Untitled
oh Herr –, endlich bereit war, Jones einen Blick auf seine so genannte »Bloß-ein-Kratzer«-Schussverletzung werfen zu lassen.
Während Jones sich in der Küche sorgfältig die Hände wusch – wie lange war es her, dass er das das letzte Mal g e macht hatte? –, leisteten Molly und Gina ihren Beitrag, indem sie den riesenhaften Esstisch blank putzen. Außerdem hatten sie Wasser aufgesetzt, um damit die diversen Messer und andere Küchengeräte zu sterilisieren, die er benötigen würde, um Max zu entkugeln.
Irgendwann würde das Benzin für den Generator, den sie unten im Tunnel entdeckt hatten, ausgehen. Aber bis dahin würden sie sparsam damit umgehen.
Sie hatten einen Erste-Hilfe-Kasten entdeckt, doch der war kaum größer als eine Butterbrotdose, und die Vorräte waren weitgehend erschöpft. Aber immerhin enthielt er ein paar selbstklebende Bandagen, mit deren Hilfe Wunden versorgt werden konnten, ohne dass sie genäht werden mussten. Und das war gut so, denn statt chirurgischer Fäden hatte irgen d jemand eines dieser Nähsets hineingelegt, die man in schicken Hotels manchmal bekommt.
Doch um den Mangel an chirurgischem Nähzeug machte Jones sich weitaus weniger Gedanken als um das Fehlen je g licher Antibiotika. Bei diesem Klima und mit einer Kugel im Hintern, die durch seine dreckverschmierte Jeans gegangen war, bestand die ernsthafte Gefahr, dass Max’ Wunde sich entzündete.
Emilio hatte zwar eine Million Dollar für Überwachung s kameras ausgegeben, war aber offensichtlich nicht in der Lage gewesen, ein paar Kröten für eine etwas realistischere medizinische Grundausstattung lockerzumachen.
Sag bloß!
Max trug einen weißen, bereits durchgebluteten Bad e mantel. Dank eines Einwegrasierers, den er im Badezimmer entdeckt hatte, sah er wieder mehr aus wie er selbst, und suchte jetzt in der Küche nach Emilios Schnapsvorräten.
»Falls du nichts findest«, sagte Jones, »können wir auch Zucker nehmen. Immer vorausgesetzt, du suchst etwas zum Desinfizieren und nicht zum Betäuben.«
Max bemühte sich gar nicht erst um eine Antwort. Blöde Frage. »Wenn wir hiermit fertig sind«, sagte er stattdessen, »dann sollten wir eine Inventur machen und jeden einzelnen Schrank, jede Kommode durchsuchen. Vielleicht finden wir ja ein Funkgerät.«
»Gute Idee«, meinte Molly.
»Ich finde es unglaublich, dass du in der ganzen Zeit in Kenia nicht ein einziges Mal im Krankenzelt ausgeholfen hast.« Ginas Worte waren so völlig aus dem Zusammenhang gerissen, dass es eine Weile dauerte, bis Jones begriffen hatte, dass sie mit ihm redete. Nicht nur mit ihm redete, sondern ihn anzickte.
Es gelang ihm gerade noch, das »Was, zum Teufel, ist denn mit dir los?« hinunterzuschlucken.
Weil er genau wusste, was mit ihr los war. Sie hatte furch t bare Angst, dass Max schlimmer verletzt war, als er zugeben mochte. Außerdem hatten sie und Max erst vorhin noch einen, wie Molly es freundlich umschrieben hatte, »Wortwechsel« gehabt.
Jones nahm Ginas wenig freundliche Worte nicht persö n lich. Er wusste, dass sie sich außerdem um Jules Cassidy sorgte, von dem Max gesagt hatte, er stecke »in Schwieri g keiten«.
Schluss jetzt mit den Verniedlichungen. Max war a n geschossen worden, er und Gina hatten einen erbitterten Streit gehabt, und Jules war mit Sicherheit tot.
Jules’ »Schwierigkeiten« waren ausgestanden. Gut mö g lich, dass trotzdem Hilfe unterwegs war, aber für ihn kam sie auf jeden Fall zu spät.
Nein, wenn sie wirklich mit heiler Haut davonkommen wollten, dann mussten sie so lange warten, bis irgendjemand im Büro in Jakarta merkte, dass Jules und Max vom Erdboden verschwunden waren.
Und das dürfte sich wohl noch eine Weile hinziehen. Die US-Regierung hatte in dieser Woche noch ein paar andere Angelegenheiten zu regeln.
Außerdem lag es absolut im Bereich des Möglichen, dass überhaupt niemand kommen würde.
Eine Belagerung ließ sich nur mit einem unbegrenzten Vorrat an Wasser und Nahrungsmitteln überstehen. Ihre Vo r räte würden mit der Zeit zur Neige gehen.
Und wenn das der Fall war, dann waren sie gezwungen, zu Plan D überzugehen. D wie Dahinscheiden. Sein Dahi n scheiden.
Okay, das mit der Ehrlichkeit funktionierte jetzt, aber es war ziemlich düster ausgefallen. Anscheinend brachte er Eh r lichkeit und positives Denken noch nicht unter einen Hut.
»Er konnte im Lager nicht in der Klinik arbeiten.« Molly verteidigte Jones gegenüber Gina. »Er wollte nicht, dass jemand erfährt,
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