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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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genug.
    »Meine Güte! Eine renommierte Schule macht einen Menschen nicht. Bei dir hört es sich an, als wäre es Sex oder so was!«
    Schulz zog seine Mundwinkel nach unten, um nicht zu lachen. Er räusperte sich mit einem tiefen Grummeln und sagte: »Ach ja? Wie Sex? Das klingt interessant. Goldy? Du hast deinen Tee noch gar nicht angerührt.«
    Ich ließ mich wieder nach vorne sinken und nippte ge ­ horsam an meinem Tee. »Ich will dir eines sagen, meine Studienberaterin hat mir die Sterne vom Himmel verspro ­ chen, und ich habe ihr g e glaubt.«
    Audrey sagte: »Wirklich? Wo warst du denn?« Ich sagte es ihr; sie war beeindruckt: »Mensch! In jedem Spind ein Kamelhaa r mantel!«
    »Verschone mich!« Ich erinnerte mich an die durchfro ­ renen Nächte, in denen sich Eisregen und Schnee misch ­ ten. Ich konnte mich nicht erinnern, auch nur einen ein ­ zigen Kamelhaarmantel gesehen zu haben. Ich seufzte: »Woher kommt eigentlich dieser Ruf? Die Leute denken, wenn du auf dieses oder jenes College gehst, bist du ›in‹. Geh’ auf diese oder jene Schule, und du wirst hübsch, in ­ telligent, bekommst eine tolle Stelle und wirst eine erfolg ­ reiche Frau. Was für ein Quatsch.«
    »Sie wird auf ihre alten Tage zynisch«, meinte Schulz aus dem Mundwinkel heraus zu Audrey. Und zu mir gewandt sagte er heiter: »Reichst du mir bitte den Zucker?«
    »Ich meine, sieh dir nur die Broschüren an.« Ich reichte Schulz mit meiner gesunden Hand die Zuckerdose. »Sieh dir die Großau f nahmen von gotischen Türmchen an … die nehmen sie so auf, damit man den Smog nicht sieht. Sieh dir die gut aussehenden, gut gekleideten Mädchen aus pro ­ testantischen Familien ange l sächsischer Herkunft an, die gemeinsam über den üppig grünen Campus schlendern. Sie und ihre Freundinnen machten sich übers Wochenende auf und davon, während die weniger attraktiven Mädchen allein in den Wohnheimen blieben und die gelichteten Rei ­ hen bei den Mahlzeiten ihnen anklagend ihre eigene Un ­ beliebtheit vor Augen führten.«
    Ich setzte meine Teetasse ab und hielt meine Hände, als blättere ich eine imaginäre Broschüre durch. »Wow! Sieh dir das Bild mit diesem energiegeladenen Dozenten und diesen Studenten an, die eifrig Notizen machen – das muss ein faszinierendes Seminar sein!« Ich bedachte sie mit einem aufmerksam-faszinierten Blick. »Dieses Seminar brauchst du für dein Hauptfach, aber du hast dre i einhalb Jahre gebraucht, hineinzukommen! Beklage dich bei dei ­ nen Eltern, wie ich es gemacht habe, und sie sagen: »Dafür b e zahlen wir Tausende im Jahr?‹« Ich nippte an meinem Tee und grinste sie breit an. »Mann, ich fand es einfach toll, an einer b e rühmten Schule zu sein.«
    Schulz erklärte Audrey geduldig: »Goldy ist leicht erreg ­ bar.«
    »Nee«, sagte ich, überrascht über die Leidenschaftlich ­ keit meiner kleinen Schmährede. »Also wirklich, ich gebe der Schule sogar Geld.«
    Das Telefon klingelte. Schulz sah mich wieder fragend an, und ich nickte. Diesmal war es Julian. Er hatte von der Spinne n geschichte gehört, als Hank Dawson sein Verspre ­ chen eingelöst und die Plätzchen abgeliefert hatte. Julian war außer sich. Schulz versuchte, es von der leichten Seite zu nehmen und sagte: »Ich habe sie gewarnt, sie soll nicht versuchen, mit Spinnen zu kochen«, aber Julian wollte da ­ von nichts hören. Ich hörte ihn brüllen.
    Ich machte Schulz ein Zeichen: »Lass’ mich mit ihm re ­ den.« Als er mir resigniert den Hörer reichte, sagte ich: »Ju ­ lian, es geht mir gut, ich möchte, dass du aufhörst, dir Sor ­ gen um mich zu machen …«
    »Wer hat die Spinne in die Schublade gesetzt?« brüllte er. »Miss Ferrell? Um von ihren anderen Problemen abzu ­ lenken?«
    »Also, Julian. Natürlich hat Miss Ferrell sie nicht in die Schu b lade gesetzt. Komm schon. Jeder weiß, dass es in ganz Colorado Schwarze Witwen gibt. Ich glaube kaum, dass Miss Ferrell oder überhaupt jemand absichtlich etwas so Hässli ­ ches tun würde.«
    »Wollen wir wetten? Sie hat mir gerade gesagt, dass sie rein gar nichts über Ernährungswissenschaften weiß! Ich wette, sie hält es nicht der Mühe wert. Sie wird mir keine gute Empfehlung geben, das weiß ich. Sie ist eine Hexe er ­ ster Klasse.«
    »Ich werde mit ihr sprechen«, bot ich an.
    »Das wird viel nützen«, erwiderte er verbittert. Und dann seufzte er. Es war ein tiefer, resignierter, schmerzlicher Seuf ­ zer.
    »Was gibt es sonst noch?« fragte ich

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