Untitled
kommen, klar, aber eben unter amerikanischer Aufsicht. Was sehr viel besser ist als tot.«
Molly nickte. So war es.
»Im Grunde stellt Max den Einsatzleiter vor die Wahl«, sagte Gina. »Wenn er Grady den Amerikanern ausliefert, dann werden Nusantara und sein geheimnisvoller Oberst ziemlich angepisst sein, stimmt’s? Aber wenn er Informationen über einen Terroranschlag zurückhält und die Botschaft wird tatsächlich angegriffen …«
»Dann müssen womöglich unschuldige Menschen sterben«, sagte Molly. Oh, wie sie das hasste.
»Ja, genau«, stimmte Gina zu. »Genau das soll er denken. Und außerdem will Max ihm klarmachen, dass es auf jeden Fall rauskommen würde, wenn er nichts unternimmt, obwohl er die Gefahr gekannt hat. Der Übersetzer würde Bescheid wissen und seine Stellvertreter auch … Die Leute würden schon dahinterkommen und würden mit den Fingern auf die Schuldigen zeigen. So ist es jedes Mal. Und da könnte es gut sein, dass auch ein paar Finger auf den Oberst und auf Nusantara gerichtet werden. Das will Max dem Kerl eben klarmachen – dass er mit Nusantara Kontakt aufnehmen und ihm genau das sagen soll. Er muss auf jeden Fall Schaden s begrenzung betreiben, die Frage ist nur, wofür er sich en t scheidet. Was könnte für Nusantaras politische Karriere tö d licher sein? Mordanklagen aus dem Mund eines schäbigen Schwerverbrechers oder die Tatsache, dass seine privaten Pläne ihn davon abgehalten haben, einen Terrorangriff zu verhindern?«
Schäbiger Schwerverbrecher.
Gina hatte schon immer gut Mollys Gedanken lesen können. »Du weißt, dass das nicht meine Meinung ist, oder?«, fragte sie. »Ich will nur, dass es echt klingt …«
Wie bestellt steckte Jones seinen Kopf durch die Tür.
»Wir sind zu spät dran«, verkündete er mit tonloser Stimme. »Der Anschlag auf die Botschaft war gestern.«
»Im Impala ist Benzin«, sagte Jones.
Molly schaute ihn an. »Aber wer geht in die Garage und holt es?«
»Hör mal, Mol …«
»Hör auf mit diesem ›Hör mal, Mol‹!«, fauchte sie. »Du hast mir selber gesagt, dass die Garage keine gepanzerten Wände hat. Schon allein das Öffnen dieser Tür da wäre lebensgefährlich. Wenn also jemand da rausgeht …«
»Leute«, mahnte Max besänftigend und betrachtete mit dem Fernglas die sie umgebende Armee. Sie zog sich wieder zurück, legte sich wieder schlafen.
»Ich wollte gerade sagen«, setzte Jones noch einmal an, »dass es im Impala noch Benzin gibt und dass wir mit diesem Benzin den Generator wieder zum Laufen kriegen könnten …«
Sie saßen alle im vorderen Zimmer des ersten Stocks auf dem Boden, um kein Ziel für eventuelle Schüsse durch das Fenster zu bieten. Alle bis auf Max, der seitlich versetzt neben der Tür stand. Während der letzten Verhandlungsrunde war Jones ins Badezimmer gegangen und hatte den Spiegel des Medizinschränkchens abmontiert und so aufgestellt, dass sie aus dem Fenster sehen konnten, ohne Gefahr zu laufen, von einem Scharfschützen getroffen zu werden.
»Dann könnten wir den Computer wieder einschalten«, fuhr Jones jetzt fort. »Vielleicht finden wir auf einer dieser Disketten ja noch was.«
»Vielleicht sollte ich das Benzin holen gehen«, sagte Molly.
Verdammt. Wenn Max vier Übeltäter komplett eingekreist in der Falle sitzen hätte, er würde sich nicht einfach zurüc k lehnen und ein Nickerchen machen.
Er würde sie ununterbrochen mit dem Funkgerät b e schäftigen, würde sie wach und in Alarmbereitschaft halten. Er würde für einen konstanten Lärmpegel sorgen, entweder mit brüllend lauten Kakophonien oder mit anderen ohre n betäubenden Geräuschen oder auch mit unregelmäßigen, kurzen Gewehrsalven.
Diese merkwürdig friedliche Schlummerzeit war einfach lächerlich.
Es sei denn, natürlich, es war tatsächlich ein Panzer unterwegs.
»Was denn, du willst das Benzin aus dem Tank saugen …?«, fragte Jones.
»Ich weiß, wie man das macht.« Mollys Stimme klang b e leidigt, weil er ihr das nicht zutraute.
Max warf einen Blick auf die Jeeps mit ihren gleißenden Scheinwerfern. Er versuchte die genaue Entfernung abz u schätzen. Zwölf Lampen. Wie lange würde es wohl dauern, vom Augenblick des ersten Schusses an? Zwölf Schüsse, g e teilt durch zwei Schützen …
»Wisst ihr, Gina und ich, wir können durchaus auch etwas machen«, sagte Molly jetzt fast beschwörend zu Jones und Max. »Wir sind doch keine … keine … Kartoffelsäcke, die nur rumliegen, damit die Mannsbilder sie
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