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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ruhig das Kreuz brechen.
     »Und… Signoradonna Romilda?« fragte Signora Pippi neddra.
     »Naja«, machte Signora Nitta. »Morgens läßt sie sich nicht mehr blicken.«
     »Nun ja«, sagte Signora Pippineddra, »ich muß jetzt gehen, Gevatterin. Mir ist eingefallen, daß ich noch was zu erledigen habe.«
     Das, was sie soeben von ihrer Gevatterin Nitta erfahren hatte, wollte sie auf der Stelle ihrer Tochter Catarina erzählen, die Dienstmädchen im Hause von Signoradonna Romilda war.
     Signoradonna Romilda, Gattin des Posthalters Cavaliere Arturo Brucculeri, war die Frau, die vor dem Auftauchen von Donna Trisìna gleich nach Beendigung der Messe in die Sakristei zu schlüpfen pflegte.
    Er blickte zum Fenster hinaus aufs Land und bemerkte, daß die Sonne nur noch ein dünner Hauch am Horizont war. Jesses! Wie lange hatte er eigentlich gebraucht, um Ordnung in die Papiere zu bringen? »Caminiti!«
     Der Amtsdiener antwortete nicht. Daraufhin ging Bovara zur Türe. »Caminiti!«
     Seine Stimme hallte durch den leeren Flur. Er ging zurück, nahm die Tischglocke, die zwischen den Papierstapeln hervorschaute, klingelte und wartete. Aber von Caminiti auch jetzt keine Spur. Bovara ging auf den schon fast dunklen Flur hinaus, kam wieder zurück, um noch einmal fest mit der Glocke zu läuten. Alle Bürotüren standen offen, aber niemand zeigte sich, um zu fragen, was das bedeuten sollte, was er da mache. Mitten auf dem Flur blieb er stehen und mit einer gewissen nervösen Anspannung läutete er die Glocke noch einmal. Sollte das etwa heißen, daß dieser Tölpel von Amtsdiener ihn vergessen und im Präsidium eingeschlossen hatte? Er machte noch zwei, drei Schritte, blieb wieder stehen, ging zurück, und erinnerte sich an eine Begegnung in Reggio Emilia. Auf den Abend zu hatten er und ein Freund einen Mann auf der Straße vorübergehen sehen, einem Mönch mit grauer Kutte ähnlich, mit übergestülpter Kapuze, die sein ganzes Gesicht bedeckte und zwei Löcher für die Augen hatte. In der Hand hielt er ein Glöckchen, und damit klingelte er ununterbrochen.
     »Zu welchem Orden gehört denn der?« hatte er neugierig gefragt.
     »Der da ist kein Mönch, der hat die Lepra.« Die Glocke fest in der Hand verschlossen, damit sie nicht mehr läutete, ging er hastig in sein Büro zurück. In der Nähe des Schreibtisches sah er einen Mann stehen. Voller Angst hielt er inne. »Wer ist da?«
     »Wer soll's schon sein? Bin Caminiti.«
     »Ich habe Euch oft gerufen!«
     »Ich war eine Notdurft verrichten.« Giovanni deutete auf die Papiere, auf den höheren Stapel.
     »Den könnt Ihr wegbringen.«
     »Soll ich ihn verbrennen?«
     »Ja.«
     »Gut gemacht, Xellenza.«
     Er nahm unter Mühe den halben Stapel, ging hinaus, kam zurück, nahm die restliche Hälfte, ging hinaus, kam zurück und wollte gerade den zweiten Stapel nehmen, der wesentlich niedriger war als der erste.
     »Den nicht.«
     »Nicht?«
     »Die Papiere will ich mir morgen ansehen.«
     »Schlecht gemacht«, sagte Caminiti. Er ging zur Türe, nach zwei Schritten drehte er sich um.
     »Morgen, sagten Sie?«
     »Ja, morgen. Warum?«
     »Weil morgen Sonntag ist. Haben Sie's vergessen?«
     »Ach ja. Dann eben Montag. Auf Wiedersehen, Caminiti.«
     »Segen über Euer Ehren.«

    Um zum Hotel, dem Gellia, zu gelangen, mußte er die ganze Via Atenea entlanglaufen, welche die Stadt in zwei Hälften teilte. Die Straße war voller Menschen. Er bemerkte drei junge Burschen, die ihm entgegenkamen, elegant gekleidet wie große Herren, Kreissäge auf dem Kopf und Spazierstock in der Hand, sie zogen den Hut und verbeugten sich nach rechts und nach links. Sie wirkten wie Marionetten, die von unsichtbaren Fäden bewegt wurden. Inzwischen war es dunkel geworden. Kaum hatte er das Hotel betreten, teilte der Portier ihm mit, daß der Polizeiamtsleiter Spampinato bereits da gewesen sei und nach ihm gefragt habe. Er müsse unbedingt mit ihm sprechen. Ob er daher, sofern es ihn also nicht außerordentlich störe, nicht einen Augenblick bei der Polizeidienststelle vorbeischauen könne? Der Amtsleiter würde ihn bis neun Uhr am Abend erwarten. Giovanni ließ sich erklären, wo die Polizeidienststelle war: wenige Schritte vom Finanzpräsidium entfernt. Also war es gut, die Sache gleich zu erledigen. Er ging in sein Zimmer hinauf, wusch sich kurz und ging wieder weg. Auf der Via Atenea traf er wieder die drei jungen Burschen, die ihren Hut immer noch nach rechts und nach links

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