Untitled
Therapierechnungen als Be weis.«
Er beugte sich vor, um mich zu küssen. Er traf meinen Mund nur halb, und wir mussten lachen. Im Zimmer war nur noch das Knistern des Feuers und unser langsames At men zu hören. Unau s gesprochene Worte hingen im Raum.
Ohne seine Augen von meinen zu wenden, schob Schulz eine Hand in mein Kreuz und beschrieb dort zarte Kreise. Wie sehr wünschte ich mir, geliebt zu werden.
Ich sagte: »Ach, ich weiß nicht …«
»Du magst mich doch, oder?«
»Ja.«
Und es stimmte tatsächlich. Das herrliche Abendessen hatte mir gefallen, ich mochte das knisternde Kaminfeuer, diesen liebevollen Mann, dessen Berührung mich nun er zittern ließ nach all den Jahren selbst auferlegter Enthalt samkeit. Ich nahm Schulz’ Hände. Es waren große, raue Hände, Hände, die tagtäglich auf eine Weise, die ich mir nur ausmalen konnte, Fragen nach Leben und Tod und der moralischen Grundlage des Handelns nachspürten. Ich lächelte, hob meine Hände an sein Gesicht und richtete sei nen Kopf so aus, dass unsere Lippen sich trafen, als ich nun meinen Mund auf seinen legte.
Wir liebten uns auf seiner Couch, fast völlig angezogen und in großer, bebender Hast. Dann legte er zärtlich seine Hände um meine Hüften und meinte, wir sollten nach oben gehen. Als mir auf der Treppe meine geöffneten Kleider fast vom Leib fielen, fasste er mich mit einer Hand an der Hüfte und drückte mich gegen die Wand. Und als sein warmer Mund diesmal meinen fand, verpasste er ihn nicht.
Sein holzgetäfeltes Schlafzimmer mit der hohen, schrä gen Decke roch einladend nach Rasierwasser und Kiefern holz. Schulz reichte mir einen dicken, weichen Frottee mantel. Er zündete eine Kerosi n lampe neben dem grob ge zimmerten Himmelbett an. Die Flamme warf ihr Licht auf uns und das Bett und ließ die übrigen Teile des Raumes in tiefer Dunkelheit. Unter meinen nackten Füßen fühlte sich der Holzboden sahnig kalt an. Ich schlüpfte zwischen die kühlen Baumwolllaken und behielt den Bademantel an.
Er beugte sich zu mir. »Geht es dir gut?«
»Mir geht es sehr gut.«
Als Schulz unter die Decke kroch, sank die Matratze un ter dem Gewicht seines Körpers ein, und ich rollte unwill kürlich gegen ihn. Es war ein seltsames Gefühl, nachdem ich fünf Jahre allein g e schlafen hatte. Er zog die Daunen decke über meine Schultern und flüsterte: »Ich liebe dich, jetzt und für alle Zeit.«
Ich konnte nicht dagegen an. Tränen liefen mir über die Wangen. Mein Atem kratzte hinten in der Kehle. Er nahm mich fest in seine Arme, und ich raunte gegen seine warme Schulter: »Danke. Danke.«, während seine Finger sanft un ter den Bademantel glitten.
Diesmal waren unsere Liebkosungen langsam und ohne Hast, und fast überraschend überwältigte uns der große, wogende Höhepunkt. Kurz bevor ich in Schlaf sank, sah ich vor meinem inneren Auge, wie Schulz den zerrissenen Ka daver meines Herzens nahm und ganz sanft anfing zu nähen.
Mit einem Satz wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich dachte: Ich muss nach Hause, mein Gott, das ist unglaublich. Schulz und ich waren auseinandergerollt. Ich drehte mich um und betrachtete sein Gesicht und seinen Körper im Mondschein, der durch das vorhan g lose Fenster fiel. Seine Wangen waren entspannt wie die eines Kindes; sein Mund war leicht geöffnet. Ich küsste ihn auf die Augenlider. Sie fühlten sich an wie die samtige Haut junger Pfirsiche. Er schlug die Augen auf und stützte sich auf einen Ellbogen. »Geht es dir gut? Musst du gehen? Brauchst du Hilfe?«
»Ja, ich muss gehen, aber nein, ich brauche keine Hilfe.« Und es ging mir gut. Zur Abwechslung.
Ich zog mich schnell an, umarmte Schulz lange und wort los und flitzte im Range Rover nach Hause. Es war kurz nach Mitternacht. Es hatte aufgehört zu schneien, und die Wol kendecke war au f gerissen. Der Mond stand hoch und leuch tend am Himmel, ein klarer, weißer Halbmond. Die sau bere, kalte Luft, die durch die Wagenfenster stob, war un glaublich mild. Ich fühlte mich herrlich, leicht im Kopf, leicht im Herzen, schwindelig vor Übermut. Ich lenkte den Rover mit einer Hand nach Hause und lachte. Eine schwere Last war von mir genommen; ich schwebte.
Leider sollte sich meine Hoffnung nicht erfüllen, mich heimlich ins Bett stehlen zu können. Als ich um die Ecke bog, strahlte mein Haus, und nur meines, wie ein Leucht turm. In allen Fenstern war Licht.
»Wo warst du?« fragte Julian
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