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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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Durcheinander in der Küche, es waren viele Leute da, es gab viel Hin und Her ums Probie ­ ren der Marmelade.« Ich sah meine Hand wie in Zeitlupe in die Besteckschublade greifen. »Es ist einfach passiert.«
    Er dachte darüber nach. Zum ersten Mal fiel mir auf, wie sor g fältig er sich für unser gemeinsames Mittagessen ge ­ kleidet hatte: Nadelstreifenhemd, Ripskrawatte, Strickwe ­ ste und Kordhose. Während ich ihn von oben bis unten mu ­ sterte, zwinkerte er mit den Augen und sagte: »Audrey hat nichts davon erwähnt, dass sie selbst ein College besucht hätte.«
    »Hat sie aber, zumindest eine Zeit lang. Aber es hat soviel g e regnet, dass sie mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zum Un ­ terricht Fische überfahren hat, wie sie sagte. Und ich glaube, die Seminare waren furchtbar. Verabredungen hatte sie überhaupt nicht. Und alle an der High School hatten ihr erzählt, dass es eine wundervolle Erfahrung würde. Sie hat in der Schulklinik eine Therapie gemacht. Auch die fand sie entsetzlich. Endlich kam sie zu dem Schluss, dass die Schule selbst sie unglücklich machte. Sie ging ab und heiratete. Und jetzt geht die Ehe in die Brüche.«
    Schulz sah mich mit undurchdringlicher Miene an. »Wie lange hat sie diesen Lieferwagen schon, weißt du das?«
    Die Frage kam so unerwartet, dass ich lachen musste. »Herrje, Kommissar, das weiß ich nicht. Solange ich sie kenne. Meine Theorie ist, sie fährt ihn, weil er zu ihrem Image gehört.«
    Schulz sah mich schräg von der Seite an. »Hältst du sie für fähig, einen Menschen zu töten?«
    Mich überlief ein kalter Schauer. Ich wählte jedes Wort mit B e dacht und sagte: »Ich weiß es nicht. Was hast du für einen Ve r dacht?«
    »Erinnerst du dich an K. Andrews in Lakewood?« Auf mein Kopfnicken fuhr er fort: »Ich bin hingefahren und habe alle Nac h barn befragt, obwohl die Jungs aus Lakewood das schon getan hatten. Da ist kaum jemand über Tag zu Hause, und niemand hat etwas ungewöhnlich Verdächtiges gesehen. Ein blauer Mercedes, eine silberfarbene Limou ­ sine, ein alter, weißer Lieferwagen, vielleicht ein neuer Eis ­ wagen. Nichts, das eine Identifizierung möglich machen würde. Eine junge Mutter sah eines Tages aus dem Fenster und beobachtete, wie jemand an Kathy Andrews Briefka ­ sten anhielt. Sie hatte es bereits gemeldet. ›Etwas U n gewöhnliches‹, sagte sie, ›etwas, das da nicht hingehörte. Das ist alles, woran ich mich erinnere.‹«
    »Etwas, das da nicht hingehörte?« fragte ich verwirrt. »Ein Möbelwagen? Eine fliegende Untertasse? Ist das alles, was du aus ihr herausbekommen konntest?«
    »Heh! Glaub’ nicht, ich hätte es nicht versucht. Ich frage sie: ›Kein Wagen aus der Nachbarschaft? Nicht UPS oder ein anderer Paketdienst?« Sie schüttelt den Kopf. Ich wei ­ ter: »Nicht der ü b liche Briefträger?‹ ›Nein, nein, nein‹, sagt sie, ›es war etwas, für das es zu spät war, es war nur einen Moment da, und dann war es verschwunden.« Das ist alles, was ihr im Gedächtnis geblieben ist. Ich sage: ›Zu spät wofür? Für die Post?‹ Und sie sagt: ›Ich weiß es einfach nicht.‹«
    »Du hast also alle Leute mit Lieferwagen und Limousi ­ nen überprüft, und keiner war zu spät für irgend etwas.«
    »Genau. Nada. Das gleiche haben die Lakewood-Jungs auch festgestellt.« Er nippte an seinem kalten Tee. »Und dann sehe ich Audrey Coopersmiths Lieferwagen vor dei ­ nem Haus und denke, ›ein alter, weißer Lieferwagen«, wie eine der anderen Nachbarinnen gesagt hat. Kathy Andrews’ ehemaliger Freund fuhr einen Lieferwagen. Findest du, dass Audreys Wagen alt aussieht?«
    »Alt? Ich schätze, er ist nicht gerade neu und chromblit ­ zend … aber warum sollte Audrey einer Frau aus Lakewood die Kreditkarte stehlen und sie dann totschlagen?«
    »Weiß ich nicht. Die meisten Fälle von Kreditkartenbe ­ trug, mit denen wir es zu tun haben, sind Frauen – ent ­ schuldige, Miss G. –, die ihren Freundinnen die Karten klauen und ihre Einkäufe mit deren Namen unterschrei ­ ben. Audrey arbeitet in der Buchhandlung in Denver, und vielleicht geht sie in ihrer Pause über die Straße zu Neiman-Marcus, sieht ein Mädchen beim Einkaufen und hört, wie die Verkäuferin sagt: ›Vielen Dank, Miss Andrews«, und Miss Andrews antwortet: »Sagen Sie doch Kathy.« Vielleicht denkt Audrey mit all ihren Geldsorgen, Keith Andrews ist eine gute Möglichkeit, die Karte wegzuschaffen, wenn etwas schiefläuft. Andererseits haben ihn vielleicht

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