Untitled
stimmt, segeln wir meilenweit am nächsten Feuerberg vorbei!«
Rorsefne stimmte in Arflanes Gelächter ein, und selbst Hinsen verzog die Mundwinkel.
»Wenn es Ihnen recht ist, Sir«, sagte Hinsen, »übernehme ich
jetzt das Steuer.«
Arflane nickte und tippte dem Rudergänger auf den Arm. »Sie können jetzt nach unten gehen«, sagte er zu ihm und fügte hinzu: »Sie wollen doch nicht geblendet werden.«
Er trat auf die Brücke hinaus und blickte gespannt zum Horizont.
Bald konnten sie die Silhouette der einzelnen Berge erkennen. Rote und gelbliche Flammen und schwarze Rauchwolken wälzten sich aus den Kratern; die hellrote Lavamasse quoll über den Rand hinweg. Die Hitze war erschreckend, und die verpestete Luft fraß in ihren Lungen. Von Zeit zu Zeit zog eine Qualmwolke über den Schoner hinweg und zeichnete merkwürdige Schatten auf Decks und Segel. Das Eis zitterte leicht, und das ferne Rumoren der Vulkane war deutlich zu hören. Der Anblick war ihnen so fremd, daß sie kaum ihren Augen trauten. Es sah aus wie eine Alptraumlandschaft. Obwohl die Nacht so hell war wie der Tag, konnten sie deutlich den dunklen Himmel mit dem Mond und den Sternen sehen.
Arflane stellte fest, daß die anderen Leute nicht weniger schwitzten als er selbst. Er sah Urquart und ging auf ihn zu. Noch ehe er ihn erreicht hatte, sah er ihn auf dem Deck in Nähe des Bugs auf die Knie fallen. Urquarts Gesicht war selbst in dem rötlichen Licht so blaß wie das Eis. Er murmelte vor sich hin; er zitterte am ganzen Körper und hatte die Augen fest geschlossen. Vielleicht lag es an dem Licht, aber kniend sah Urquart unwahrscheinlich klein aus – so als habe die Glut des Feuers einen Teil von ihm geschmolzen. Arflane berührte seine Schulter und wunderte sich über die Verwandlung eines Mannes, in dem er immer ein unerschütterliches Symbol der Stärke und der Selbstbeherrschung gesehen hatte. »Urquart! Sind Sie krank?«
Die Augenlider öffneten sich. Das harte Gesicht, von Sturm, Schnee und Frost zerfurcht, begann zu zucken.
Für Arflane war diese Haltung fast ein Verrat. Er packte die
breiten Schultern des Mannes und rüttelte ihn heftig. »Urquart! Reißen Sie sich doch zusammen, Mann!«
Die Augenlider schlossen sich, aber das seltsame Murmeln ging weiter. Wütend schlug Arflane ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. »Urquart!« rief er beschwörend.
Urquart zuckte zwar unter dem Hieb zusammen, tat aber nichts dagegen, warf sich mit dem Gesicht nach unten der Länge nach auf das Deck und streckte die gefalteten Hände vor, als bete er das Feuer unterwürfig an. Arflane machte kehrt, ging zur Brücke, verlor aber Manfred Rorsefne gegenüber kein Wort. Die anderen Männer kamen jetzt auch an Deck und blickten erschrocken, aber fasziniert auf die Quelle des Lichtscheins. Arflane hob sein Megaphon an die Lippen.
»Zurück in eure Kojen, Leute! Wir segeln weit entfernt an den Bergen vorbei. Bei Tagesanbruch liegen sie längst hinter uns. In die Kojen jetzt, wer wachfrei hat. Ich möchte, daß ihr morgen frisch zum Dienst erscheint.«
Zögernd und sich gedämpft unterhaltend, zogen die Leute sich unter Deck zurück. Als die letzten Männer verschwunden waren, kam Janek Ulsenn aus dem unteren Brückenaufbau. Er warf Arflane einen raschen Blick zu, ging das Deck entlang und nahm neben dem Besanmast Aufstellung. Wenig später tauchte Petchnyoff auf und schlenderte auf den Besanmast zu. »In Ihre Koje, Petchnyoff! Sie haben jetzt wachfrei. Die Passagiere können tun und lassen, was sie wollen; aber Sie haben an Ihre nächste Wache zu denken und müssen sich ausruhen.« Petchnyoff blieb stehen und funkelte Arflane trotzig an. Arflane wedelte mit dem Megaphon. »Danke, wir brauchen Ihre Hilfe nicht, Petchnyoff. Kehren Sie in Ihre Kabine zurück.« Petchnyoff wandte sich nun Ulsenn zu, als erwarte er von ihm einen Befehl. Ulsenn machte nur eine resignierende Handbewegung, worauf Petchnyoff wieder nach unten zurückkehrte. Kurz darauf folgte ihm Ulsenn.
Arflane nahm an, daß sie über seine Person diskutieren würden, doch so lange es keine derartigen Zwischenfälle mehr gab, die die Fahrt verzögerten, so lange war ihm das Thema der Unterhaltung herzlich gleichgültig.
Wenig später ließ Arflane die Ausguckposten ablösen und schärfte den neuen Leuten ein, ganz besonders auf Eisbrüche und Dampfwolken zu achten, die von warmen Wasserströmungen zeugten, die es in dieser Region zweifellos gab. Als das erledigt war, beschloß er, ein wenig
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