Untitled
draußen herein. Trotzdem, so hatte Jones Molly erklärt, war es den k bar, dass irgendwo auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes ein Scharfschütze mit einem High-Tech-Ziel fernrohr hockte, das die Spiegelung durchdringen konnte. Max dachte offensichtlich das Gleiche. Er hielt sich möglichst weit im Hintergrund und seitlich versetzt zum Fenster, während er zwischen den Gitterstäben hindurch nach draußen schaute.
»Ein Funkgerät?« Max’ Stimme klang ungläubig.
»Ja, schon«, meinte Jones, »aber mach dir keine Hoffnungen. Ich schätze, das ist ein Ein-Kanal-Walkie-Talkie. Der Dolmetscher kannte wahrscheinlich nur das Wort nicht.«
»Mmm«, meinte Max bestätigend und hielt das Fernglas auf die Militärs am anderen Ende des Platzes gerichtet. »Die glauben, sie sind außer Reichweite. Wissen wohl nicht, dass wir ein paar schwere Waffen hier haben. Ich frage mich …«
»Vielleicht wissen sie auch, dass wir sie niemals einsetzen würden«, warf Molly ein. »Ich meine, sie müssen doch wissen, dass wir niemals auf den Soldaten schießen würden, weil wir das Baby nicht gefährden wollen.«
»Das Baby ist für uns gedacht«, sagte Max. Er hatte immer noch das Fernglas vor den Augen. »Wir sollen glauben, dass sie nicht auf uns schießen, wenn wir die Tür aufmachen und das Baby auf der Schwelle liegt.«
Der Soldat mit dem Baby kam immer näher, und Molly e r kannte, dass er tatsächlich noch etwas im Arm hatte.
»Ich gehe nach unten«, sagte Max.
»Ich auch. Und am besten mache ich auch die Tür auf«, sagte Jones.
»Und wenn es eine Bombe ist?«
Molly drehte sich um und sah Gina draußen im Flur stehen. Sie sah extrem verängstigt aus, als wäre sie mit Lich t geschwindigkeit aus dem Himmel der Liebe wieder in die traurige Realität zurückbefördert worden. »Dieses Funkding s bums, das sie uns unbedingt geben wollen«, machte sie klar. »Was, wenn es in Wirklichkeit gar kein Funkgerät ist?«
Max schüttelte den Kopf. »Nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, bezweifle ich, dass sie die notwendige Techn o logie …«
»Aber wenn doch?«
Er erwiderte ihren Blick, und Molly hielt den Atem an. Aber seine Antwort war weder herablassend noch überhe b lich, nicht in der Art wie Da sowieso alle wissen, dass wir gerade Sex gehabt haben, tue ich mal so, als würde ich dich respektieren und deine dämliche Frage ernst nehmen.
Stattdessen war er ehrlich. »Das wäre schlecht«, sagte er. »Aber wir müssen irgendwie mit ihnen kommunizieren, Gina. Ich sehe keine andere Möglichkeit.«
Sie nickte. »Dann sieh wenigstens nach, ob es tatsächlich ein Funkgerät ist, bevor du es rein holst.«
»Das ist nicht so einfach«, wandte Jones ein.
Gina warf ihm einen Blick zu. »Na klar ist es das.« Dann deutete sie zum Fenster hinaus. »Ihr ruft dem Baby-Dieb da unten einfach irgendetwas zu, was er an seine Chefs weite r geben soll, und zwar mit diesem Funkgerät. Und dann sollen die unsere Nachricht über Lautsprecher wiederholen. Es muss etwas Ungewöhnliches sein, etwas, das man nicht durch Z u fall erraten kann – vielleicht so was wie ein Liedtext oder so. Dann wissen wir, dass es ein richtiges Funkgerät ist.« Sie runzelte die Stirn. »Es sei denn, er hat noch eines dabei …«
Max schaute wieder durch das Fernglas. »Soweit ich sehen kann, ist er nicht verdrahtet. Und ich bezweifle, dass sie Mini-Ohrstecker haben, wenn sie sich offensichtlich nicht einmal kugelsichere Westen leisten können.«
»Obwohl«, wandte Gina ein, die sich allem Anschein nach entschlossen hatte, den Advokaten des Teufels zu spielen, »was ist, wenn er nicht englisch spricht?«
Das Englisch des Soldaten mit dem Funkgerät war gerade ausreichend.
Ginas Strategie funktionierte reibungslos. Das Walkie-Talkie war ein einkanaliges Scheißding mit minimaler Reic h weite, sodass sie damit auf keinen Fall Hilfe rufen konnten. Max holte es sich von der Türschwelle ohne beschossen zu werden und verriegelte die Tür.
Das Baby wurde wieder über den Platz getragen und seiner weinenden Mutter überreicht.
Alles war in bester Ordnung – auch Ginas Lächeln, weil Max den Text eines alten Elvis-Presley-Songs ausgesucht hatte.
»Like a ribbon floats, Girlie, don’t you see«, war es in g e künsteltem Englisch mit starkem Akzent durch das Megafon geschallt. Die meisten Wörter waren, wie bei einer Tod oder-Leben-Version der Stillen Post, falsch verstanden worden und kamen nur verdreht wieder zurück. »Dolly, sowing, goats,
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