Untitled
deine weite Reise? Weil du dich, obwohl du es eigentlich gar nicht mehr sein müsstest – lass mich ausreden! –, immer noch für mich ve r antwortlich fühlst?«
Um Gottes willen … »Gina, wie wär’s, wenn wir uns erst streiten, wenn du in Sicherheit bist?«
»Wie hast du das eigentlich überstanden, Max?« Sie schnaubte vor Wut. »All diese Monate, die ich in Kenia war? Hat es dich nicht wahnsinnig gemacht, dass ich vielleicht von einem wilden Tier gefressen werde oder … oder … bei irgendwelchen Stammeskämpfen ums Leben kommen könnte?«
So wie ihr Freund Paul Jimmo.
Max verlor die Beherrschung. Er merkte nur noch, wie etwas in ihm … zerriss. »Jawohl, es hat mich wahnsinnig g e macht.« Ein Teil von ihm sah vollkommen schockiert zu, wie er sie anbrüllte. »Ich bin total ausgeflippt.«
»Tja, das wäre aber nicht notwendig gewesen«, gab sie genauso heftig zurück. »Du wolltest, dass ich gehe. Du kannst nicht beides haben, Max. Entweder bin ich Teil deines Lebens oder nicht. Und als du dich für nicht entschieden hast, hast du jedes Recht verloren, total auszuflippen. Du hast jedes Recht verloren, zu …«
»Ich wollte, dass du gehst?« Jedes seiner Worte triefte vor ungläubigem Staunen. »Du hast doch mich verlassen.«
»Nein.« Jetzt stand Gina direkt vor ihm. »Du hast mich verlassen. Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie es war …«
»… mit mir leben zu müssen?«, beendete er den Satz im hohen, zweistelligen Dezibel-Bereich. »Oh ja, das habe ich, Gina, weil ich, verflucht noch mal, jeden einzelnen Tag rund um die Uhr mit mir leben muss. Und es tut mir leid, dass ich dir das ebenfalls angetan habe. Verdammt, das alles tut mir so dermaßen leid – einfach alles! Und willst du mal was richtig Ausgeflipptes hören? Am allermeisten tut es mir leid, dass ich nicht vor anderthalb Jahren nach Kenia geflogen und dich einfach gepackt und zu mir nach Hause geschleift habe!«
Okay, also das hätte er ihr wahrscheinlich nie im Leben verraten dürfen.
Die sprachlose Verblüffung, mit der sie ihn während des nun folgenden atemlosen Schweigens anblickte, hätte nicht größer sein können, hätten die Schnauzer ihres Vaters plöt z lich angefangen, Opernarien zu schmettern. Im Duett.
Doch dann kam Jones die Treppe heruntergetrampelt und ersparte ihnen die Peinlichkeit, das Gespräch nach diesem Konversations-Totalschaden fortsetzen zu müssen.
Das eigentlich Bescheuerte an der ganzen Sache war, dass Max im Grunde genommen schon lange, sehr lange vorgehabt hatte, sich bei Gina zu entschuldigen. Das war er ihr auf jeden Fall schuldig, keine Frage, aber so war es nun wirklich ganz falsch herausgekommen.
Denn eigentlich hatte er ihr sagen wollen, dass beinahe alles, was im Lauf der vergangenen Jahre zwischen ihnen vorgefallen war, ihm wirklich und wahrhaftig und aufrichtig leidtat.
Na ja, beinahe.
Die Nächte, in denen er tatsächlich Schlaf gefunden hatte, weil sie in seinem Arm gelegen hatte, die Art und Weise, wie sie ihn zum Lachen brachte, ihr unnachgiebiges Beharren darauf, ihm während seines Krankenhausaufenthaltes laut vorzulesen, dieser Blick unter den Augenlidern hervor, dieses Lächeln, kurz bevor sie die Tür abschloss und …
Okay, das alles tat ihm auf jeden Fall auch sehr leid, aber auf eine irgendwie größere, kompliziertere Art und Weise.
»Im oberen Stockwerk gibt es fünf kleine Zimmer«, b e richtete Jones, und Max zwang sich zur Konzentration.
Sogar Molly kam aus dem Badezimmer – die Zeit der Zweisamkeit war also offiziell beendet. Gott sei Dank.
»Zwei gehen nach vorne raus«, fuhr Jones fort, »aber nur eines hat ein Fenster. Drei nach hinten, alle ohne Fenster. In einem davon stehen drei Monitore, genau wie in der Küche. Sie zeigen Bilder von externen und internen Kameras. Die Zimmer sind kleiner, als sie eigentlich sein müssten, aber dann ist mir aufgefallen, dass die Wände unheimlich dick sind, auch ganz oben. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass Emilio manchmal mehr als einen unfreiwilligen Gast hier hatte und nicht wollte, dass sie sich untereinander verständigen können.«
Gina starrte nach wie vor mit Tränen in den Augen Max an.
Großartig. Gut gemacht, Bhagat. Bring das Mädchen – die Frau. Scheiße. Bring die Frau zum Weinen.
»Welcher professionelle Kriminelle baut sich eine Festung ohne Hinterausgang oder Fluchttunnel?« Max formulierte eine der wichtigsten Fragen, mit denen sie sich beschäftigen mussten. »Hast du
Weitere Kostenlose Bücher