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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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zerzausten Haare konnten durchaus auch einer trauernden, leidenden Frau g e hören. Vorausgesetzt, man besaß eine jugendfreie Fantasie. »Aber ich …«
    »Ich weiß, dass Sie noch mehr Fragen über Ihren toten Freund Dave Jones haben.« Er suchte in den Hosentaschen nach seinem Taschentuch und nutzte die Gelegenheit, um zu versuchen, seine Eier so zu ordnen, dass sie wenigstens nur halb zerquetscht wurden. Aber keine Chance, es war hoffnungslos. Er war verloren.
    Bevor er Molly das Taschentuch reichte, wischte er sich damit den Mund ab – wer weiß, am Ende hatte sie noch a n gefangen, Lippenstift zu verwenden und verräterische Streifen auf seinem Gesicht hinterlassen. »Ich weiß allerdings nicht, was ich Ihnen noch erzählen könnte«, fügte er hinzu. »Ich bin ihm nur ein paar Mal begegnet.«
    Es war schwer zu sagen, was sie mehr durcheinander brachte: seine gespielte Tugendhaftigkeit, sein qualvoll echtes Hinken oder die Tatsache, dass er ein Taschentuch bei sich hatte. Sie trocknete sich die Augen und schnäuzte sich. »Ich habe gerüchteweise gehört, dass … Verrücktes Zeug, zum Beispiel soll er einen Mann getötet haben und dann, ich weiß auch nicht, geflüchtet sein, ich glaube zusammen mit dessen Frau«, sagte sie. »Aber dann hat jemand anders erzählt, er hätte die Frau auch umgebracht …«
    Kann nicht wahr sein. Diese alte Geschichte hatte es bis ins gottverdammte Afrika geschafft? In schwer veränderter Form offensichtlich, wie bei einer Stillen Post, die um die halbe Welt gereist war, aber trotzdem …
    »Ich habe ihn gut gekannt«, fuhr Molly fort. »Dave Jones. Er würde niemals jemandem etwas zuleide tun.«
    Ahm … Jones machte sich im Geist eine Notiz unter der Rubrik: Worüber wir ein andermal sprechen müssen. Für den Augenblick hatte er jedoch wichtigere Prioritäten. Endlich waren sie nicht mehr in Hörweite der anderen Schlafzelte, sodass er sich nun zu ihr beugte und mit gesenkter Stimme das Thema wechselte. »Es ist sehr wichtig, dass du dich völlig normal verhältst, Mol. Es mag verrückt und paranoid sein, aber wenn du sogar gehört hast … Hör zu, ich will nicht, dass die falschen Leute erfahren, dass meine weltverbesserische Exfreundin plötzlich mit einem Typen kuschelt, den sie a n geblich gerade erst kennen gelernt hat. Es sei denn, du hast dir angewöhnt, dir gelegentlich mal einen Fremden ins Bett zu holen …«
    »Du weißt, dass das nicht so ist«, entgegnete sie.
    Ja, ja. Er nickte. »Das heißt, dass jemand mit ein bisschen Grips nur zwei und zwei zusammenzuzählen braucht und schon weiß er, wer ich bin.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm, und er blieb stehen. Aber sie nahm die Hand schnell wieder weg – er hatte seine Aufmerksamkeit auf Schwester Maura gerichtet, die sich während ihrer Nachtschicht im Krankenhaus eine kleine Pause gönnte und sich im Küchenzelt eine Tasse Tee z u bereitete. Die Nonne hatte sie anscheinend da draußen im Schein des Mondes nicht bemerkt, aber sicher konnten sie sich nicht sein.
    »Also müssen wir diskret sein«, sagte sie. Erneut schössen ihr die Tränen in die Augen. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass du wirklich hier bist. Wow, du hast echt eine grauenhafte Frisur.«
    »In Indonesien, da waren wir diskret«, sagte Jones. Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem Hemdzipfel. So waren seine Hände beschäftigt. Und er musste ihr nicht die Haare aus dem Gesicht streichen. Oder sie wieder in seine Arme ziehen, um sie zu küssen, um zu Ende zu bringen, was sie vorhin begonnen hatten. »Und wie lange hat es gedauert, bis das ganze Lager Bescheid gewusst hat? Zwei Tage oder drei?«
    »Dann müssen wir eben noch diskreter …«, begann sie.
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Diskret alleine reicht nicht.« Er setzte die Brille wieder auf. »Mol, was heute Abend in meinem Zelt geschehen ist … es wird nicht noch einmal g e schehen.«
    »Was in deinem Zelt geschehen ist, ist nur halb g e schehen«, verdeutlichte sie ihm.
    Ja, ja. Das war ihm vollkommen klar. »Wenigstens für eine Weile nicht«, fügte er hinzu.
    »Das ist wirklich dein voller Ernst, nicht wahr?«, fragte sie mit einem forschenden Blick in seine Augen.
    Er tat sein Bestes, um Entschlossenheit zu verbreiten. In der Theorie, als Teil seines großartigen Plans, war das alles sehr viel einfacher gewesen. »Wir müssen alles richtig machen«, sagte er zu ihr, aber auch sich selbst zur Erinnerung.
    »Wann?«, wollte sie wissen. »Wie lange ist eine

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