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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Manfred Rorsefne bemühte.
    Um sich herum hörten sie die Eisschollen krachen, aber der Schoner rutschte nicht weiter in den Bruch hinein.
    Arflane führte sie zur Reling, griff nach einer herunterbaumelnden Leine, schwang sich samt seiner Last hinüber, rutschte ein Stück und sprang die letzten Meter auf das Eis hinunter. Die über die Reling gelegten Ankerleinen waren straff gespannt und hielten den Schoner. Urquart und Ulrica Ulsenn schafften es irgendwie, Manfred Rorsefne hinunterzuziehen. Arflane wartete, bis alle zusammen waren und warf dann die zitternde Gestalt Janek Ulsenns von seiner Schulter. »Aufstehen!« befahl er kurz. »Wenn Sie leben wollen, helfen Sie den Männern mit den Leinen. Verschwindet das Schiff im Eisbruch, sind wir alle so gut wie tot.«
    Janek Ulsenn stellte sich stöhnend auf die Beine und blickte ärgerlich herum, bis er Ulrica und Manfred entdeckte, die neben Urquart standen. »Dieser Mann hier«, sagte er, auf Arflane deutend, »hat wieder einmal unser Leben aufs Spiel gesetzt mit seinem sinnlosen –«
    »Tu, was er sagt, Janek«, unterbrach ihn Ulrica. »Komm, wir helfen den Leuten.«
    Sie verschwand in der Dunkelheit. Ulsenn starrte Arflane noch eine Sekunde an und folgte ihr. Manfred schwankte und machte ein betroffenes Gesicht. »Tut mir leid, Kapitän, aber
    ich bin –«
    »Dann stehen Sie uns nicht im Wege«, sagte Arflane. »Fas
sen wir jetzt mit an, Urquart.«
»Aye, Sir.«
    Er ging, von Urquart begleitet, an den Männern vorbei, die an den dicken Seilen zerrten, bis er Hinsen gefunden hatte. Hinsen war dabei, einen Ankerhaken einzuschlagen. »Wie sieht’s aus?« fragte Arflane.
    »Wir haben das Abrutschen gestoppt, Sir. Hier ist festes Eis. Vielleicht bekommen wir den Schoner wieder flott.« Der bärtige Zweite Offizier richtete sich auf. »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, auf eine andere Gruppe deutend, »ich werde gebraucht.«
    Arflane ging weiter an den ziehenden und auf dem glatten Eis ausrutschenden Matrosen vorbei. Der Neigungswinkel des Schoners betrug jetzt weniger als fünfundvierzig Grad, und es bestand die Aussicht, die Ice Spirit zu retten. Er blieb stehen und packte eine Leine, während Urquart sich der nächsten Gruppe zugesellte und dasselbe tat.
    Langsam richtete sich der Schoner auf. Die Männer schrien begeistert, verstummten aber, als der Schoner, gezogen von den Ankerleinen, auf sie zukippte.
    »Zurücktreten!« schrie Arflane. »Macht, daß ihr wegkommt!«
    Die Leute machten kehrt, wollten weglaufen und rutschten auf dem glatten Eis aus. Arflane hörte einen gellenden Schrei, als ein Mann von der zurückschwingenden Kufe erdrückt wurde. Noch andere kamen auf die gleiche Weise ums Leben. Arflane ging nach vorn und rief über seine Schulter hinweg: »Kümmern Sie sich um das Begräbnis der Leute, Urquart!« »Aye, aye, Sir«, antwortete Urquarts Stimme, aus der Dunkelheit.
    Arflane ging um den Schoner herum zur Backbordseite und inspizierte das Ausmaß der Beschädigungen. Es schien nicht allzu schlimm zu sein. Eine Kufe war leicht verbogen, aber dieser Schaden konnte behoben werden.
    »In Ordnung«, rief Arflane. »Alle Leute, das Begräbniskommando ausgenommen, wieder an Bord! Wir brauchen noch ein Arbeitskommando. Das Gestänge der Backbordseite ist verbogen. Hinsen, wollen Sie das Nötige veranlassen?« Arflane kletterte an einem Seil hinauf und kehrte zum Achterschiff zurück. Er holte das Megaphon aus dem Steuerhaus und rief hindurch: »Petchnyoff, bitte, zur Brücke!«
    Petchnyoff traf wenige Minuten später ein und sah Arflane fragend an. Sein trügerisch dummer Gesichtsausdruck hatte sich noch verstärkt, und Arflane glaubte, er habe das Gesicht eines Schwachsinnigen vor sich. Er fragte sich, ob Petchnyoff labil war. War das der Fall, dann bestand die Möglichkeit, daß der Erste Offizier persönlich den Kurs abgeändert hatte, um einem Kapitän, den er nicht leiden konnte, einen Streich zu spielen.
    »Sorgen Sie dafür, daß das Schiff fest verankert wird, solange die Reparaturarbeiten dauern, Petchnyoff.«
    »Aye, aye, Sir.« Petchnyoff machte kehrt, um den Befehl weiterzugeben.
    »Und wenn das erledigt ist, Petchnyoff, möchte ich, daß sich alle Passagiere und Offiziere in meiner Kabine versammeln.« Wieder der fragende Blick.
    »Bitte, sorgen Sie dafür, Petchnyoff«, sagte Arflane bestimmt. »Aye, aye, Sir.« Petchnyoff verließ die Brücke.

    Kurz vor Anbruch der Morgendämmerung standen Petchnyoff, Hinsen und Urquart mit den Ulsenns

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