Untitled
morgendlichen Übelkeit war nunmehr vorüber, und sie war in die Heißhungerphase eingetreten.
»Ich habe überhaupt keinen Empfang mehr auf meinem Handy«, sagte Max stattdessen.
»Vielleicht sind wir ja schon zu dicht an einem Flu g hafen«, schnaufte Gina. Bergauf zu rennen gehörte eindeutig nicht zu ihren bevorzugten Freizeitbeschäftigungen.
Seit Mollys Gewebeprobe waren sie schon viel zusammen gerannt.
»Was, zum Teufel, ist das denn?«, ließ sich Jones ve r nehmen.
Was denn? Ruckartig blieben sie auf dem staubigen Fel d weg stehen. Molly beugte sich nach vorne und rang um Atem, als …
Das war eindeutig ein näher kommender Lastwagen. Man konnte ihn zwar noch nicht sehen, aber jede Wette, dass es sich nicht um einen Neun-Achser handelte, der eine Lieferung mit festlichen Papiertellern und Servietten für den örtlichen Supermarkt geladen hatte.
»Ach, du Scheiße«, sagte Jones.
Molly hatte schon einige Zeit in diesem Teil der Welt ve r bracht und wusste, dass Lastwagengeräusche – krachende Getriebe, rumpelnde Motoren – nur eines bedeuten konnten.
Max informierte Gina: »Das ist wahrscheinlich ein Truppentransport.«
Der auf sie zukam.
Die entscheidende Frage war, wessen Truppen da tran s portiert wurden.
Die Tatsache, dass im nahe gelegenen Ost-Timor eine US- Botschaft eingerichtet worden war, bedeutete doch, dass zu ihrem Schutz in der Umgebung auch US-Soldaten stationiert wurden, oder? Also war die Vorstellung, dass es sich um einen Lastwagen voller Verbündeter handeln könnte, ja nicht vollkommen aus der Luft gegriffen.
Doch der Blick, den Jones und Max wechselten, machte Molly deutlich, dass sie sich nicht darauf verlassen wollten.
»Können wir uns vielleicht verstecken und ihn einfach vorbeifahren lassen?«, fragte Gina.
»Klingt fast so, als ob das mehr als ein Lastwagen ist«, sagte Jones. »Und sie suchen bestimmt nach uns. Könnte sein, dass sie nicht einfach nur vorbeifahren.«
Außerdem standen die Häuser auf diesem Teil der Straße enger beieinander, dicht an die steil aufragenden Klippen g e schmiegt. Und auf der anderen Straßenseite ging es senkrecht nach unten. Man hatte eine fantastische Aussicht, aber es gab keinerlei mögliche Verstecke.
»Da lang«, befahl Max, und sie schlugen die Richtung ein, aus der sie gerade gekommen waren.
Weil es keine zufriedenstellende Alternative gab.
Nach wenigen Metern kamen sie an einer Art Trampelpfad vorbei, der von der Straße weg den Berg hinaufführte.
»Das ist eine Sackgasse«, bellte Jones, als Molly diese Richtung einschlug.
»Woher weißt du das?«, wollte sie wissen.
»Ich habe mich gestern Nacht hier draußen umgesehen.« Er war nicht einmal ansatzweise außer Atem. Aber er war natürlich auch nicht schwanger und hatte keine genähte Wunde auf der Brust. »Es gibt noch einen anderen Weg zu diesem Flugplatz«, sagte er zu Max. »Nicht ganz so direkt. Wir müssen ein Stück den Berg runter und dann auf der anderen Seite wieder hoch.«
Runter hörte sich gut an.
Vor allem, da die senkrecht abfallenden Klippen zur Linken, je weiter sie zurückkamen, mehr und mehr in eine steile, dichte Dschungellandschaft übergingen. Max stieg als Erster über die Leitplanke und reichte dann zunächst Gina und dann Molly die Hand.
»Vorsicht«, sagte er, aber Gina rutschte weg. »Jones!«
Er stand direkt hinter Molly und hielt sie fest, während Max Gina am Rückenteil ihres T-Shirts erwischte.
»Oh mein Gott! « Mit wild fuchtelnden Armen landete Gina auf dem Hintern und holte dabei auch Max von den Beinen. Aber er ließ sie nicht los. Auch nicht, als sie beide immer weiter abwärtsschlitterten und -rutschten, bis es ihm gelang, den Arm um einen Baumstamm zu schlingen.
Mittlerweile klammerte sich Gina an eines seiner Beine.
»Alles in Ordnung?«, hörte Molly ihn zu Gina sagen.
»Oh mein Gott!«, war ihre Antwort.
Jones legte die Hand fest um Mollys Handgelenk und zeigte ihr, wie sie sich wiederum an seinem festhalten konnte, sodass sie wirklich fest miteinander verbunden waren. So b e gannen sie ihren eindeutig gemächlicheren Abstieg. »Ich wünschte, wir hätten ein Seil«, sagte er.
»Wenn ich einen Wunsch freihätte, würde ich ihn nicht an ein Seil verschwenden«, gab Molly zurück.
»Punkt für dich«, sagte er, während sie den Abhang hinunterrutschten. »Ich wünschte, ich hätte noch ein halbes Dutzend Jahrzehnte, um mit dir zusammen alt zu werden, in einem Häuschen in einem kleinen Ort mit einer einzigen
Weitere Kostenlose Bücher