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Unterwirf dich

Unterwirf dich

Titel: Unterwirf dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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starrten uns an, aber es störte mich weniger, als ich geglaubt hatte.
    Die ganze Zeit über redete er so gut wie kein Wort mit mir, außer um mir zu sagen, ich könne weder Kaffee noch Alkohol haben. Aber er gab mir meine Brille und das Buch, das ich vor der Auktion gelesen hatte, dann vergrub er sich hinter einer schrecklich abstrus aussehenden Zeitschrift, irgendwas mit Mathematik und Wirtschaft. Die runenartigen Notizen, die er sich auf grüne Karteikarten machte, konnten Gälisch oder Griechisch sein, aber auch physikalische Formeln. Es überraschte mich, dass er mich ab und zu hingucken ließ, aber er war so in seine Lektüre vertieft, dass er es gar nicht merkte. Vielleicht ließ er sich auch nur nichts anmerken. Er fand es bestimmt demütigend, so auf mich aufpassen zu müssen.
    Vielleicht, dachte ich, verschwindet er ja einfach aus meinem Blickfeld, wenn wir erst einmal auf der Insel sind. Aber das bezweifelte ich. Ich stellte mir eher vor, dass er in den Fluren herumlungerte wie einer dieser unendlich nachtragenden Shakespeare-Bösewichter in ihren schwarzen Samtwesten – Edmund, Jago, Richard III. Er sah sogar ein bisschen so aus – groß, mit spitzen Cowboystiefeln, die Haare zu einem strengen kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden und mit kalten blauen Augen. Oh, und einem überraschend kleinen, hübschen sinnlichen Mund.
    Aber wahrscheinlich forderte ich mein Glück heraus, wenn ich ihn so offen musterte. Er verzog verärgert das Gesicht, deshalb las ich rasch ein oder zwei Geschichten im Buch. Und dann raubte mir das helle Sonnenlicht über dem Mittelmeer den Atem. Ich drückte meine Nase ans Fenster. Ich war noch nie in Griechenland gewesen. Natürlich war das hier kein Sightseeing-Trip, aber ich war trotzdem ganz aufgeregt.
    Und von dem kleineren Flugzeug aus, das uns dann zu Mr. Constants Insel brachte, konnte man noch mehr sehen. Eine wunderschöne felsige Landschaft im schimmernden Meer. Ein offener Jeep erwartete uns auf dem Rollfeld. Wir fuhren durch einen kleinen Ort – Frauen in Schwarz mit Kopftüchern blickten uns neugierig hinterher. An einer niedrigen Steinmauer angekommen, hielt Stefan den Wagen an und sagte mir, ich solle alle meine Kleider ausziehen, außer die Stiefel. Er fesselte mir die Hände hinter dem Rücken und ließ mich auf dem Rücksitz niederknien. Dann befestigte er die Leine an meinem Kragen und hakte sie an einem der Türgriffe ein.
    Rasch fuhr er auf den holprigen Schotterstraßen weiter. Hier und dort kamen Leute an uns vorbei, die Pferde am Zügel führten oder Ziegenherden hüteten. Ich nahm an, dass sie für Mr. Constant arbeiteten oder sein Land gepachtet hatten. Zwei Jungen im Teenageralter, die eine Mauer am Straßenrand reparierten, blickten auf, lachten schallend und machten obszöne Gesten. Etwa fünf Minuten später endete die Straße, und Stefan führte mich über einen kleinen Hügel zu einem Pferch.
    Niemand begrüßte uns. Im grellen Sonnenlicht konnte ich zuerst nur einen nackten Jungen und eine kleine, schwarz gekleidete Gestalt erkennen. Ich keuchte ein wenig; Stefan hatte mich schnell hinter sich hergezogen. Jetzt nahm er mir die Leine ab und schubste mich vorwärts. Er hoffte wohl, dass ich hinfallen würde, da meine Hände den Sturz nicht abmildern konnten. Ich schrie auf und setzte all meine Willenskraft ein, um aufrecht zu bleiben, was mir wundersamerweise auch gelang. Es geschah alles sehr schnell, aber das Paar auf der Weide wandte mir sofort seine Aufmerksamkeit zu. Und ich nutzte die Gelegenheit, um einen kurzen Blick auf sie zu werfen.
    Der Kleinere war vermutlich mein Trainer. Aber hatte Mr. Constant erwähnt, dass es eine Frau war? Nun, dachte ich, er hatte jedenfalls nicht gesagt, dass es keine war. Dabei hatte ich einen großen, kräftigen Mann erwartet. Aber in dem Moment, als ich taumelnd versuchte, das Gleichgewicht zu halten, sah ich, wie sie die Lippen kräuselte. Sie verstand ihren Job. Ein großer, kräftiger Mann wurde hier gar nicht gebraucht.
    Sie war etwa eins fünfundsechzig, durchtrainiert und drahtig, mit scharfen, schwarzen Augen, die in starkem Kontrast zu ihrer blassen Haut und ihren weißen, kurzen Haaren standen. Ihre Jeans und ihr ärmelloses T-Shirt waren ebenfalls schwarz, und die abstrakten Tattoos auf ihren eindrucksvollen Armmuskeln sahen aus wie nicht zu entziffernde präkolumbianische Zeichnungen. Die Tattoos waren alle schwarz, nur die dünne Schlange, die sich um ihr linkes Handgelenk wand, hatte rote

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