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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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nur so aus.
    Der Dschungel brach an einer Steilküste ab.
    »Halt dich hier fest.« Er legte Ginas gefaltete Hände um einen dicken Baumstamm und näherte sich vorsichtig dem Klippenrand.
    »Pass auf«, rief sie mit furchtsamer Stimme.
    Max verlangsamte seine Schritte. Er wollte sie nicht ve r ängstigen. Als sie oben an der Leitplanke ausgerutscht war, da hatte sie ihm weiß Gott schon Angst für zwei eingejagt.
    Es war einfach nur eine Riesenportion Glück gewesen, dass er sie gerade noch am T-Shirt erwischt und festgehalten hatte.
    Obwohl, wenn nicht, dann wäre er ihr eben mit einem Kopfsprung nachgehechtet.
    Es hatte sowieso viel zu lange gedauert, bis er sich an einer ausreichend stabilen Pflanze hatte festhalten können. Er hatte sie bereits klar und deutlich über den Klippenrand stürzen sehen, ohne dass er auch nur das Geringste dagegen hätte unternehmen können.
    Erstaunlich, wie die Angst den Schmerz verdrängen konnte.
    Obwohl ihn irgendein verirrter Ast direkt in die Eier g e troffen hatte, hatte er nicht das Geringste gespürt, als er Gina an sich gerissen und in seine Arme geschlossen, als er da auf dem Dschungelboden gelegen und sie einfach nur festgehalten hatte.
    Als er gezittert hatte vor Angst.
    Der Unterschied zwischen tot und nicht tot war noch nie so schwer zu erkennen gewesen. Nur eine hauchdünne Linie, die jederzeit überschritten werden konnte.
    Als Max sich nun dem Klippenrand näherte, setzte er jeden Fußtritt und jeden Handgriff mit äußerster Sorgfalt.
    »Max«, rief Gina noch einmal.
    »Alles in Ordnung«, rief er zurück. Er musste sichergehen, dass die Klippen nicht nur aus dieser Perspektive ei n schüchternd wirkten, aber in Wirklichkeit …
    Nein. Da gab es keinen Pfad. Keinen deutlich sichtbaren oder einfachen Weg.
    Nur eine atemberaubende Aussicht – das Grün des Dschungels ließ die unter ihnen liegenden Hügel und Täler richtiggehend einladend wirken, als könnte man einfach springen und in einem weichen Kissen landen. Das Hafe n städtchen bildete einen farbigen Tupfer in der Ferne, der Ozean dahinter schimmerte bläulich.
    Die Klippen zogen sich in weitem Bogen nach Süden – ohne jeden erkennbaren Weg, ohne sichtbare Umgehung s möglichkeit.
    Max kletterte den steilen Hang zu Gina hinauf. Es war ta t sächlich einfacher, bergauf zu steigen, weil er die Wurzeln und Ranken, an denen er sich festhielt, vorher auf ihre Belas t barkeit prüfen konnte.
    »Da lang«, sagte er und deutete auf einen Trampelpfad, der parallel zur Klippe verlief.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, und er nahm sie.
    Dann waren sie wieder unterwegs.
     
    Jules trat das zersplitterte Fenster auf der Fahrerseite durch und krabbelte aus dem Autowrack.
    Der Motor dampfte und gab das beim Abkühlen so charakteristische Klickgeräusch von sich.
    Emilio war verschwunden. Er war nicht angeschnallt g e wesen und befand sich nicht mehr im Auto – ob unfreiwillig oder nicht konnte Jules nicht sagen. Womöglich seit dem Zeitpunkt, als es Jules gelungen war, noch während ihres Sturzes diesen Abhang hinunter seine Pistole aus dem Schulterhalfter zu ziehen und abzudrücken.
    Wohin er genau geschossen hatte, war schwer zu sagen, aber er wusste, dass er getroffen hatte. Auf dem Fenster auf der Beifahrerseite waren Blutspritzer zu sehen.
    Und Emilios großer Abgang? Freiwillig oder unfreiwillig, Jules hoffte jedenfalls, dass er in halsbrecherischem Tempo vonstatten gegangen war.
    Das FBI wollte ihn nicht ohne Grund zum Teamleiter b e fördern. Er hielt seine Waffe fest, während er sich aus dem Fenster zwängte, das dank des eingedellten Daches sehr viel schmaler war als vorher.
    Verdammt noch mal, er hatte Glück, dass er vertikal g e handicapt war.
    Sein rechtes Bein funktionierte nicht so recht, sodass er, anstatt neben dem Auto zu stehen, zu Boden sackte. Das ve r dammte Ding konnte sein Gewicht nicht halten, wollte sich kein bisschen bewegen. Als wäre es das Bein eines anderen, das an seinen Körper angehängt worden war.
    Er krabbelte, wuchtete sich mit Hilfe der Ellbogen vom Auto weg. Aua. Aua. Aua.
    Und, Herrgott noch mal, sein Schädel. Trotz des Airbags hatte er sich irgendwo eine mächtige Beule geholt. Sein G e hirn fühlte sich an wie durchgeschüttelt, und er sah alles doppelt und verschwommen.
    Aber er war am Leben.
    Er wusste, dass er am Leben war, weil jede einzelne Zelle in seinem Körper schmerzte. Seine Achselhöhlen schmerzten. Seine Zehennägel.
    Aber das Wichtigste zuerst. Max

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