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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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vergangenen Tage hatte er ständig am Tel e fon geklebt. Gestern hatte sie ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
    Sie waren eigentlich zum Abendessen verabredet gewesen, aber auf den Straßen war die Hölle los gewesen, es hatte g e regnet wie verrückt, die Airbag-Warnleuchte in ihrem Auto hatte geleuchtet, und sie hatte schlimme Krämpfe gehabt. Sie hatte ihn angerufen, um ihm zu sagen, dass es später werden würde, aber als er sich daraufhin mit knapper Not eine ei n silbige Bemerkung abgerungen hatte, hatte sie ganz abgesagt.
    In der Hoffnung, dass er enttäuscht sein würde.
    Er hatte sich nicht weiter dazu geäußert, sondern nur g e sagt: »Da kommt gerade ein anderer Anruf rein …«
    »Du weißt doch, dass ich dir das nicht verraten darf«, meinte Jules jetzt, während er aus dem Wagen stieg.
    »Es muss irgendetwas mit diesem fehlgeschlagenen Attentat in Afghanistan zu tun haben«, vermutete Gina und stieg ebenfalls aus. »Stimmt’s? Da gibt es so einen Terroristen, der …«
    »Irgendwo gibt es immer einen Terroristen«, sagte Jules. »Gina, du weißt doch, dass das unser Beruf ist. Wenn du dir selbst einen Gefallen tun willst, dann frag Max nicht danach.«
    Er zog sein Jackett an und danach seinen Mantel. Es war kalt heute.
    »Toll«, murrte Gina und schlang sich ihren Schal um den Hals. »Noch mehr sensible Themen.« Dann schnappte sie sich den Stapel mit den Comic-Heften, die sie für Ajay besorgt hatte. Und für Max. Sie hatte den Verdacht, dass er sie auch ganz gerne las. Sie wusste nicht so recht, wie sie die Bücher und gleichzeitig die Blumen für die alte Mrs. Klinger tragen sollte. »Kannst du das da nehmen, bitte?«
    Jules nahm den Gitarrenkoffer vom Rücksitz. »Und die willst du Max tatsächlich … einfach schenken?«
    Gina war klar, dass Max sich niemals selbst eine gekauft hätte. »Er wollte schon immer eine Gitarre haben«, sagte sie.
    »Max?« Jules schaute skeptisch drein.
    »Ich dachte, ich könnte ihm vielleicht ein, zwei Stunden geben.«
    »Du kannst spielen?«
    »Ein bisschen«, erwiderte sie. »Jedenfalls genug, um mich so halbwegs durch ›All Shook Up‹ zu mogeln.«
    »Darf ich ihm beim Üben zusehen?«, fragte Jules. »Oh, bitte, bitte, bitte. Max spielt einen Elvis-Song.« Er lachte. »Andererseits, vielleicht würde ich mich von dem Anblick nie wieder erholen.«
    »Max ist Elvis-Fan«, sagte Gina, als sie voraus über den Parkplatz ging.
    »Nie-mals.«
    »Doch.«
    »Das hat er dir erzählt?« Jules glaubte ihr nicht.
    »Ja, hat er. Weißt du, gelegentlich spricht er mit mir. In ganzen Sätzen, mit allem Drum und Dran.«
    »Er hat tatsächlich diese Worte gebraucht?«, wollte Jules wissen. »Er hat gesagt: ›Ich, Max Bhagat, bin ein Elvis-Fan‹?«
    »Aber bitte zieh ihn nicht auf damit. Nicht einmal in G e danken«, sagte Gina. »Ich schwöre dir, durch dieses Attentats-Ding, von dem ich nichts wissen darf, ist er richtig verbissen geworden. Besonders verbissen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich ihn das letzte Mal habe lächeln sehen.«
    »Max lächelt?«, fragte Jules mit ungläubiger Stimme. »Er ist Elvis-Fan, und du hast ihn tatsächlich lächeln sehen …?«
    »Hör auf«, sagte Gina lachend, »oder ich lade Stephen-den-neuen-Nachbarn zum Abendessen ein. Zusammen mit meinem Bruder Victor. ›Oh Mann, nee, nee, Mann – drei Worte: Sarah Michelle Gellar. Sag mir ins Gesicht, hier direkt ins Gesicht, Mann, dass du’s nicht mit Sarah Michelle Gellar treiben willst.‹«
    »Also gut, also gut«, sagte Jules und hielt ihr die Tür auf. »Du hast gewonnen.«

10
     
    Hotel Elbehof, Hamburg, Deutschland
    21. Juni 2005
    Gegenwart
     
    Während Max die Fotos aus Ginas Kamera auf den Computer lud, den er im Business Center des Hotels erhalten hatte, ve r fluchte er sich zum vierzigsten Mal im Verlauf der letzten halben Stunde dafür, dass er seinen eigenen Laptop nicht mi t gebracht hatte.
    Da klopfte es an die Tür, genau zum richtigen Zeitpunkt – unmittelbar bevor ihm eine Ader platze, er seine Zähne in winzige Splitter zerkaut und die gottverdammte Festplatte zum Fenster hinausgeworfen hätte.
    »Du bist gut in der Zeit«, sagte er knapp, als Jules die Tür öffnete und …
    »Hallo, Max.«
    Die ganze Welt bewegte sich nur noch in Superzeitlupe.
    Max stand ungefähr ein halbes Leben lang wie versteinert da und starrte ihm in die Augen: Grady Morant alias Dave Jones alias das Riesenarschloch, das zusammen mit Max für Ginas Verschwinden verantwortlich war.
    Der

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