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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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das Nylongewebe auf. Ein paar Leute wurden getroffen. Ihre Pelzkleidung fing Feuer. Ein Mann raste wie eine lebende Fackel an Arflane vorbei und schlug mit den Armen um sich. Überall auf dem Schoner brannten jetzt kleinere Feuer.
    Arflane rannte zur Brücke und läutete die Alarmglocke. »Alle Mann an Deck!« brüllte er durch das Megaphon. »Zu den Waffen! Seid bereit zur Verteidigung des Schoners!« Von der Brücke aus konnte er die ersten Barbaren sehen. Ihre Gestalt sah menschlich aus, aber sie waren völlig mit silberweißem Haar bedeckt und schienen ansonsten nackt zu sein. Einige trugen brennende Fackeln; alle hatten Köcher mit Pfeilen über den Schultern und stark aussehende knöcherne Bögen in den Händen.
    Als die Matrosen mit eigenen Bögen, Harpunen und Walmessern an Deck eilten, gab Arflane den Bogenschützen den Befehl, auf die Barbaren zu zielen: Unten an Deck stellte Petchnyoff ein Löschkommando zusammen. Eine Eimerkette wurde gebildet.
    Arflane beugte sich über das Brückengeländer und rief dem vorbeilaufenden und einen Armvoll Bögen und Pfeilköcher tragenden Fydur zu, ihm Bogen und Köcher heraufzuwerfen. Der Bootsmann blieb stehen und kam der Aufforderung nach. Arflane fing Bogen und Köcher geschickt auf. Dann hatte er auch schon den Bogen gespannt, zielte auf einen Barbaren, der eine Brandfackel in der Hand hielt, und traf genau. Der Mann stürzte auf das Eis.
    Ein Brandpfeil flitzte auf ihn zu; er spürte einen Schlag, als sich der Pfeil in seine linke Schulter bohrte. Er spürte nicht den Schmerz, sah nur die Flammen und zog den Pfeil mit zitternder Hand aus dem Schulterknochen. Dann schlug er die Flammen seiner Pelzjacke aus. Er griff mit der rechten Hand nach der Reling und hielt sich daran fest. Ihm war plötzlich elend zumute. Einige Sekunden später nahm er wieder den Bogen auf und spannte ihn. Nur noch zwei, drei Brandfackeln geisterten auf der dunklen Eisfläche herum. Die Barbaren schienen sich auf dem Rückzug zu befinden. Arflane zielte auf eine der Fackeln und schoß vorbei, dafür traf ein anderer Pfeil von irgendwoher den Mann und tötete ihn. Noch immer flitzten Pfeile aus der Nacht heran, aber die meisten waren keine Brandpfeile mehr. Die Silberhaare der Barbaren machten aus ihnen ausgezeichnete Ziele, und sie fielen in großer Anzahl, getroffen von den
    Pfeilen der Besatzung des Schoners.
    Der Angriff war von der Backbordseite aus erfolgt, und es war eine dumpfe Ahnung, die Arflane nach Steuerbord blicken ließ.
    Unbemerkt war fast ein Dutzend weißpelziger Barbaren über die Reling geklettert. Sie rannten jetzt quer über das Deck. Arflane erschoß einen, hob das Megaphon auf und warnte die Leute. Er ließ den Bogen fallen, zog sein Walmesser und sprang über das Brückengeländer auf das Deck hinunter. Einer der Barbaren legte auf ihn an, traf aber nicht. Arflane kämpfte Seite an Seite mit den anderen Leuten. Pfeil und Bogen waren jetzt nutzlos. Es kam zum Nahkampf. Als Arflane einmal nach Manfred Rorsefne blickte, grinste dieser ihn an und sagte: »Das ist schon etwas anderes – was, Kapitän?« Arflane stach und schlug gleichzeitig um sich. Überall gewannen die Besatzungsangehörigen an Boden, denn die restlichen Barbaren waren schon allein zahlenmäßig unterlegen. Nach und nach erstarben die Geräusche des Kampfes. Da schrie, rechts neben Arflane, ein Mann. Es war Petchnyoff. Er war von zwei Brandpfeilen getroffen worden. Einer steckte in seinem Bauch, der andere in Herznähe. Seine Kleidung brannte, das Gesicht war rauchgeschwärzt. Als Arflane ihn erreicht hatte, war er schon tot.
    Arflane kehrte zur Brücke zurück und rief: »Alle Segel setzen. Wir müssen schleunigst weg von hier!«
    Die Leute krochen eifrig die Masten hinauf und setzten die noch unbeschädigten Segel. Andere zogen die Greifanker ein, und es dauerte nicht lange, da setzte sich der Schoner in Bewegung. Ein paar letzte Pfeile schepperten auf das Deck. Die hellen Silhouetten der Barbaren verschwanden wieder im Dunkel, als die Geschwindigkeit des Schoners zunahm. Arflane blickte heftig atmend zurück und griff nach seiner verletzten Schulter. Noch immer spürte er kaum Schmerzen, aber die Wunde mußte behandelt werden. Hinsen kam das Deck entlang, und Arflane sagte zu ihm: »Übernehmen Sie das Kommando, Hinsen. Ich gehe nach unten.«
    Vor seiner Kabinentür blieb Arflane zögernd stehen. Dann ging er weiter zu den Passagierkabinen auf Janek Ulsenns Tür zu. Die Tür war abgeschlossen. Er holte

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