Untitled
wieder an Max. »Mich davo n gejagt?«
»Könntest du mit dem Verhör bitte wenigstens so lange warten, bis der Patient auf dem Operationstisch liegt?«, fragte Jones.
»Bitte«, sagte Gina und trat mit einer ausholenden Ar m bewegung einen Schritt zurück. »Ich hatte nicht die Absicht, irgendetwas zu behindern.«
Max startete noch einen letzten Versuch »Es wäre mir lieber, wenn du nicht …«
»Nein.«
Max sah zu Molly hinüber.
»Ich fange sie auf, falls ihr schwindelig wird«, versicherte sie ihm.
Er schüttelte nur den Kopf. Wenn es jemals einen richtigen Zeitpunkt zur Kapitulation gegeben hatte, dann jetzt, das wurde ihm wohl gerade klar.
Zumindest kapitulierte er nur hier, in ihrem provisorischen Operationssaal. Mit der Armee, die sich draußen auf der Straße sammelte, war das etwas ganz anderes.
Max stieg auf den Tisch und legte sich auf den Bauch, den Kopf in die gefalteten Arme gelegt.
Jones hob den Bademantel an und …
»Oh mein Gott«, stieß Gina atemlos hervor.
Das war mehr als nur ein kleiner Kratzer. Er musste die Kugel herausholen, und schon das würde wehtun. Und dann musste er die Wunde noch säubern.
»Oh mein Gott, würde ich auch sagen«, sagte Molly mit bewundernder Stimme. »Hübscher Hintern, Bhagat.«
»Hey«, murrte Jones hauptsächlich deshalb, weil er wusste, dass sie das erwartete. Wie immer sorgte die Frau, die wah r scheinlich Krebs hatte, für gute Stimmung.
Und natürlich schaute sie ihn mit ihrer schönsten »Was-denn?«-Miene an, ein Spiegelbild reinster Kindergottesdienst-Unschuld, während sie zu Gina sagte: »Also, das ist wirklich nur eine sehr oberflächliche Wunde. Ich meine, klar, er wird eine süße kleine Nar …« Sie drehte sich zu Jones um. »Du hast aber auch einen sehr hübschen Hintern, Liebling.«
»Oh mein Gott«, wiederholte Gina, ein wenig schwächer dieses Mal, und Jones warf ihr einen schnellen Blick zu. Damit bestätigte sie den Ruf, den sie sich in Kenia erworben hatte. Holt ein Extrabett für Vitagliano hatte Schwester Doppel-M jedes Mal gemurmelt, wenn Gina ins Kranke n hauszelt gekommen war. Jetzt im Augenblick war sie grün im Gesicht.
»Mol …«, sagte er warnend.
»Ja, ich hab sie.«
»Gina, komm her und halte meine Hand«, presste Max zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während Molly sie auf einen Stuhl setzte und ihr den Kopf zwischen die Knie drückte. »Jones, kannst du ihr bitte verdammt noch mal sagen, dass ich wieder ganz gesund werde?«
»Gina, er wird wieder ganz gesund«, wiederholte Jones. Die zweite Hälfte dieses Satzes behielt er lieber für sich: Vorausgesetzt, die Armee da draußen hat sich nicht ein paar Sprengstoffexperten besorgt und eine Möglichkeit gefunden, wie sie ein Loch in Emilios bombensicheres Schloss sprengen kann.
Jules hörte Stimmen.
Gut möglich, dass es freundliche Stimmen waren – echte Stimmen, nicht die, die in seinem Kopf waren und ihn b e drängten, die Augen zu schließen, nur für einen kurzen Augenblick, sich der Dunkelheit zu überlassen, wenigstens für einen flüchtigen Moment.
Er hatte herausgefunden, dass es das Beste war, sie ganz direkt anzusprechen – die Stimmen in seinem Kopf. »Wir wissen doch alle, was passiert, wenn ich die Augen zumache. Dann ist es vorbei.«
Wäre es nicht schön, wenn einfach alles vorbei wäre? Es hat doch seinen Grund, dass man es ewigen Frieden nennt …
»Ruhe, Ruhe, Ruhe, Ruhe.« Er benutzte es als Mantra. Oder als eine Art Marschkommando. Beim ersten Ruhe rechter Ellbogen raus, beim nächsten wieder einziehen und mit Schwung vorwärts. Gelegentlich streute er auch die längere Version ein: »Ru-he verdammt, Ru-he verdammt …«
Aber die Stimmen, die er jetzt hörte, stammten aus einer externen Quelle. Obwohl, es könnte natürlich sein, dass die Stimmen in seinem Kopf stärker wurden, dass sie sich mit dem verschwommenen Blick und dem gnadenlosen Schmerz verbündet hatten. Es könnte natürlich sein, dass sie ihn so weit gebracht hatten zu halluzinieren.
Dann bist du sowieso verraten und verkauft.
Okay, das sah ihm wirklich überhaupt nicht ähnlich.
Das war eine der Stimmen, die ihm vorgaukeln wollte, sie wäre er. Er war nicht verraten und verkauft. Er weigerte sich, verraten und verkauft zu sein. Am besten ignorierte er sie ei n fach weiterhin.
Weil ewiger Friede sich viel zu langweilig anhörte. Er wollte keinen ewigen Frieden. Er wollte einen ewigen Urlaub in Provincetown mit dem Mann seiner Träume. Er wollte ewig
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