Untitled
sinken. Es war ein Risiko gewesen, die Nonnen um Hilfe zu bitten – und sie hatte ve r loren.
»Dann packe ich jetzt eben meine Sachen«, sagte sie leise. Die Menschen hier waren ihre Freunde, ihre Familie, und es würde ihr das Herz brechen, sie zu verlassen, aber das Leben eines Mädchens stand auf dem Spiel. Sollte sie etwa zusehen, wie Lucys Onkel sie mit sich nahmen? Um sich schlagend und kreischend, laut um Hilfe rufend?
Molly zog ihren Rucksack unter dem Bett hervor, ließ ihn mit Schwung neben sich auf das Bett fallen und zog die zah l reichen Reißverschlüsse auf. »Gina, kannst du alles z u sammenpacken, was ich nicht …«
»Und wenn Sie ihnen sagen, also, Lucys Onkeln meine ich, dass wir eine legitime Reise machen?«, schaltete sich Jones ein. »Wenn Sie ihnen sagen, dass wir auf Hochzeitsreise sind?«
Was?
» Molly und ich«, stellte er klar.
Sie war nicht die Einzige, die ihn regungslos anstarrte.
»Dadurch wären doch beide Probleme gelöst, oder nicht?«, fuhr er fort. »Das mit dem Anstandswauwau genau so wie das andere. Wir leihen uns den Lager-Pick-up und fahren zelten – damit wir eine Gelegenheit haben, mal ein bisschen allein zu sein. Ich habe weiß Gott schon lange davon geträumt, einmal nach Marsabit zu kommen. Und falls wir unterwegs eine Tramperin mitnehmen, na ja, das ist ja ganz allein unsere Sache. Dann hat es absolut nichts mit AAI zu tun.«
»Meint ihr denn, irgendjemand würde euch glauben, dass ihr ausgerechnet während einer Epidemie geheiratet habt?«, meldete sich Gina zu Wort.
»Notlüge«, sagte Jones. »Wir sind kurz vor dem Ausbruch der Krankheitswelle losgefahren.« Er wandte sich an die Nonne. »Zu einer Notlüge wären Sie doch bereit, um das Leben eines Mädchens zu retten, oder?« Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich an Molly. »Und wärst du bereit, mich zu heiraten?«
Er meinte es tatsächlich ernst. Was war denn aus seiner Angst geworden, dass irgendjemand etwas merken könnte? Dass überall Warnsignale aufleuchteten, sobald sie anfingen, in einem Zelt zu schlafen? Apropos Warnsignale: Sein britischer Akzent wurde langsam schwächer. »Leslie«, sagte sie, um ihn daran zu erinnern. »Das ist doch verrückt.“ »Nicht, wenn wir dadurch Lucy das Leben retten können«, fuhr er mit korrektem Akzent fort. »Sicherlich, wir kennen einander kaum, obwohl ich Sie wirklich gerne mag. Sehr sogar. Sicherlich, manchen wird es ein wenig überhastet vo r kommen, doch die Menschen – Ihre Freunde, die um Ihre Großzügigkeit wissen … Sie werden verstehen, dass es Ihnen darum gegangen ist, Lucy zu retten.«
Und jetzt hatte auch Molly verstanden. Unter den Katastrophenhelfern würde sich die Nachricht verbreiten, dass sie einen fast vollkommen Fremden geheiratet hatte, um das Leben eines Mädchens zu retten. Die Leute in der Umgebung konnten und würden glauben, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen war – schließlich waren sie nicht diejenigen, vor denen Jones Angst hatte.
»Glaubst du wirklich, dass das funktionieren könnte?«, fragte sie schwer atmend.
»Ja«, flüsterte er und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. »Das glaube ich.«
Schwester Doppel-M tat, was sie konnte, um die Spielve r derberin zu sein. »Eine Notlüge ist das eine. Aber die Ehe ist ein Sakrament, das nicht auf die leichte …«
»Niemand nimmt diese Sache auf die leichte Schulter, Schwester«, schnitt Gina ihr das Wort ab. Sie fühlte sich hundeelend, aber sie musste etwas loswerden. »Falls das wirklich Ihr Ernst sein sollte, Leslie, dann müssen Sie sich hinknien.«
Jones beachtete sie beide nicht. »Möchtest du?«, fragte er Molly, und sein Akzent entglitt ihm schon wieder auf bedro h liche Weise. »Ich meine, möchtest du das wirklich tun? Wir könnten die Ehe ja auch annullieren lassen, später, falls … falls du mich eigentlich gar nicht … du weißt schon … heiraten willst.«
Molly stand da und schaute in die Augen des Mannes, den sie von ganzem Herzen liebte. Die Zweifel in seinem Blick waren echt. Er dachte tatsächlich …
»Ist das denn jetzt ein richtiger Antrag?«, fragte sie. »Denn du hast mir bis jetzt noch keinen richtigen Antrag gemacht, aber falls du das tatsächlich wolltest, dann müsstest du mir diese eine Frage stellen, die ich hundertprozentig … bejahen würde.«
Er küsste sie nicht. Nicht unter den Blicken von Attila, der Nonne. Aber Molly wusste, wie er sich danach sehnte.
Stattdessen ging er vor Molly auf die Knie
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