Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
Vom Netzwerk:
dir diese Überwachungskameras mal genauer angeschaut?«, wandte er sich an Jones.
    Dieser nickte und rieb sich mit dem Handrücken über die Stoppeln an seinem Kinn. »Ja, das wollte ich sowieso noch sagen. Die siebte Außenkamera, stimmt’s? Glaubst du …«
    »Oh ja«, meinte Max.
    Emilio hatte rund um sein Haus insgesamt sieben Kameras angebracht. Eine auf dem Dach, zwei, die aus unterschie d lichen Perspektiven die Vorderseite zeigten, eine in der Garage, zwei an den Hausseiten. Die Kamera auf der Rüc k seite war eigentlich überflüssig – das Haus war ja direkt an diesen steilen Berghang gebaut.
    Und doch war da diese eine, geheimnisvolle Kamera. Sie war auf einen scheinbar vollkommen verlassenen, dichten Dschungelabschnitt gerichtet.
    Diese Kamera musste das Ende von Emilios Fluchttunnel zeigen. Musste.
    »Was redet ihr da?«, wollte Molly wissen.
    »Wir glauben, dass Emilio doch ein Schlupfloch hat, das hier rausführt«, sagte Jones. »Wir haben das verdammte Ding bloß noch nicht gefunden.« Jetzt drehte er sich wieder zu Max um. »Schau doch mal in der Küche und im Wohnzimmer nach. Vielleicht findest du ja den Einstieg. Ich hab’s jede n falls nicht geschafft.«
    Bumm.
    »Was war das?«, fragte Gina.
    »Granate«, antwortete Jones, der mit Molly bereits auf dem Weg in die Küche war. »Sie werden sich noch ein bisschen mehr anstrengen müssen. Das Haus ist ziemlich stabil.«
    Max ging etwas langsamer hinterher und riss sich z u sammen, um angesichts der Schmerzen in seinem Hintern nicht das Gesicht zu verziehen. Gina war direkt hinter ihm und beobachtete jede seiner Bewegungen.
    »Und? Hättest du mich an den Haaren nach Hause g e schleift?«, fragte sie ihn mit leiser Stimme.
    Was? Oh, herrlich. Natürlich hatte sie noch etwas zu Max’ »Aus-Kenia-nach-Hause-schleppen«-Bemerkung zu sagen.
    »Weil ich garantiert nicht anders mitgekommen wäre«, sagte sie jetzt. »Nur, wenn du mich an den Haaren mi t geschleift hättest.«
    Wie konnte sie über so etwas Witze machen?
    »Ein, zwei Stöße vor die Brust wären eigentlich auch ganz nett gewesen«, fügte sie noch hinzu. »Nichts macht mich so scharf wie ein paar kräftige Stöße vor die Brust von einem Höhlenmenschen-Alphamännchen.«
    »Okay«, wollte er gerade sagen, »du kannst jetzt aufhören damit«, doch da überkam ihn die Erinnerung – nicht an Gina, auf ihm sitzend und lachend, sondern an die junge Frau unter dem Tuch in der Leichenhalle des Flughafens, die Gina hätte sein können. Und so konnte er sich gerade noch daran hindern, auf die Knie zu fallen und Gott dafür zu danken, dass er sie lebend wiedergefunden hatte.
    »Gehe ich dir schon wieder auf die Nerven?«, wollte sie wissen. »Ach, nee, Moment mal. Du bist es doch, der mir so gut auf die Nerven gehen kann.«
    Er hielt sich an der Spüle fest, und sie interpretierte seine Unsicherheit als Ausdruck von Schmerzen.
    »Oh Gott, Max«, sagte sie, und aller Sarkasmus war aus ihrer Stimme verschwunden. »Ist alles in Ordnung?«
    Er nickte, wollte sie beruhigen, hatte aber Angst vor den unmenschlichen Lauten, die aus seinem Mund kommen mochten, falls er versuchte zu sprechen.
    »Es tut mir so leid.« Gina schlang die Arme um ihn und, ach Gott, es brachte ihn fast um den Verstand.
    »Mir tut es auch leid.« Max musste von ihr abrücken. Er war eindeutig verärgert – über sich selbst, weil er schon wieder schuld an ihrem angsterfüllten Gesichtsausdruck war.
    Aber jetzt musste er sich auf das aktuelle Problem konzentrieren, und so suchte er das Zimmer ab, immer auf der Suche nach diesem Fluchtweg.
    Wenn er Emilio wäre, wohin hätte er ihn gelegt?
    Der Kerl hatte nirgendwo im ganzen Haus gespart – die Küchengeräte hatten allesamt Restaurantniveau.
    Max nahm sich noch ein paar Sekunden länger Zeit, bis sein Atem sich beruhigt hatte, bis er wieder voll und ganz in dieser Welt war – der realen Welt, der Welt, in der die Leiche auf diesem Tisch gar nicht Gina gewesen war.
    Er zwang sich dazu, die in die Wand eingelassenen Monitore zu betrachten – technologisch auf dem Stand der frühen Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts, als digitale Technologie noch unvorstellbar teuer gewesen war. Sämtliche Überwachungskameras waren noch in Betrieb, die drei Monitore wechselten in regelmäßigen Abständen das Bild. Überall war zu sehen, dass die Truppen, die sie umzingelt hatten, gebührenden Abstand wahrten. Es gab keine A n zeichen dafür, dass die Granate von eben irgendwelchen Schaden

Weitere Kostenlose Bücher