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Unterwirf dich

Unterwirf dich

Titel: Unterwirf dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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anstrengend gewesen zu verstehen, was mit mir passierte.
    Jonathan und Kate, dachte ich. Unablässig gingen mir die Namen durch den Kopf. Meine Güte, es würde so sein, als hätte ich McCabe und Mrs. Miller. Na ja, wenn man überhaupt sagen konnte, dass ich sie hätte. Schließlich hatten sie eher mich, oder? Sklaven, die zwischen Liebhabern ausgetauscht wurden, waren immer die wertvollsten. Wenn ich noch mehr darüber nachdachte, würde ich am Ende noch einmal ohnmächtig werden.
    Meine Ohnmacht hatte ihn enttäuscht. So etwas hatte ich noch nie gemacht, und er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Ich konnte ihm nicht helfen. Vor lauter Schwindel und Verwirrung und der Distanz, die daraus zu entstehen schien, wusste ich nicht mehr, was ich wirklich empfand.
    Sanft verrieb er Salbe auf meinem Hintern, nachdem er mit einem feuchten Handtuch ein bisschen Blut weggewischt hatte. Ich sah ihm an, dass das Blut ihn erschreckt hatte. Es verstieß gegen die Regeln der Gesellschaft, die Sklaven zum Bluten zu bringen, und Jonathan glaubte an Regeln. Vor allem seit seinem Erlebnis mit Mr. Brewer. So wie die Bedingungen, die er mir dargelegt hatte, ein bisschen viel für meine Fantasie gewesen waren, war das Blut ein bisschen viel für den Kontrollfreak in ihm.
    Er brachte mir Brandy, streichelte mir übers Gesicht, ließ mich an seinen Zigaretten ziehen. Ich lag auf dem Bauch und blickte aus dem Fenster. Die Wolken rissen auf, der Himmel hinter Montmartre verwandelte sich in dieses tiefe Tintenblau, das einem klarmacht, dass der Morgen nicht mehr fern ist. Er zog mir Schuhe und Strümpfe aus und lockerte sogar meinen Kragen ein bisschen.
    Er erzählte mir alles Mögliche, Marginalien aus seinen Geschichten, seltsame, fragmentarische Geständnisse. »Ich wollte dir eigentlich von Kate erst dann erzählen, wenn du zugestimmt hättest, zu mir zurückzukommen. Ich wollte, dass du zu mir zurückkommst, nicht zu ihr und mir. Und ich habe immer noch ein bisschen Angst, dass du ihr ergebener sein wirst als mir.
    Du bedeutest mir nämlich etwas«, fügte er traurig hinzu, aber er klang auch ein bisschen aggressiv und ein bisschen selbstverliebt. Ja, dachte ich, und als ich die Geschichten Revue passieren ließ, die wir uns in den letzten Tagen erzählt hatten, wusstest ich auch, wie viel ich ihm bedeutete. Es mochte ein komplexes Muster sein, aber es war endlich ein geschlossenes System. Ich schloss die Augen, sah Dinge, die ich gesehen hatte, Dinge, von denen ich nur gehört hatte – Kate wie ein Bild von Renoir in einem roten Lehnsessel, Jonathan, der Ariel im Ponywagen küsste. Alles nur ein Zeichen von Macht, Leidenschaft oder Bedürfnis. In diesem System wäre ich nichts als eine Ziffer, ein bebender Boden für Kommunikation und Fantasie. Sie würden Peitschen benutzen, um einander auf meiner Haut Liebesbriefe zu schreiben. Und sie würden necken und quälen – indem er mich nachlässig behandelte oder sie meiner Disziplin den letzten Schliff gäbe.
    Erneut wurde mir schwindlig. Alice, die in ein Kaninchenloch fällt, vorbei an Tassen, Landkarten und Bildern auf ihrem Weg zum Mittelpunkt der Erde. Freier Fall durch ein geschlossenes System, rief ich mir ins Gedächtnis. Nicht ganz. Es gab ein Leck. Jemand war unaufgefordert eingedrungen, ein Außenseiter hatte seine Sichtweise eingebracht. Ich stellte fest, dass ich mich darauf konzentrierte, mir vorstellte, was der Eindringling durch das Schlüsselloch gesehen hatte. Wenn du die Balance verlierst, bleibst du aufrecht stehen, wenn du deinen Blick auf einen festen Punkt richtest.
    Jonathan streichelte mir über den Kopf und legte ein Laken und eine Decke über mich. Sie waren leicht, warm und seidig und taten meinen Striemen nicht allzu weh. Ich dachte, dass ich vielleicht sogar schlafen könnte.
    Ich weiß noch, dass der Himmel schon grau war, als ich einschlief. Und ich kann mich nicht mehr erinnern, wie er ins Bett gekommen ist. Ich glaube, er hat einfach dagesessen, Brandy getrunken und mich beobachtet.

Der fünfte Tag
    Carrie
    Als ich spät am nächsten Morgen aufwachte, sah ich ihn auch nicht. Croissants, pain au chocolat und Kaffee in einer Thermoskanne standen für mich bereit, und ich war fast unanständig hungrig. Meine Muskeln waren steif, mein Hintern schmerzte, aber eigentlich war es nichts, woran ich nicht gewöhnt war. Und was die Traurigkeit und Verwirrung des gestrigen Abends betraf – nun, ist es nicht seltsam, wie man völlig verwirrt

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