Untitled
tauch … furm … ich aussah. Unmöglich zu entziffern.
Auch der Rest war unleserlich, aber Max brauchte nicht mehr zu sehen, um zu erkennen, dass er nur Millimeter davor gewesen war, einen unschuldigen Mann zu ermorden.
Einen Mann, der die vermeintlich letzten Sekunden seines Lebens dazu verwendet hatte, Max die Informationen zu geben, die er brauchte, um Gina und Molly zu retten.
Das war demütigend.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte Max. Diese Worte kamen ihm so unpassend vor. Tut mir leid, dass ich dich umbringen wollte ! Es war nicht einmal die Wahrheit. Er hatte es nicht nur gewollt, er hatte es ja bereits geschafft.
Morant blickte Max an. »Hier riecht es nach ihr«, flüsterte er. »Nach meiner Frau.«
Seiner …? Max holte tief Luft. Weil er wusste, dass atmen wichtig war.
»Ich wette, du hättest niemals gedacht, dass ich diese beiden Wörter mal in dieser Reihenfolge verwenden würde«, fuhr Morant fort. Er hustete wieder. Versuchte, den Hals frei zu bekommen. »Ich auch nicht.«
»Molly?«, fragte Max.
»Ja, genau, Molly«, sagte Morant mit ungläubigem Blick. Er war heiser, und das würde noch eine ganze Zeit lang so bleiben. »Was hast du denn gedacht? Gina?«
Max wischte sich die Nase an seinem ruinierten Jacket t ärmel ab. »Ich habe einen wirklich außergewöhnlich schlechten Tag hinter mir.« Dass Gina endlich ihr Glück in den Armen eines gefährlichen, gesuchten Kriminellen g e funden hatte, hätte haarscharf gepasst. Obwohl, schlechter Tag traf es eigentlich nicht richtig. Ein schlechtes Jahr en t sprach sehr viel eher den Tatsachen.
»Sie hat immer davon gesprochen, wie brillant du bist«, sagte Morant. »Ein absoluter Scheißkerl, aber brillant. Also enttäusch sie nicht.«
Stammte der Scheißkerl aus ihrem oder aus Morants Mund? Und war das nicht die uninteressanteste Frage übe r haupt? »Wo sind sie?«, wollte Max stattdessen wissen. »Wer hat sie entführt – Leslie Pollard? Hast du ein Lebenszeichen gefordert?«
»Indonesien«, sagte Morant. »Alles, was ich von dem Mann habe, der sie verschleppt hat, ist der Anfangsbuchstabe E und eine Beschreibung. Aber freu dich nicht zu früh. Sie ist praktisch wertlos. Er ist mittelgroß, mittelschwer, hat eine mittlere Gesichtsfarbe, dunkle Haare, Schnurrbart, spricht Oxford-Englisch mit Akzent, möglicherweise Franzose. Aber vielleicht ist das ja auch ein Freund von dir …?«
Max schüttelte den Kopf. Obwohl – nach dieser B e schreibung konnte es praktisch jeder sein. Sogar er selbst, mit gefälschter Gesichtsbehaarung bei einer seiner Inspektor- Clousseau-Parodien.
»Hab ich mir gedacht«, fuhr Morant fort. »Was ich allerdings genau weiß, ist, dass es nicht Leslie Pollard war. Den – beziehungsweise das, was von ihm übrig war – habe ich in Thailand beerdigt. Und dank der einheimischen Tie r welt war nicht mehr besonders viel von ihm übrig, als ich ihn gefunden habe.« Er lächelte grimmig. »Ich habe mir gedacht, dass er seinen Namen wohl nicht mehr braucht. Traurigerweise bestand sein Reisepass nur noch aus u n brauchbaren Schnipseln.«
Also war Grady Morant alias Dave Jones auch noch Leslie Pollard – der mit Molly Anderson verheiratet war. Behauptete er jedenfalls.
Die Puzzleteile, die jetzt noch fehlten, hatten etwas mit Gina zu tun. Ihr Brief an Jules – Ich habe einen unglaublich faszinierenden Mann kennen gelernt!
»Hast du gewusst, dass Gina schwanger ist?«, wollte Max wissen.
Einen Augenblick lang war auf Morants Miene nichts als Überraschung zu sehen. Überraschung und noch etwas anderes. Max war sich nicht ganz sicher, was dieses andere war, aber die Überraschung war echt. Niemand konnte so gut schauspielern. »Gina?«
»Also ist das Baby nicht von dir«, sagte Max.
»Zur Hölle, nein.« Morant lachte und wurde plötzlich wieder ernst. »Mein Gott, hast du deshalb versucht, mich u m zubringen?«
»War sie mit jemandem zusammen?«, wollte Max wissen. »Mit diesem E. vielleicht?«
»Nein.« Morant war sich sicher. »Er ist im Lager au f getaucht – zumindest nehme ich an, dass es derselbe Mann war, der mir eine E-Mail geschickt hat –, aber erst, nachdem Molly und Gina nach Deutschland aufgebrochen waren. Er kam mit einem Miethubschrauber angeflogen, hat mit Schwester Helen gesprochen, und die hat mir gesagt, sie hätte ihn noch nie zuvor gesehen. Sie hat mir auch die B e schreibung gegeben – ich habe ihn nur aus der Ferne gesehen. Er hat übrigens einen Gang wie ein
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