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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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hatte.
    Als Max in seine lächerlichen grünen Shorts stieg, waren ihm Schuld und Bedauern in Großbuchstaben aufs Gesicht geschrieben. Er machte den Mund auf, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Jetzt sag bloß nicht, dass es dir leid tut«, sagte Gina. »Mir nämlich nicht. Sicher, der Zeitpunkt war … nicht besonders günstig gewählt, und wahrscheinlich hätten wir auch …«
    »Ich liebe dich auch«, unterbrach er sie. »Darf ich das sagen? Und, ja, du hast Recht, wahrscheinlich hätte ich auch noch hinzugefügt, dass es mir leid tut …«
    »Ja, das darfst du sagen«, meinte sie, »aber den Rest höre ich mir gar nicht erst an. La, la la …«
    »… dass es so passiert ist, wie es passiert ist und nicht irgendwo, wo es ein bisschen, ich weiß auch nicht, romantischer ist oder wenigstens nicht so in aller Öffentlic h keit …«
    »Machst du Witze?«, fragte Gina. »Auf dem Küchentisch, das ist doch eine der größten romantischen Frauenfantasien aller Zeiten – einschließlich der Angst, dass Ethyl und Fred jederzeit hereinschneien könnten. Allerdings ohne dass sie dann tatsächlich hereingeschneit kommen. Oh mein Gott.« Sie musste lachen.
    Max lachte ebenfalls, aber als er nach dem Verband über seiner Wunde sah, verzog er das Gesicht.
    Mist, seine neueste Schusswunde. Die hatte sie komplett vergessen. »Ich hab dir doch nicht wehgetan, oder?«, fragte sie besorgt.
    »Kein bisschen.« Er küsste sie und schnappte sich eines von Emilios Hemden aus dem Kleiderstapel. »Ich geh schon mal hoch, okay?«
    Sie nickte. Sie musste sich auf jeden Fall frisch machen. Sehr verwunderlich, dass er sich so überhaupt nichts daraus machte, dass sie nicht verhütet hatten – keine Spur von pos t koitalem Schock oder Bedauern. »Ich beeile mich. Ich muss nur …«
    »Gina!«, rief es jetzt von oben herunter. Das war Molly. »Es tut mir wirklich sehr leid, aber wir brauchen Max u n bedingt, und zwar sofort!«
    Max küsste sie noch einmal und ging zur Tür. Aber bevor er draußen war, drehte er sich noch einmal um.
    »Ach ja«, sagte er. »Es gibt noch was, was ich dir sagen wollte. Ich möchte, dass du mich heiratest.«
    Und damit war er verschwunden.
     
    Es war unglaublich.
    Absolut unglaublich. Molly war fuchsteufelswild. »Wer immer die Idee gehabt hat, ein Kind so dermaßen zu mis s brauchen, der gehört an den nächsten Baum geknüpft.«
    Die Bewohner der umliegenden Häuser waren alle evakuiert worden. Viele hatten sich hinter den Reihen der Soldaten versammelt und zugesehen, wie das Drama sich en t faltet hatte.
    Beziehungsweise, zumindest während der vergangenen Stunden, sich nicht entfaltet hatte. Doch jetzt hatte sich ein Soldat, der des Englischen mächtig war, ein Megafon g e griffen und forderte Jones auf, sich zu ergeben.
    Ein weiterer Soldat hatte eines der Kinder – ein Baby von vielleicht acht Monaten – aus dem Arm seiner Mutter g e rissen. Er benutzte es als Schutzschild, während er über den Dorfplatz auf sie zukam.
    Das Baby kreischte und wollte zu seiner Mutter, die ebe n falls lautes Geheul ausstieß und von mehreren älteren Frauen zurückgehalten werden musste.
    Es hätte beinahe lustig wirken können, wie die Zivilisten allesamt plötzlich verschwanden. Im einen Augenblick waren sie noch da, im nächsten schon nicht mehr zu sehen. Alle, mit Ausnahme der jungen Mutter und ihrer beiden Begleiterinnen, verzogen sich in die länger werdenden Schatten des Nac h mittags.
    Aber über ein als menschlichen Schutzschild missbrauch- tes Baby gab es absolut nichts zu lachen.
    Da baute sich einer der Soldaten vor der weinenden Mutter auf. Er hob die Waffe. Und die Frau fiel vor ihm auf die Knie – nicht völlig still vielleicht, aber doch still genug.
    »Feuer einstellen«, sagte der Megafon-Mann sowohl auf Englisch als auch in einem Dialekt, den Molly zumindest u n gefähr verstehen konnte. Er klang zwar anders als die Sprache auf Parawati, wo sie etliche Jahre lang gelebt hatte, aber immerhin so, dass sie gewisse Parallelen erkannte.
    »Was ist denn los?«, fragte Max, als er ins Zimmer kam. Er knöpfte sich das Hemd zu, aber abgesehen von einem etwas dümmlichen Seitenblick auf Molly und einem schnellen Versuch, sich die Haare glatt zu streichen, galt seine ganze Aufmerksamkeit jetzt dieser neuen Entwicklung.
    »Sie bringen uns eine Art Funkgerät«, sagte Jones und reichte ihm das Fernglas.
    Das Fenster war auf der Außenseite verspiegelt. Sie konnten nach draußen sehen, aber niemand von

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