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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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dem Leiter des Fach ­ bereichs für vergleichende Literaturwissenschaft an der Colorado University noch einen Gefallen schuldig, weil er ihm geholfen hatte, irgen d einen Studenten an der Uni unter ­ zubringen, daher hat Perkins Egon Schlichtmaier als eine Art Übergangslösung als Lehrer für amerikanische Ge ­ schichte eingestellt. Das war übrigens, nachdem er eine andere Geschichtslehrerin, eine Miss Pamela Samuelson, ver ­ gangenes Jahr wegen eines Skandals gefeuert hatte, über den weiter nichts bekannt ist. In diesem Jahr sollte Egon »ich nach einer Dozentenstelle am College umsehen.«
    »Miss Samuelson? Miss Pamela Samuelson? Wieso kommt mir der Name bekannt vor?«
    »Pamela Samuelson war in deinem Aerobic-Kurs, bevor du aus dem Club ausgetreten bist, Dummchen.«
    »Ach, ja«, sagte ich und konnte immer noch kein Gesicht mit dem Namen in Verbindung bringen. »Was ist mit Egon Schlich t maiers Geschichte mit den Studentinnen? Wie konnte Perkins es rechtfertigen, einen solchen Burschen an die Schule zu holen?«
    Maria seufzte vernehmlich. »Komm schon, Goldy. Wie wir beide wissen, bleibt der Ruf eines Mannes untadelig, so ­ lange niemand herumposaunt, wie schrecklich er ist.«
    »Die Studentinnen haben also nichts herumerzählt. Je ­ denfalls nicht in der Öffentlichkeit.«
    »Anscheinend nicht. Und ich denke, falls jemand da ­ hinterkommen sollte, hatte Perkins vor, es als jugendlichen Übe r schwang hinzustellen, den die Leute bald vergessen würden, wenn man Gras über die Sache wachsen ließe. Es heißt, Perkins hat Egon eindringlich gewarnt, sich mit Schü ­ lerinnen einzulassen, sonst könne er den Langhornstieren auf dem Viehmarkt Französisch beibringen. Und nichts deutet daraufhin, dass Egon sich an Frauen herangemacht hätte, die nicht ungefähr in seinem Alter waren. Dazu spä ­ ter mehr. Und da liegt das Problem. Was meinst du, wie groß die Bereitschaft eines Colleges wäre, Schlichtmaier einzustellen, wenn ein ehrgeiziger Nachwuch s reporter, der seiner Bewerbung für die Journalistenschule der Columbia University etwas Würze verleihen will, seine Ve r gangenheit in einer Artikelserie im Mountain Journal breitträte?«
    »Nein, nein, nicht Keith Andrews …«
    »Genau der. Und rate mal, wer versucht hat, Keith zu be ­ wegen, die Artikel nicht zu veröffentlichen? Dein lieber Julian!«
    »Ach Gott. Bist du sicher?«
    »Ich habe es so gehört. Und rate mal, wer mit Schlicht ­ maier g e schlafen hat, bis sie vermutlich die ganze Ge ­ schichte über seine Vergangenheit erfahren hat, und zwar von niemand anderem als ihrem Lieblingsschüler Keith Andrews?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, dass du es mir sa ­ gen wirst.«
    »Mademoiselle Suzanne Ferrell. Ich weiß nicht, ob sie sich u n widerruflich getrennt haben, aber ich werde es wahr ­ scheinlich beim Aerobic-Kurs um neun Uhr erfahren.«
    »Erzähl mir von diesem unbekannten Skandal mit Miss … wer war Schlichtmaiers Vorgängerin?«
    »Pamela Samuelson, ich habe es dir doch gesagt.«
    »Könntest du dem nachgehen? Ich würde mich gern mit ihr treffen.«
    »Sie hat in einen anderen Aerobic-Kurs gewechselt, es dürfte also schwierig werden.«
    »Gut, lass mich all das Schulz erzählen.«
    Maria kicherte vielsagend. »Ehrlich, ich habe dir diese ganze Geschichte nur erzählt, damit du einen Vorwand hast, ihn heute morgen anzurufen.«
    Sie legte mit dem Versprechen auf, die ganze Schnüffe ­ lei für mich zu erledigen, wenn ich sie mit Keksen bezahlte. Als ich ihr Schokobiscotti versprach, geriet sie in Ver ­ zückung.
    Ich machte meine Yogaübungen und dachte beim Anzie ­ hen über das Kommunikationsnetz in Aspen Meadow nach. Als die Stadt sich von einer Feriensiedlung zu einem Ort entwickelt hatte, in dem das ganze Jahr Menschen lebten, war die erste soziale Einrichtung die Feuerwache. In einem so trockenen Klima, in dem ein Brand in weniger als einem Augenblick hektarweise Wald vernichten konnte, hatte die Notwendigkeit, sich gegenseitig zu schützen, selbst hartge ­ sottene Einzelgänger zu sozialen Kontakten g e zwungen. Da das Wetter und die Straßenverhältnisse im Winter äußerst wechselhaft waren, benutzten die Menschen heutzutage das Telefon, um sich alles über jeden zu erzählen. Das heißt, wenn man nicht gerade vom Aerobic-Kurs profitierte. Manchmal hörte ich über jemanden so viele Neuigkeiten, das der Betreffende, wenn ich ihn das nächste Mal sah, mir vorkam, als sei er gealtert. Egon Schlichtmaier konnte

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