Untitled
retten können. Wir haben auch unsere Fähigkeiten. Ich habe das Benzinabsaugen zufälligerweise in einem Dritte-Welt-Land gelernt, von einer Nonne, der die finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit g e strichen worden war und die deshalb eine gehörige Menge Wut im Bauch hatte. Sie könnte sogar euch wahrscheinlich die eine oder andere Schwarzmarkt-Trickserei beibringen.«
Und wenn sie drei Schützen hätten …?
»Wie gut kannst du schießen?«, wurde sie von Max unte r brochen.
Molly blinzelte ihn an. »Du meinst, mit einer Pistole?«
»Mit einem Gewehr«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Der Schießeisengebrauch gehört nicht zu meinen Fähigkeiten. Aber Luftballons mit Dar t pfeilen platzen lassen, das kann ich ziemlich gut. Ach, ja, und meinem Mann auf die Nerven gehen. Darin bin ich richtig gut,«
»Gina?«, sagte Max fragend, obwohl er die Antwort schon kannte.
»Tut mir leid«, lautete Ginas Antwort.
»Du gehst mir nicht auf die Nerven«, sagte Jones zu Molly. »Du jagst mir schreckliche Angst ein. Komm schon, du musst zurück ins Bett. Du kippst ja gleich um. Wie kannst du bloß Witze reißen, während …«
Während Jones und Molly streitend aus dem Zimmer gingen, rückte Gina vorsichtig näher. Sie saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt zwischen den beiden Fenstern auf dem Fußboden.
Mit dem Fuß zog sie das Kissen, auf dem Max vorhin g e sessen hatte, zu sich heran – eine stumme Einladung, sich neben sie zu setzen. »Was denkst du gerade?«
Max schüttelte den Kopf. »Dass wir die Scheinwerfer au s schießen könnten, aber wir würden es nicht schaffen. Es sind zu viele. Ich bin ganz gut, aber keine Alyssa Locke.« Er blickte zu ihr hinab. »Sie ist Scharfschützin. Hast du das g e wusst?«
Selbstverständlich hatte sie das gewusst. Alyssa war an der Erstürmung des entführten Flugzeugs beteiligt gewesen. Sie hatte zu den Scharfschützen gehört, die die Terroristen im Cockpit erledigt hatten, in dem auch Gina festgehalten worden war.
Gina war bestens vertraut mit Alyssas tödlicher Präzision im Umgang mit einem Gewehr.
Sie hob die Brauen. »Und der Grund, weshalb du au s gerechnet jetzt deine Exfreundin erwähnst, ist …?«
Max zuckte mit den Schultern und blickte wieder durch das Fernglas. »Wir könnten einen Scharfschützen gebrauchen. Ich bin nicht schlecht, aber … Obwohl, sogar Alyssa würde zu viel Zeit benötigen – zwölf Schüsse? Auch wenn wir relativ schnell wären, sobald die Scheinwerfer aus sind –, nach dem ganzen Krach hätten wir wohl kaum eine Chance. Sich an schlafenden Truppen vorbeizuschleichen ist eine Sache. Aber wenn sie hellwach sind … das wäre eine echte Herau s forderung. Vielleicht könnten wir uns Klamotten von Emilio anziehen, versuchen, irgendwie uniformiert auszusehen, uns unauffällig einschleichen …« Er schüttelte den Kopf und reichte ihr das Fernglas. Sie war näher am Boden, und sein Bein schlief langsam ein. »Es muss einen Weg hier raus geben, aber das kann es nicht sein.«
Vorsichtig ließ er sich auf dem Kissen neben ihr nieder. »Ich schätze mal, wir haben die erste Wache«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, während er das richtige Ve r hältnis von Luft und Kissen suchte.
»Tut mir leid, dass ich nicht so gut schießen kann wie Alyssa Locke«, erwiderte Gina. Es klang sehr viel mehr nach Ärger als nach echtem Bedauern. Ärger über ihn, weil er sie überhaupt erwähnt hatte.
Sogar nach Eifersucht.
Gut so. Besser, sie war eifersüchtig als gelähmt vor Angst vor dem kommenden Morgen.
Max fasste ihr ans Kinn und drehte ihren Kopf zu sich. Sie hatte eine solch wundervolle Haut, so weich. Er beugte sich zu ihr.
Küsste sie.
Sie wehrte ihn ab – etwa eine Zehntelsekunde lang. Viele, viele Zehntelsekunden später war er es schließlich, der sich von ihr löste.
Die erste Wache hieß nicht umsonst Wache – die Augen mussten also geöffnet sein. Mit Hilfe des Spiegels schaute er zum Fenster hinaus. Alles sah genauso aus wie vorher. Keine Bewegung, keine Veränderung.
»Oh Gott, ist das schrecklich«, sagte Gina, als sie wieder zu Atem gekommen war. »Du kannst einfach zu gut küssen. Das gehört verboten. Erst redest du über deine Exfreundin und ich bin total genervt davon, und dann, dann küsst du mich einfach, und irgendwie kann ich dann nichts anderes mehr denken als nein, nein, ja, ja, ja.«
»Sie war eigentlich gar nicht meine Freundin«, erwiderte Max. »Alyssa. Ja, klar, ich habe sie geliebt, aber ich
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