Untitled
mit dir alles in Ordnung?«
»Ja«, erwiderte er. »Mir geht’s gut. Der Stock ist bloß Tarnung.« Er wusste, dass er ihr sagen musste, sie solle ihn von nun an Leslie nennen oder Les. Aber, verdammt noch mal, er war gerne Dave Jones. Als Jones hatte sie ihn kennen gelernt. In Jones hatte sie sich verliebt.
Jetzt küsste sie ihn wieder und, aha, ja, sie wollte ihm ei n deutig noch näher kommen. Sie knöpfte ihm die Hose auf und hob ihren Rock hoch, verlagerte das Gewicht und …
Molly gab ein Stöhnen von sich, und Jones wusste, dass er dasselbe tat, und nur die plötzliche Erkenntnis, dass sie zu laut waren, hinderte ihn daran, hier und jetzt auf der Stelle zu kommen, gleich beim ersten, süßen Eindringen.
Oh Gott, oh Gott … dankedankedanke …
Abgesehen davon, dass das jetzt ganz anders lief, als er es sich vorgestellt hatte.
In seiner Lieblingsfantasie von ihrer Wiedervereinigung hatte Molly ihn immer besonders liebevoll geküsst, hatte ihm ein äußerst sanftes Wiedersehen beschert. Sie war so weich und warm, und ihre wunderschönen Augen waren jedes Mal voller Tränen gewesen. Dann lief ihr eine einzige davon über die Wange, und er wischte sie mit dem Daumen weg, während er die Hand an die weichen Rundungen ihres wunderschönen Gesichtes schmiegte und ihr dabei zuflüsterte, dass er von genau diesem Tag geträumt hatte.
Stattdessen küsste er sie ausgehungert, versuchte, die Laute, die sie von sich gab, zu ersticken, während sie sich an ihn presste, auf einem Bein balancierend, auf Zehenspitzen, während er sie fickte.
Besser gesagt, während er sie stürmisch liebte. Molly hatte für das F-Wort nicht viel übrig.
Für das F-wort-en dafür umso mehr. Das hatte er bisher nie in seine kleine Fantasie mit eingebaut. Hätte er aber sollen. Denn offensichtlich war er nicht der Einzige, der viel zu lange auf eine sexuelle Nulldiät gesetzt worden war.
Sie hatte auch auf ihn gewartet – nur, dass sie nichts weiter als den Glauben gehabt hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass er sie suchen wollte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass er an jedem einzelnen Tag seit ihrer letzten Begegnung auf diesen einen Augenblick hingearbeitet hatte.
Seine Gefühle fuhren Achterbahn, und er wusste, dass der salzige Geschmack beim Küssen nicht nur von ihren Tränen stammte.
Und wo er sowieso gerade dabei war, Gott zu danken, konnte er schnell auch noch die Dunkelheit in diesem Zelt auf seine Liste der Dinge, für die man dankbar sein sollte, setzen.
Er merkte, wie sie sich entspannte – nochmals danke, Gott, weil er noch ungefähr drei Sekunden hatte, bevor er …
Oh Gott! Kein Kondom! Er zog ihn heraus, schnell, und sie wusste sofort, wieso.
»Ich hab eins«, sagte sie und fummelte in ihrer Tasche herum.
Sie hatte ein Kondom mitgebracht, und Jones wusste, dass das kein Zufall war. Sie war heute Abend mit dem festen Vo r satz zu ihm gekommen, ihre stürmische und leidenschaftliche Beziehung genau an der Stelle fortzusetzen, wo sie unte r brochen worden war. Keine Fragen, kein »Also was genau hast du denn während der letzten drei Jahre so gemacht?«.
Und so stand er da, schwer atmend, konnte in der Dunke l heit nur mit Mühe ihr Gesicht erkennen, und verliebte sich aufs Neue in sie.
Seine Frau.
Na ja, okay, das würde er ihr niemals so sagen können.
Aber im Augenblick hatten sie keine Zeit. »Warte«, sagte er, aber sie packte ihn.
»Nein, Molly, hör auf.« Trotz des Dämmerlichts konnte er ihr ungläubiges Gesicht erkennen. »Wir waren schon viel zu lange hier drin«, meinte er, während er sich die Hose z u knöpfte – keine einfache Aufgabe. Das Hemd blieb offen. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, strich sich die Haare glatt, entdeckte Leslies Brille und klemmte sich das Drahtgestell hinter die Ohren. »Bring deinen Rock in Ordnung.«
Sie verstand nicht, was das sollte, und machte keine A n stalten, seinem Befehl nachzukommen, bis er mit der einen Hand nach ihr und mit der anderen nach seinem Gehstock griff und sie aus dem Zelt hinaus ins Mondlicht zerrte.
»Ich fürchte, es ist schrecklich unangemessen, dass Sie zu solch später Stunde ohne Begleitung in mein Zelt kommen, Miss Anderson«, sagte er mit Leslie Pollards britischem Akzent, während er auf das immer noch erleuchtete Küche n zelt zuging. Sie folgte ihm.
»Es tut mir leid«, sagte sie. Sie sah nicht unbedingt aus wie eine Frau, die gerade noch Sex gehabt hatte. Nein, das g e rötete, tränenüberströmte Gesicht und die
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