Untitled
angerichtet hatte.
Das war gut so.
Er oder Jones mussten wohl in absehbarer Zeit einmal hoch in den ersten Stock gehen und einen Schuss – oder auch zwei Dutzend – auf die staubige Straße abgeben. Damit diese kleine Armee auch in Zukunft außer Reichweite blieb.
Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war irgend so ein Cowboy, der sich an den Fenstern zu schaffen machte und versuchte, die Gitter zu entfernen.
Nicht, dass das einfach gewesen wäre.
Max hatte sich noch nie auf dieser Seite einer Militä r operation befunden, auch wenn diese Armee nicht so stark oder gut ausgerüstet war wie die, mit denen er normalerweise zu tun hatte. Trotzdem war es beeindruckend – all diese Soldaten und Lastwagen. Ihm war klar, dass mit jeder Stunde noch mehr davon eintreffen würden.
Und wenn der Einsatz leitende Offizier seine Männer erst einmal organisiert hatte, dann würde er als eine seiner ersten Amtshandlungen die Überwachungskameras zerstören lassen. Vorausgesetzt, er wusste überhaupt, dass es Überwachung s kameras gab.
Max musste damit rechnen, dass es jemanden gab, der das wusste – dass Emilio immer noch am Leben war. Man konnte höchstwahrscheinlich davon ausgehen, dass der Erbauer dieses Hauses mehr als bereitwillig Auskunft über seine Schwachstellen geben würde.
Was bedeutete, dass er auch die genaue Lage dieses ve r da mmten Fluchttunnels preisgeben würde, nach dem sie schon vor einer halben Stunde hätten suchen können, hätten sie den Kerl nicht unterschätzt.
Da sagte Gina, so laut, dass es alle hören konnten: »Wieso warten wir nicht einfach ab, bis Jules Hilfe geholt hat?«
Jones warf Max einen Blick zu, der besagte: Willst du antworten oder soll ich?
Max übernahm die Sache. Er räusperte sich ein paar Mal, während er überlegte, wie er die Antwort so sanft wie möglich formulieren konnte. »Es könnte sein, dass Jules … nicht in der Lage ist, Hilfe zu holen«, sagte er dann. »Wahrscheinlich, ähm, hat er doch sehr viel mehr Schwierigkeiten, sich bis zur Botschaft durchzuschlagen, als wir zuerst gedacht haben. Die Soldaten da draußen, die haben auf uns geschossen, Gina. Das ist nicht das übliche Vorgehen. Schüsse auf Zivilisten ohne Aufforderung oder Warnung? Nein, da muss es jemanden geben, sehr weit oben in deren Hierarchie, der in die En t führung und alles das, was hier abläuft, verstrickt ist. Wer immer das sein mag, er hat es außerdem geschafft, sämtliche Handysender hier auf der Insel lahm zu legen. Dahinter stecken wirklich sehr mächtige Leute.« Er schüttelte den Kopf in dem Wissen, dass sie, egal, wie vorsichtig er es formulierte, die grausame Wahrheit auf seinem Gesicht erkennen konnte.
Sie nahm kein Blatt vor den Mund. »Du glaubst, dass Jules tot ist.«
Glauben? »Ich hoffe nicht«, sagte Max. »Ich schätze, er ist wohl … in Schwierigkeiten.« Er räusperte sich noch einmal und sah zu, wie Jones und Molly den Kühlschrank beiseite schoben, in der abwegigen Hoffnung, dass sich dahinter ein geheimer Durchgang verbergen könnte. Das war lächerlich. Der Eingang musste leicht zugänglich sein. Aber immerhin machten sie ihre Sache gründlich. »Aber ich hoffe nicht.«
Gina nahm seine Hand. Drückte sie. »Er ist gut, weißt du. Die Leute unterschätzen Jules, weil er immer Witze reißt. Und weil er so gut aussieht. Er ist süß und wirkt so jung, also denken sie … Aber er schafft es bestimmt.«
»Ja, klar«, stimmte Max zu. Erneut traten Tränen in Ginas Augen, aber sie versuchte zu lächeln, versuchte, immer noch positiv zu sein. Doch so sehr er sich auch bemühte, er selbst brachte kein Lächeln zustande.
Hinter dem Kühlschrank war nichts zu entdecken. So wenig wie hinter dem Herd.
Jones ging in die Knie und untersuchte den Spülenunte r schrank. »Wenn ich unbegrenzte Mittel zur Verfügung hätte«, sagte er zu Molly, »und ich würde einen Fluchtweg installieren, dann würde ich mir die unwahrscheinlichste Stelle dafür raussuchen. Damit meine Feinde schön lange im Dunkeln tappen.«
Bumm.
Drüben zogen Rauchschwaden über die Bildschirme.
»Das war aber schon lauter«, sagte Molly.
Max ging in das andere Zimmer und betrachtete die Möbel, die Jones bereits von der Wand abgerückt hatte. Erneut war es offensichtlich, dass hier eine Menge Geld ausgegeben worden war.
»War es nicht«, versicherte Jones Molly gerade in der Küche. »Lass dich davon gar nicht beeindrucken.«
»Es ist nicht deine Schuld.« Gina war Max nachgegangen und
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