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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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ausgebreitet – alles, von stapelweise alten Zeitungen über einen Vorrat an Hundefutter bis hin zu einer Schachtel mit zur Hälfte in indonesischer und zur Hälfte in portugiesischer Sprache bedruckten Flugblättern, offensich t lich für irgendeine Wahlkampagne. Wer zum Tisch wollte, musste mit großen Schritten darüber hinwegsteigen.
    »Möchte sonst noch jemand einen Tee?«, fragte Molly und wollte zum Herd gehen.
    Gina legte die Disketten neben Max auf den Tisch. »Ja, ich auch, aber ich hole ihn schon.« Sie strich ihm sanft über den Nacken und ging zu Molly hinüber. Es war nur eine winzige Geste, besitzergreifend und intim zugleich, und Max wurde sich mit einem Mal darüber bewusst, dass das hier genau der Tisch war, auf dem sie vor kurzem …
    Okay. Hatte noch jemand im Raum den gleichen G e danken? Max warf Jones einen Blick zu, der ihn erwiderte und sich bemühte, nicht zu grinsen und …
    Jawoll, Jones dachte auch daran.
    »Setz dich hin«, sagte Gina, »und leg die Beine hoch.«
    »Danke, Süße.« Molly kam an den Tisch und setzte sich Max genau gegenüber.
    Max tat so, als strahlte der Computerbildschirm, auf dem nach wie vor nur eine Sanduhr zu sehen war, eine ungeheure Faszination aus. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Jones Molly einen Stuhl so heranschob, dass sie ihre Beine darauflegen konnte.
    »In letzter Zeit schwellen meine Knöchel immer so an«, sagte Molly zu ihm. Er konnte ihr nicht in die Augen schauen. Oh Mann, wurde er tatsächlich rot?
    Moment mal. Geschwollene Knöchel? Hatte sie nicht Brustkrebs?
    Sie lächelte ihn über die Tischplatte hinweg an. »Du brauchst gar nicht so ängstlich zu gucken, Bhagat. Das ist ganz normal. Wahrscheinlich die Hitze. Ich muss ein bisschen vorsichtig sein, weil, na ja, immerhin bin ich schon über vie r zig …«
    Jetzt kapierte Max überhaupt nichts mehr.
    Mollys Lächeln wurde breiter. »Was ist denn? Du schaust mich ja an, als ob …« Doch mit einem Mal verschwand ihr Lächeln, und sie wandte sich an Jones. »Du hast ihm nicht erzählt, dass ich schwanger bin«, sagte sie. »Stimmt’s?«
    »Du bist auch schwanger?«, ließ Max sich in fragendem Ton vernehmen. Dann drehte auch er sich zu Jones um. »Nein, das hat er mir nicht erzählt.«
    Jones rieb sich die Stirn, als hätte er üble Kopfschmerzen. »Mol, ich hab gedacht, das ist was Privates. Bis die Erge b nisse der Gewebeprobe da sind …«
    Molly war wütend. »Du hast gedacht, du könntest mich zu einer Abtreibung überreden …«
    »Ich habe gedacht«, fiel Jones ihr ins Wort, »dass du dich möglicherweise, wenn du mit noch einem oder mit noch zwanzig Ärzten gesprochen hast, für dein eigenes Leben en t scheiden könntest und dass du dann nicht willst …«
    »Dieses Baby ist das, was ich will«, sagte Molly.
    Max fing Ginas Blick vom anderen Ende des Zimmers auf. Sie musste dasselbe denken wie er – dass sie Molly und Jones eine Entschuldigung schuldig waren, weil sie sich vor ihren Augen und Ohren gestritten hatten. So etwas war wirklich nur äußerst schwer zu ertragen.
    »Ich weiß ja«, erwiderte Jones mürrisch. »Und es tut mir leid, aber ich will es nicht. Mein Gott, Molly …« ’ »Na. Da bin ich aber froh, dass du schließlich doch den Mut gefunden hast, mir das mitzuteilen.« Molly stand auf. Sie hatte immer eine sehr aufrechte, statueske Haltung, aber jetzt wirkte sie sogar noch größer. »Entschuldige bitte«, sagte sie zu Max und machte sich auf den Weg in Richtung Tür.
    Jones war ganz offensichtlich enttäuscht. Und verärgert. »Eigentlich wollte ich sagen: Mein Gott, Molly, nicht, wenn du deshalb sterben musst. Scheiße, Mol, bleib doch …«
    Aber da war sie schon draußen. Er wollte ihr so schnell wie möglich nach und musste deshalb über die Tasche mit dem Hundefutter springen. Dabei stieß er den Karton mit den Flugblättern um. Sie stieben in alle Richtungen davon. »Oh, Scheiße, Kacke, ’tschuldigung!«
    »Ich mach das schon«, sagte Gina. »Lauf weiter.«
    Aber Jones blieb stehen. Er bückte sich und hob eines der Flugblätter auf, starrte auf das Bild mit dem lächelnden Kandidaten. »Scheiße«, sagte er noch einmal. Er drehte das Flugblatt um, suchte offenbar nach einem englischen Tex t stück. Es gab keines. »Molly!«, rief er. »Ich brauche dich!« Dann schaute er Gina an. »Hol sie her.«
    Gina schien wenig überzeugt davon, dass das jetzt das Richtige war, aber Jones blieb hart.
    »Sag ihr, sie muss mir helfen, das hier zu lesen«, sagte

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