Untitled
irgendjemand die Handysender reparieren …
Er stieß mit den Fingern dagegen und nahm es in die Hand. Überall klebte sein Blut.
Er zitterte, obwohl es über fünfundzwanzig Grad warm sein musste, und fing an, schmerzerfüllt Zentimeter um Zentimeter bergab zu krabbeln, auf der Suche nach der Straße.
19
So viel also zum Thema leichte Auswege.
Jones stieg hinter Molly die nasskalte, mit Spinnweben verhangene Treppe hinauf und wieder zurück ins Haus. Er konnte sich den Verlauf des Gesprächs zwischen den übe r eifrigen Soldaten und dem Einsatz leitenden Offizier sehr gut vorstellen.
»Was gibt es denn bei einem Hinterhalt nicht zu kapieren, ihr Idioten?«
»Sir, die Klappe ist aufgegangen, Sir! Also haben wir das Feuer eröffnet wie befohlen!«
»Woraufhin die Klappe sofort wieder zugegangen ist. Und verriegelt wurde. Keine Verwundeten, keine Toten, keine G e fangenen.«
»Sir, ja, Sir! Aber auch bei uns keine Toten, Sir! Vielleicht haben die nagelneuen Uniformen und die zehnminütige Au s bildung doch nicht ganz gereicht, um richtige Soldaten aus uns zu machen, Sir!«
Jones hatte immer noch Herzklopfen. Das hätte ziemlich übel ausgehen können. Die Truppen mussten genau dann vo r gerückt sein, als sie im Tunnel waren – ein ziemlich wunder Punkt in Emilios Sicherheitssystem.
Andererseits … wenn alles gut lief und man jede Menge williger Arschkriecher um sich hatte, dann war ein Bildschirm am Ausgang des Fluchttunnels wahrscheinlich überflüssig. Weil, wenn alles gut lief, auch die Handys noch funktionierten. Ein kurzer Anruf bei Igor in der Küche und schon wusste man, ob man freie Bahn hatte oder nicht.
Ohne Handys und ohne Igor hatte Jones sehr, sehr vo r sichtig die Klappe geöffnet.
Max hatte Schwierigkeiten vorhergesehen. Er hatte einen Mop aus der Küche mitgenommen.
Auf ihrem Weg durch den Tunnel hatte Jones noch g e dacht, Max hätte ihn als Gehhilfe mitgebracht – dass er doch schwerer verletzt war, als er zugeben wollte. Als er allerdings mit dem Mop Spinnweben aus dem Weg geräumt hatte, war Jones zu der Überzeugung gelangt, der alles überragende und mächtige Max Bhagat sei ein Schisshase, wenn es um eklige Krabbeltiere ging.
Doch dann, als sie diese Tür – eigentlich eher eine Klappe – aufgemacht hatten, da hatte Jones den wahren Grund e r kannt.
Max hatte den Mop langsam und behutsam zur Öffnung hinausgestreckt, als würde jemand vorsichtig nachsehen, ob die Luft rein ist …
Und er war ihm aus der Hand geschossen worden.
Die Klappe wurde wieder verriegelt.
Sie waren in Sicherheit.
Oder saßen in der Falle
Je nach Perspektive.
Allerdings: Eine weitere Zwickmühle ohne jede Aussicht auf einen positiven Ausgang erschien Jones auch nicht mehr besonders schlimm. Mit dieser Schwangerschaft und der Krebsgeschichte steckte er ja sowieso schon in einer hoffnungslosen Klemme.
Als Molly ihm erzählt hatte, wie sie die Bewegungen des Babys gespürt hatte, da hatte er nicht gewusst, was er sagen sollte. Sie wollte zwar immer, dass er ehrlich war, aber er wusste ganz genau, dass sie seine wahren Gedanken in diesem Fall nicht hören wollte.
Wie zum Beispiel: »Oje, und ich hatte gedacht, all die Au f regungen hätten vielleicht eine Fehlgeburt verursacht.«
Aber gut. Molly wollte ja auch immer, dass er positiv dachte. Und da er im Augenblick nicht ehrlich sein konnte, versuchte er es wenigstens mit möglichst viel Optimismus. Ja, hier in Emilios gemütlicher kleiner Festung waren sie sicher. Zugegeben, sie waren mittlerweile bei Plan C gelandet, aber – olee, ole-ole-oleee – in ihrer Version des Alphabets stand C für Belagerung. Oder auch: Los, macht schon, ihr Wichser, schießt doch! Abgesehen von einem direkten Angriff mit schwerer Artillerie konnte ihnen nichts geschehen.
Ihr abwesender Gastgeber hatte sogar die meisten Vo r bereitungen bereits selbst übernommen – Gott segne seine schwarze Seele.
Und das bedeutete, dass sie, nachdem sie alle Türen und Fenster noch einmal kontrolliert hatten, nachdem sie die e x terne Stromversorgung gekappt und sämtliche Lufteinlässe versiegelt hatten – Sag nein zu Giftgas! – sowie die Bad e wannen, Waschbecken und sämtliche verfügbaren Behälter mit Wasser gefüllt hatten, dass sie dann, solange sie die Überwachungsmonitore im Auge behielten und sich sicher sein konnten, dass sie nicht angegriffen wurden …
Ein bisschen Zeit übrig hatten.
Und das bedeutete, dass Max, nachdem sie beide geduscht hatten – danke,
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