Untitled
some things are men to be …«
Aber es war auf jeden Fall dicht genug am Original.
Alles war in bester Ordnung – bis auf das Wichtigste.
Die Verhandlungen.
Der Einsatz leitende Offizier befolgte strikt seine Befehle, das war Max schon nach einem fünfzehnsekündigen Gespräch mit dem Dolmetscher klar geworden. Er war kein professioneller Unterhändler und erklärte Max, dass er nicht autorisiert sei, irgendwelche Verhandlungen zu führen.
Das war mehr als nur mangelnde Fantasie. Der Mann hatte ganz offensichtlich nur ein einziges Ziel vor Augen: seinen eigenen Arsch zu retten. Manche Menschen hielten sich an die Regeln, weil sie an die Regeln glaubten. Der Einsatzleiter jedoch hielt sich an die Regeln, weil er Angst hatte.
Max verbrachte rund dreißig Minuten damit, ihm – in freundlichem Ton, um ihm nicht noch mehr Angst zu machen – zu erklären, dass er Amerikaner sei und dass er einen Ve r treter der amerikanischen Botschaft sprechen wolle und, ja, er wisse sehr wohl, dass es hier auf Pulau Meda keine Botschaft gab. Er würde gerne mit jemandem aus der Botschaft in Dili, drüben in Ost-Timor, sprechen.
Nur, um erfahren zu müssen, dass die Botschaft in Dili g e schlossen worden war. Evakuiert. Aufgrund der zunehmenden terroristischen Bedrohung war das gesamte Personal an einen als sicherer geltenden Ort gebracht worden.
Dann kam die schlimmste Nachricht.
Der Einsatzleiter war von seinen Vorgesetzten darauf hi n gewiesen worden, dass Grady Morant der Anführer einer b e kannten Terrorzelle sei und sowohl von den indonesischen wie von den US-amerikanischen Behörden gesucht werde.
Und, ach ja, er hatte ihm außerdem noch verraten, dass er Befehl hatte, sie allesamt zu erschießen, und zwar in dem Augenblick, wo sie einen Fuß vor die Tür setzten, auch wenn sie die Hände oben hatten.
So viel zum Thema »Es wird Ihnen nichts geschehen«.
Nun ja, gut möglich, dass die Sprachbarrieren daran Mi t schuld hatten, aber Max konnte den Einsatzleiter beim besten Willen nicht davon überzeugen, dass es sich um ein schrec k liches Missverständnis handelte.
»Ich möchte mit Emilio Testa sprechen«, sagte Max schließlich.
»Wer ist Emilio Testa?«, lautete die Antwort.
Max blickte zu Gina hinüber, die ihn beobachtete. Sie wusste, wieso er diese Frage gestellt hatte. Wenn Emilio noch am Leben war, dann war Jules wahrscheinlich tot.
»Das ist der Mann, dem dieses Haus hier gehört«, sagte Max in das Walkie-Talkie.
Jetzt herrschte Schweigen, nur Ginas leise Stimme war zu hören. »Falls Jules nicht tot ist, falls er Hilfe holt, dann hätte er mittlerweile eigentlich hier sein müssen, nicht wahr?«
Max konnte sie nicht anlügen. »Ja.«
Das Walkie-Talkie krächzte. »Wir kennen diesen Mann nicht, diesen Testa. «
»Das könnte gelogen sein«, überlegte Max laut. »Oder auch nicht. Vielleicht hat Testa mit einem höheren Tier ve r handelt.«
»Sind Sie bereit, sich zu ergeben?«, fragte die Stimme aus dem Walkie-Talkie.
Das stand garantiert wortwörtlich so in ihrem Wörterbuch, unter dem Stichwort »Verhandlungen«.
Wollte er sie eigentlich für dumm verkaufen? Wenn Au f geben bedeutete, dass sie die Tür aufmachen und sich e r schießen lassen sollten …
»Ich möchte mit einem Amerikaner sprechen«, verlangte Max. »Am liebsten mit einem Vertreter des CIA-Büros oder der US-Botschaft in Jakarta. Aber ich nehme … ich spreche auch mit jedem anderen Offizier der US-Streitkräfte. Mit jedem. Mit jedem Amerikaner«, wiederholte er.
»Sie sind nicht in der Position, um Forderungen zu stellen«, lautete die Antwort, ebenfalls direkt aus dem Wörterbuch.
»Aber natürlich«, erwiderte Max. »Wir haben so viel zu essen und zu trinken, dass wir monatelang durchhalten können.« Das war zwar gelogen, aber wenn der Einsatzleiter keinen Kontakt zu Emilio Testa hatte, dann konnte er das nicht wissen. »Wollen Sie wirklich so lange da draußen sitzen bleiben?«
»Morgen kommt der Oberst. Und der Panzer.«
Max setzte sich auf. Was, zum Teufel?
»Hat er gerade Panzer gesagt?«, fragte Gina mit weit au f gerissenen Augen.
»Bitte um Wiederholung«, sagte Max in das Walkie-Talkie.
Aber es war nur noch Rauschen zu hören. Wer immer am anderen Ende saß, er hatte sein Gerät ausgeschaltet.
Kein Wunder, dass sie keinen besonders begabten Unte r händler geschickt hatten. Das war gar nicht notwendig.
Der Oberst – wer immer das sein mochte – war unterwegs. Das konnte gut oder schlecht für sie sein.
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