Untitled
einige Remington Präzisionsgewehre mit Zielfernrohren und sogar ein paar extrem lebensgefährlich wirkende Pump-Guns.
Damit konnte man eine kleine Armee versorgen.
Oder ein Dutzend Terrorzellen. Gefühlsmäßig hatte er Emilio Testa von Anfang an nicht getraut. Ihm war nur nicht klar gewesen, wie sehr er ihm nicht hätte trauen dürfen.
»Also schätze ich mal, dass dieses ganze ›Oh, ich Armer, sie haben meine Frau entführt und umgebracht‹-Ding nur ein Märchen war«, sagte Jones.
Ein gut gemachtes Märchen allerdings. Emilio hatte ein ganzes Waffenarsenal zur Verfügung gehabt und hatte sie doch in dem Glauben gelassen, dass er – und wer immer mit diesem weißen Lieferwagen davongejagt sein mochte – nur eine kleine Handfeuerwaffe besaßen. Max verspürte beinahe so etwas wie Bewunderung für den Kerl. Beinahe.
Gina sagte: »Mit diesem Mann ist Jules unterwegs.« Als ob er das vergessen hätte.
»Ja.« Max holte sein Telefon aus der Tasche und ve r suchte, Jules anzurufen, während er gleichzeitig in den Kofferraum fasste und sich, genau wie Jones, eine MP 5 sowie reichlich Munition herausholte.
Aber, verdammt noch mal, das war gar nicht sein Telefon, das war Jules’. Irgendwie mussten sie die vertauscht haben. Also musste Max seine eigene Nummer anrufen, was er sonst nie machte … Er entdeckte sich in Jules’ Adressbuch unter B. Nicht unter Bhagat, sondern unter Boss, Max. Er wählte.
»Lasst uns verschwinden.« Mit dem Handy am Ohr bildete er die Nachhut und rannte hinter ihnen her die Straße entlang.
Während Jules den Wagen auf die bergab in Richtung Hafen führende Straße lenkte, klappte Emilio sein Handy auf.
Nachdem sie den Marktplatz verlassen hatten und auf diese schmale, gewundene Straße, umgeben von Dschungel, ei n gebogen waren, hatte Meister E. die Waffe sinken lassen.
Erst jetzt fing Jules langsam an, darüber nachzudenken, was wäre, wenn Emilio die Wahrheit gesagt hätte. Es erschien durchaus denkbar, dass die nächsten Minuten genau wie g e plant verliefen, nämlich mit einer relativ ereignislosen Fahrt zum Hafen.
»Verzeihung«, sagte Jules jetzt. »Es wäre mir lieber, wenn Sie erst wieder telefonieren, wenn wir unten angekommen sind …«
»Ja«, sagte Emilio in das Telefon. Nicht nur, dass er Jules demonstrativ ignorierte, er richtete außerdem auch die Waffe wieder auf ihn.
Na großartig.
Emilio stieß Wörter aus wie Maschinengewehrsalven, in einer Sprache, die Jules nicht verstehen konnte. Aber er brauchte auch keinen Universitätsabschluss in Portunesisch oder wie immer man dieses seltsame Gemisch aus Portugiesisch und Indonesisch nennen mochte, um zu erraten, was Emilio gerade sagte. Planänderung. Morant ist in meinem Haus und wartet auf einen Anruf. Danach kommt er mit meinem blauen Chevrolet Impala zum Hafen gefahren. Schnappt ihn euch, sofort.
Doch dann redete er auf Englisch weiter, so, als ob er mit jemand anders verbunden worden war. »Nein«, sagte Emilio wütend. »Nein, das stimmt nicht. Ich habe ihn auf die Insel gebracht, genau wie versprochen. Jetzt ist es Ihre Sache …«
In diesem Augenblick fing Jules’ eigenes Handy, das in einer Tasche seiner Lederjacke steckte, an zu vibrieren. Seltsam. Er hatte doch bei Max’ Handy den Klingelton a b gestellt, nicht bei seinem … Scheiße. Er hatte Max das falsche Telefon gegeben.
Als er gerade danach greifen wollte, bellte Emilio: »Hände ans Lenkrad, sodass ich sie sehen kann!«
Offensichtlich dachte er, Jules hätte versucht, eine Waffe zu ziehen. Was eigentlich, wenn man darüber nachdachte, eine verdammt gute Idee war.
Emilio konnte nicht auf Jules schießen, weil Jules den Wagen lenkte. Die Straße war bröckelig und schmal, voller Haarnadelkurven, und die Leitplanken waren an vielen Stellen durchgerostet. Ein kleiner Dreher war schnell passiert und schon war man auf dem direkten Weg nach unten.
Nein, Emilio konnte nicht auf Jules schießen. Aber Jules konnte auf Emilio schießen.
»Anhalten«, befahl Emilio, nachdem er sein Gespräch b e endet und das Handy zugeklappt hatte.
»Ich glaube kaum«, erwiderte Jules und trat das Gaspedal durch.
»Verdammt«, sagte Max.
Das gehörte nicht zu den Wörtern, auf die Molly jetzt g e hofft hatte. Wie zum Beispiel »Hurra!«, dicht gefolgt von einem »Wir sind in Sicherheit, wir brauchen nicht weiterz u laufen!« und dann: »Wie wär’s mit einem schönen gegrillten Mittagessen und anschließend Schokoladenkuchen?«
Die Phase der
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