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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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tung, weil ich weiß, dass es in Aspen Meadow eine Schlangenzüchterin gibt. Weißt du, sie geht in die Schulen und gibt Vorführungen mit lebendigen Schlangen. Vielleicht können wir uns mit ihr in Ve r bindung setzen, um heraus ­ zubekommen, wer sich die Klappe r schlange besorgt hat, ich weiß, dass sie sie verkauft …«
    »Julian! Um Himmels Willen!«
    »Begreifst du denn nicht, was auf dem Spiel steht? Er ist nicht sicher! Keiner v on uns ist sicher!« Er war wütend.
    Einen zweiten Keks auf halbem Wege zum Mund, fuhr ich ihn an: »Könntest du dich bitte abregen? Es führt zu nichts, wenn du als Reaktion darauf rauchst, trinkst, deine Waffen hervorholst und der Schlangendame Daumen ­ schrauben anlegst, okay?« Ich legte den Keks zurück auf den Teller und holte tief Luft. »Würdest du jetzt bitte hin ­ aufgehen und ein bisschen schlafen? Du wirst deine Kraft morgen für die Zwischenprüfungen brauchen, zumal die Z u lassungskommissionen vor der Tür stehen. Ich muss auch ins Bett«, fügte ich in einem Nachsatz hinzu.
    »Versprichst du mir, dass du bei Schulz nachhakst?«
    »Ich bin dir ein ganzes Stück voraus, Julian.«
    Er dachte einen Augenblick darüber nach und warf mir dann einen vorwurfsvollen Blick zu. »Du hast mir überhaupt nicht g e sagt, wo du warst.«
    »Nicht, dass ich dir darauf eine Antwort geben müsste, aber ich war bei Schulz zum Abendessen. In Ordnung?«
    Er sah auf die Keramikuhr, die über meiner Spüle hing. Ein Uhr. »Bisschen spät für ein Abendessen, findest du nicht?«
    »Julian, geh zu Bett.«

    Um sieben Uhr klingelte das Telefon. Ich tastete nach dem Hörer. »Goldilocks Partyservice. Alles vom …« »Ah, Goldy, die Part y lieferantin?« sagte Pastor Olson.
    »Oh, Gott!« gurgelte ich in den Hörer. »Woher wissen Sie es?«
    »Ehm …«
    »Ich meine, wie haben Sie es erfahren. Es war erst gestern Abend!«
    »Was?«
    Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und hütete mich, noch ein Wort zu sagen. Es entstand ein unbehagliches Schweigen, während ich unwillkürlich rekapitulierte, was ich in der Sonntagsschule über sexuelle Aktivitäten Unver ­ heirateter gelernt hatte: »… entweder alleinstehend und enthaltsam oder verheiratet und treu.«
    Na gut. Das Schweigen zog sich in die Länge. Pastor Ol ­ son räusperte sich.
    Ich setzte mich behutsam auf und fragte mich, ob Priester wohl häufiger auf morgendliche Gewissensbisse stießen. Vielleicht hatten sie gelernt, sie zu ignorieren. Nach einer Weile setzte Pastor Olson in normalem Ton wieder an. »Es tut mir leid, dass ich so früh anrufe, Goldy. Ehm … aber ich bin den ganzen Tag auf einem Klerustreffen in Denver und wollte ihnen die endgültige Persone n zahl für die Ausschuss ­ sitzung am Freitag durchgeben. Wir werden zu zwölft sein.«
    Ich schluckte schwer. »Zwölf. Wie biblisch.«
    »Können Sie mir die Speisefolge sagen? Wegen unserer the o logischen Diskussion.«
    »Fisch«, antwortete ich lakonisch.
    Als ich keine weiteren Erklärungen gab, murmelte er et ­ was, das sich nicht nach einem Segenswunsch anhörte, und legte auf. Sofort klingelte das Telefon wieder. Ich ließ mich in die Kissen fallen. Warum immer ich?
    »Besuchen Sie Aspen Meadow«, deklamierte Maria mit heiserer Stimme, »die Hauptstadt der Promiskuität im ame ­ rikanischen Westen.«
    Ich drehte mich auf die Seite und blinzelte verschlafen in die Morgendämmerung. In der Ferne lagen Wolken wie eine Wol l decke über den Bergen.
    »Ich weiß nicht, wieso George Orwell sich die Mühe ge ­ macht hat, ›1984‹ zu schreiben. Offensichtlich hat er nie in einer Klei n stadt leben müssen, in der der Große Bruder zur alltäglichen Real i tät gehört.«
    »Du streitest es also nicht ab?« fragte Maria.
    »Ich sage überhaupt nichts. Sag du mir, warum du so früh a n rufst.«
    »Falls du dich fragen solltest, wie ich darauf gekommen bin, dass etwas im Busch ist, meine Liebe: Ich habe diesen jungen Burschen angerufen, den ich so mag, deinen ju ­ gendlichen Hau s genossen und Helfer …«
    »Er heißt Julian.«
    »Ja, also, ich habe gestern Abend mehrmals bei dir an ­ gerufen und hatte Julian am Apparat, der, wie ich sagen muss, etwas g e sprächiger ist als seine Chefin. Er sagte, in dei ­ nem Terminkalender sei kein Auftrag vermerkt.« Sie machte eine Pause, um verneh m lich in irgend etwas hin ­ einzubeißen. »Als er um elf Uhr immer noch nicht mehr wusste, sich aber offensichtlich vor Sorge ve r zehrte, dachte ich: Das ist die beliebte

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