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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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gute Nachricht war, dass Max sich nicht gegen Morant wehren musste, dass dieser nicht versuchte, ihm den Kuge l schreiber ins Auge zu rammen.
    Die schlechte Nachricht war, dass er überhaupt nicht wusste, wie lange er Morant schon im Würgegriff gehabt hatte – oder wann die letzte Ration Sauerstoff im Gehirn dieses Kerls angekommen war.
    Max rollte den leblosen Körper auf den Rücken, hob das Kinn, prüfte nach, ob die Atemwege durch irgendetwas blockiert waren – ach ja, genau, hoppla, das war überflüssig. Er selbst war ja die Ursache für die Atemwegsblockade dieses Scheißkerls gewesen.
    Er pustete in Morants Mund – komm schon, komm schon –, schob schnell den Stift außer Reichweite, suchte nach anderen Waffen, die er während des Kampfes vielleicht übe r sehen hatte, suchte nach einem Puls, an einem Handgelenk, das mit blauer Farbe beschmiert war. Was zum …? Anstatt zu versuchen, Max mit diesem Kugelschreiber zu erstechen, hatte Morant angefangen, einen Roman zu schreiben. Auf seinem vermaledeiten Arm.
    Die Worte Gina und leben waren klar und deutlich zu e r kennen – oh Gott! –, aber ein Puls war nicht zu finden, got t verdammt! Er beatmete den Schweinehund weiter und legte die Finger an Morants Halsschlagader. Wenn er dort etwas spürte, dann war es nur eine dämliche Ohnmacht, und all seine Befürchtungen erwiesen sich als Ausdruck seiner ganz persönlichen Wunschträume.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Max lehnte sich auf Morants Brustkorb, presste, atmete, presste, völlig automatisch, fand in den Rhythmus, so, wie er es gelernt hatte.
    Komm schon, komm schon, bitte, lieber Gott, komm schon …
    Er war kurz davor, dem Drecksack den Finger in den Hals zu stecken, weil er wissen wollte, ob er im Verlauf des Kampfes vielleicht doch irgendwelchen Schaden angerichtet hatte. Falls Morants Kehle geschwollen war, falls die Luft nicht hindurch konnte …
    Aber dann spürte er plötzlich den Puls – ja! – genau in dem Augenblick, als Morant husten musste und einen Sprühnebel aus Spucke und Blut und Gott weiß was direkt in Max’ G e sicht prustete.
    Wenigstens keine Kotze.
    Mit zitternden Fingern – das war verdammt noch mal zu knapp gewesen – wischte Max sich über das Gesicht und legte Morant auf die Seite, ließ ihn nach Luft schnappen und keuchen und all den Rauch und die Asche und den giftigen Schleim der Hölle heraushusten, die ihm während der langen Augenblicke seines Todes in die Lunge geflossen waren.
    Max lehnte mit dem Rücken an der Wand und versuchte, gleichmäßig zu atmen. Er blutete aus der Nase – nicht b e sonders schlimm, aber gerade so viel, dass es störte.
    »Musst du ins Krankenhaus?«, fragte er schließlich. Manchmal wurde das Gewebe im Hals so stark gequetscht, dass es medizinisch versorgt werden musste. Manchmal reichte es nicht aus, mit dem Würgen des Opfers aufzuhören und es wiederzubeleben.
    Nicht, dass es zu seinen Gewohnheiten gehörte, Leute zu erdrosseln. Aber er hatte sich mit Anatomie beschäftigt. Er war mit sämtlichen verwundbaren Körperstellen vertraut – und der Hals war eine besonders verletzliche Stelle.
    Doch Morant schüttelte den Kopf. »Nein.« Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch damit hatte er alle Zweifel b e seitigt. Max sah zu, wie er sich auf den Rücken wälzte und mit geschlossenen Augen einfach nur atmete.
    Seine Kleidung war nicht ganz so zerfetzt wie Max’.
    Einer von Max’ Jackettärmeln war abgerissen und baumelte ihm um das Handgelenk. Auch die hintere Mitte l naht war aufgerissen, sodass er einen kühlen Luftzug auf seinem schweißnassen Hemd spürte.
    Morant hingegen sah verdammt gut aus, dafür dass er gerade erst von den Toten auferstanden war, dafür dass er angeblich schon vor Monaten gestorben war, dafür dass man die Staaten, die hinter ihm her waren, und die Verbrechen, die ihm vorgeworfen wurden, gar nicht mehr zählen konnte.
    Er trug keine teuren Sachen – typische Katastrophenhelfe r ausrüstung die bei einer Schlägerei auch nicht so leicht kaputtgehen konnten. Cargohosen, Stiefel, Jeanshemd, Jean s jacke.
    Ansonsten sah er ganz so aus, als hätte Afrika ihm gut g e tan. Gesund. Schlank.
    Max stieß mit dem Fuß gegen Morants Hand, damit er lesen konnte, was er sich auf den Arm geschrieben hatte.
    Es sah aus wie eine E-Mail-Adresse. – RoyallyEffed@- freemail.com. Dann ein P und ein D und dann … chen?
    Gina + Molly leben, dann RETTE SIE – dreifach unte r strichen. Dann kam etwas, was wie ein krakeliges

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