Untitled
unterbrach die angenehm entspannte Stimmung nach dem Sex.
Jedes Mal, unmittelbar nachdem sie sich geliebt hatten, gab es eine kurze Phase, in der Max sie im Arm hielt und beinahe locker wirkte.
Irgendwann hatte sie gedacht, dass sie ihn dann vielleicht, anstatt es sich gemütlich zu machen und den Augenblick zu genießen, am ehesten zum Reden bringen konnte.
Aber jetzt schüttelte er den Kopf. »Ich war nie ein Kind.«
Sie lachte und drehte sich um, um ihn anzuschauen. »Doch, das warst du. Komm schon. Was war deine Liebling s sendung im Fernsehen?«
Er schüttelte wieder den Kopf.
»Drei Engel für Charlie«, riet sie und lachte, als er die Augen verdrehte. »Ich wette, du warst einer von den Typen, die sich im College ein Poster von … wie hieß sie noch mal? … Farrah … ins Zimmer gehängt haben.«
»Kein Kommentar.« Aber er lächelte. »Auf dem College habe ich lieber Musik gehört als ferngesehen. Ich meine, klar haben wir Saturday Night Live geguckt, aber … kein Tag ohne Chrissie Hynde von den Pretenders. Die hatte Klasse. Und sie konnte richtig gut singen.«
Musik. Sie redeten viel über Musik. Es war einfach, über Musik zu reden. »Was war deine Lieblingssendung, als du, sagen wir mal, zehn warst?«, wollte sie wissen.
»Ach Gott, ich weiß nicht«, erwiderte er. »Ich habe viel mit meinem Bruder und meiner Schwester ferngesehen und die waren deutlich älter als ich … Tim war sportbegeistert, also haben wir uns viel Baseball und Basketball angeschaut. Und wenn sie nicht zu Hause waren … Mein Großvater war ein echter Elvis-Fan. Mit ihm habe ich viele Elvis-Filme g e sehen.«
Elvis-Filme. Das war zu komisch. »Wie alt warst du, als dein Großvater den Schlaganfall hatte?«, fragte Gina.
»Neun.«
»Das muss schlimm gewesen sein.«
»Ja.«
Sie schwieg einen Augenblick, beobachtete ihn, hoffte leise, er würde noch etwas sagen, und wusste doch, dass es nicht dazu kommen würde. Einmal – vor langer Zeit – hatte er ihr erzählt, dass er neun gewesen war, als seine Schwester ihren ersten Selbstmordversuch begangen hatte. Es musste ein furchtbares Jahr gewesen sein.
Kein Wunder, dass er das Gefühl hatte, keine Kindheit g e habt zu haben.
Sie beugte sich vor und wollte ihn auf die Wange küssen, aber er drehte den Kopf und legte seinen Mund auf ihren.
Mein Gott, konnte dieser Mann küssen. Es wäre so einfach gewesen, jetzt das Gespräch zu beenden. Den Kuss zum Au s gangspunkt für eine ihrer 2-Kondom-Nächte zu machen.
Aber es war schon spät, und sie konnte nicht ewig bleiben.
So sehr sie es genossen hätte.
Also entzog sie sich sachte.
»Und welchen Elvis-Film magst du am liebsten?«
Er lachte.
»Na, komm schon«, sagte sie. »Das ist doch nichts Una n genehmes – du kannst mir ruhig eine Antwort geben.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte er. »Ich habe sie mir wirklich nur wegen meines Großvaters angeschaut.«
»Na … und?«, fragte Gina, stützte sich auf einen Ellbogen und schaute auf ihn hinab. »Du hast also mit ihm im Woh n zimmer gesessen, im Kopf quadratische Gleichungen gelöst und ins Weltall gestarrt?«
Er verdrehte erneut die Augen. »Okay«, meinte er dann. »Warte mal kurz – ich war immerhin erst neun, okay? Und mein Großvater konnte nicht mehr sprechen, aber wenn er diese Filme gesehen hat, dann … ich weiß auch nicht. Dann hat er beinahe glücklich ausgesehen, manchmal hat er sogar laut gelacht. Scheiße, wenn ich gekonnt hätte, ich wäre am liebsten für immer in einen dieser Filme geklettert. Also, ja, ich hatte einen Lieblingsfilm. Ein Sommer in Florida. Sagt dir wahrscheinlich nichts.«
»Hey, ich habe auch eine ordentliche Dosis Elvis a b bekommen«, sagte sie. »Das ist der mit den ganzen Kindern und dem Kombi, stimmt’s?«
Er lachte. »Wow. Heimliche Elvis-Fans aller Länder, ve r einigt euch.«
Mein Gott, sie liebte dieses Lächeln.
»Ich hatte eine Großtante in Bayside. Sie hatte zwei Bilder in ihrer Wohnung hängen«, erzählte Gina. »Eins von Jesus und eins von Elvis.«
»Auf schwarzem Samt?«
»Ganz genau. Mein dämlicher Bruder hat gesagt, dass er einer der wichtigsten Heiligen überhaupt sei, und ich … na ja, ich habe es ihm tatsächlich geglaubt. Und es ist mir peinlich zuzugeben, wie lange ich gebraucht habe, bis ich merkte, dass es bloß ein Witz gewesen ist.« Jetzt war sie es, die die Augen verdrehte.
Dafür erntete sie ein leises Lachen. »Der Schutzheilige des Rock and Roll«, sagte Max. »Das gefällt mir. Ich
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