissen ? Ich weiß es nicht, ich will es nicht wissen, ich will auch nicht weiter drüber reden.«
    »Nicht weiter, nicht weiter.«
    »Mach deinen Stoß«, sagte George.
    Mario Badalato. Vielleicht kannte er seinen Namen irgendwoher. Sie spielten ein paar Partien, und George gab ihm Tips und Ratschläge, und ein Typ am Nebentisch sang etwas auf die Melodie des bekannten Schlagers »Stormy Weather«.
    »Was das soll. Hab mit Rouge die Hose voll. Schlecht ge-bla-sen.«
    »Fast schon Strandwetter, George.«
    »Und das macht dich glücklich? Ich hasse den Strand. Hab früher mal am Strand gearbeitet.«
    »Sag bloß nicht Bademeister. Da tut einem ja das ertrinkende Kind leid.«
    »Schlauberger. Ich hab Eiskrem verkauft. Jahre her. Zweiunddreißig Grad im Schatten mit 'ner Kühlbox auf dem Rücken, und die fühlte sich an, als wär sie tausend Pfund schwer.«
    »Das wird immer noch so gemacht.«
    »Wir mußten Sonnenhelme tragen. Wie in Afrika.«
    »Die tragen die immer noch.«
    »Ich will mein Lebtag keinen Strand mehr sehen. Die Neun muß nach hier. Schau mal. Liegt doch alles prächtig da.«
    Es war Zeit für George, ins Restaurant zurückzukehren. Ein Rommespiel lief, und Nick stellte sich hin und schaute zu und langweilte sich und rief den Hund und ging mit ihm Gassi.
    Er stand im Mussolini-Park, während der Hund an ein paar Dreckhäufchen herumscharrte. Er schaute einem Abschleppwagen nach, dessen Fahrer mit mindestens hundert Sachen um den Kreisverkehr raste wie ein Rodeoreiter, der sich kurz vorm Absprung in die Kurve legt. Ein Bursche namens Grasso kam zu ihm, sie waren mal in derselben Klasse beim Werken gewesen, und er zeigte auf zwei Typen schräg gegenüber, am Imbiß, sie standen da und aßen irgendwas, beide Schwarze mit Sportjacken.
    »Die sind aus der Bowlingbahn gekommen. Dann sind sie an die Theke und haben sich bestellt, was sie halt bestellen.«
    »Schon mal gesehen?«
    »Hier? Die sind noch nie hiergewesen.«
    Die zwei Typen stellten ihre Pappbecher wieder auf die Theke und gingen Richtung Third Avenue, und Nick und Grasso folgten ihnen, den Hund im Schlepptau. Die Typen wußten, daß jemand hinter ihnen war. Nicht daß sie sich umgedreht hätten. Aber Nick sah, wie sie aufhörten zu reden und wie ihr Schritt vielleicht ein Spürchen anzog.
    »Was steht da auf den Jacken?«
    »Hawks, glaub ich.«
    »Schon mal gehört?« sagte Nick.
    »Nie. Hawks? Was für Scheiß-Hawks? Außerdem glaub ich nicht, daß die 'ne Sportmannschaft sind. Ich glaub, das ist 'ne Bande.«
    Sie kamen an der Leichenhalle vorbei und gingen anderthalb Straßen weit auf der Third Avenue unter den gestreiften Schatten der Hochbahn hindurch, und dann blieben die zwei Typen stehen und drehten sich um.
    Nick und Grasso schlossen auf.
    »Hawks? Was heißt Hawks?« sagte Grasso.
    Keine Antwort. Der eine bereit, der andere dachte noch drüber nach.
    »Wohnt ihr hier, die Hawks ? Weil ich glaub nämlich nicht, daß ich hier schon mal Hawks gesehen hab.« Keine Antwort.
    Der Hund kam dazu und begann, an den Füßen von einem der Typen herumzuschnüffeln.
    »Es ist besser, wißt ihr, vor allem nachts, wenn ihr bleibt, wo ihr hingehört. Und tagsüber auch«, sagte Grasso. »Aber besonders nachts,

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