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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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mit dem Fuß aus und trat kräftig zu. Die Bewegung ließ seine Schulter schmerzen. Er wußte jetzt, daß die Verletzung schlimmer war, als er anfangs angenommen hatte.
    Ulsenn wirbelte herum, als Arflane eintrat. Er hatte an der
Luke gestanden und hinausgesehen.
»Was wollen Sie –?«
    »Sie sind verhaftet«, sagte Arflane mit vor Schmerz verzerrter Stimme. »Warum?« Ulsenn raffte sich zusammen. »Ich –«
    »Weil Sie ein Mordkomplott gegen mich geschmiedet haben.« »Das ist eine Lüge!«
    Arflane hatte nicht die Absicht, den Namen Ulricas zu er
wähnen. Statt dessen sagte er: »Petchnyoff hat es mir erzählt.«
»Petchnyoff ist tot.«
»Er erzählte es mir, bevor er starb.«
    »Dann hat Petchnyoff gelogen. Sie haben keinen Beweis.«
    »Ich brauche keinen Beweis – ich bin der Kapitän.«
    Ulsenn verzog das Gesicht. Er schien den Tränen nahe zu sein und machte plötzlich einen völlig niedergeschmetterten Eindruck. »Was wollen Sie eigentlich noch von mir, Arflane?« fragte er weinerlich.
    Arflane hatte einen Moment Mitleid. In dieses Mitleid misch
te sich sein eigenes Schuldgefühl.
»Wo ist meine Frau?« fragte Ulsenn, fast flehend.
»In Sicherheit.«
»Ich möchte sie sehen.«
»Nein.«
    Ulsenn setzte sich auf die Koje und schlug die Hände vor das Gesicht.

    Arflane verließ die Kabine und schloß die Tür. Dann öffnete er die zum Deck führende Tür und rief zwei Leute zu sich. »Lord Ulsenns Kabine ist die dritte von rechts«, sagte er. »Er steht unter Arrest. Ich möchte, daß seine Tür mit einem Balken verbarrikadiert und bewacht wird. Ich warte hier, bis Sie mit dem Balken wiederkommen.«
    Als die Leute ihre Arbeit erledigt hatten, begab sich Arflane in seine Kabine.
    Ulrica war in der Koje eingeschlafen. Er ging in ihre Kabine, packte ihre Sachen in die Truhe, zog die Truhe unter den neugierigen Blicken der Wachtposten den Gang entlang und dann in seine Kabine, wo er sie neben seine Truhe stellte. Dann zog er seine Kleidung aus und betrachtete seine Schulterverletzung. Die Blutung hatte aufgehört. Bis morgen würde er seinen Arm wieder mühelos bewegen können. Er legte sich neben Ulrica.

    17

    Leider schmerzte seine Schulter am nächsten Morgen sehr stark. Er zuckte zusammen und öffnete die Augen.
    Ulrica war schon auf. Sie zapfte Wasser aus dem großen Faß und feuchtete ein Stück Tuch an. Dann kam sie blassen Gesichts zur Koje und reinigte die entzündete Schulterwunde. Dadurch schienen die Schmerzen noch schlimmer zu werden. »Hole Hinsen«, sagte Arflane zu ihr. »Er weiß, wie Wunden behandelt werden.«
    Sie nickte schweigend und richtete sich auf. Er griff mit der rechten Hand nach ihrem Arm.
    »Weißt du, was gestern nacht geschehen ist, Ulrica?«
    »Ein Überfall der Barbaren, nicht wahr?« sagte sie mit tonloser Stimme. »Ich sah das Feuer.«
    »Ich meine deinen Mann.« »Du hast ihn umgebracht«, antwortete sie leise.
    »Nein. Er hat mich nicht angegriffen, wie er es geplant hatte. Der Überfall kam zu früh. Er ist in seiner Kabine. Ich habe ihn einsperren lassen. Dort bleibt er bis zum Ende dieser Reise.« Sie lächelte ein wenig ironisch. »Du bist sehr großmütig«, sagte sie schließlich und ging hinaus.
    Wenig später kehrte sie mit Hinsen zurück, und der Zweite Offizier tat, was nötig war. Sie half ihm beim Verbinden der Schulterverletzung. Infektionen waren auf den Eisebenen selten, aber es würde einige Zeit dauern, bis die Wunde verheilt war.
    »Dreißig Mann sind gestern nacht ums Leben gekommen, Sir«, sagte Hinsen, »und wir haben sechs Verletzte. Aus diesem Grund sind wir nicht mehr genügend bemannt und werden Schwierigkeiten haben.«
    Arflane grunzte zustimmend. »Darüber unterhalten wir uns später, Hinsen. Wir brauchen zunächst einmal Fydurs Rat.« »Er zählt leider zu den Toten, Sir. Auch Petchnyoff.«
    »Ich weiß von Petchnyoff. Dann sind Sie jetzt der Erste und Urquart der Zweite Offizier. Und ernennen Sie einen guten Mann zum Bootsmannsmaat.«
    »Ich habe schon einen Sir. Rorchenof. Er war schon Boots
mannsmaat auf der Ildiko Ulsenn .«
»In Ordnung. Wo ist Urquart?«
    »Er sitzt in den Rahen des Fockmastes, Sir. Dort war er auch während des Kampfes. Als ich seinen Namen rief, antwortete er nicht. Hätte ich nicht gewußt, daß er noch atmet, würde ich ihn für erfroren gehalten haben.«
    »Versuchen Sie, ihn herunterzuholen. Wenn Ihnen das nicht gelingt, werde ich mich später um ihn kümmern.« »Aye, aye, Sir.« Hinsen ging.
    Ulrica stand neben der

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