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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sterben.

E RSTES B UCH
     
    DIE RAUBMORDE

    E s gibt eine Redensart, deren Weisheit ich während meiner Zeit als Polizist erkannt habe: Glaub ja nicht, es gäbe keine Krokodile, nur weil das Wasser ruhig ist.
    An diesem Abend war das Wasser tatsächlich wunderschön und ruhig. Meine junge, aufmüpfige Tochter Jannie hielt die Vorderpfoten der Katze Rosie hoch, sodass diese auf den Hinterbeinen stand. Sie und la chatte rouge tanzten – wie so oft.
    »Rosen sind rot, Veilchen sind blau«, sang Jannie mit ihrer schönen, ein wenig lispelnden Stimme. Es war ein besonderer Moment und ein Bild, das ich nie vergessen würde. Allmählich trafen Freunde, Verwandte und Nachbarn zur Feier der Taufe in unserem Haus an der Fünften Straße ein. Ich war so richtig in Feierstimmung.
    Nana Mama hatte für diesen besonderen Anlass ein Galadiner bereitet. Es gab marinierte Krabben, gebratene Muscheln, frischen Schinken, Vidalia-Zwiebeln und Sommerkürbisse. Der Duft von Hühnchen mit Knoblauch, Schweinerippchen und vier Sorten frisch gebackenem Brot erfüllte die Luft. Mein Beitrag war meine Spezialität: ein cremiger Käsekuchen mit frischen Himbeeren.
    Am Kühlschrank hing einer von Nanas Zetteln. Darauf stand: »In schwarzen Menschen stecken unglaublich viel Magie und Temperament, die niemand auslöschen konnte. Aber jeder hat es versucht. – Toni Morrison«. Ich lächelte über die Magie und das Temperament meiner über achtzigjährigen Großmutter.
    Die Feier war wunderbar. Jannie, Damon, der kleine Alex und ich begrüßten alle Ankömmlinge auf der vorderen Veranda. Ich hielt Alex auf dem Arm und stellte wieder einmal fest, dass er ein sehr umgängliches Baby war. Fröhlich lächelte er jeden an, sogar meinen Partner, John Sampson, der kleinen
    Kindern oft Angst einjagt, weil er so ein Riese ist.
    »Der Junge scheint auf Partys zu stehen«, meinte Sampson und grinste übers ganze Gesicht.
    Alex lächelte Big John ebenfalls an, einen Koloss von weit über zwei Metern und gut hundertzwanzig Kilo.
    Sampson nahm mir das Baby ab. Alex verschwand fast in den Riesenpranken, die so groß wie die Handschuhe eines Baseball-Fängers sind. Dann lachte Sampson und plapperte in der Babysprache.
    Christine kam aus der Küche und gesellte sich zu uns dreien. Bis jetzt lebten sie und Alex Jr. getrennt von uns. Ich hoffte aber, sie würden bald zu Nana, Damon, Jannie und mir in dieses Haus ziehen. Eine einzige große Familie. Ich wollte Christine als meine Frau, nicht nur als Freundin. Ich wollte den kleinen Alex morgens wecken und abends ins Bett bringen.
    »Ich werde auf der Party mit Alex auf den Armen herumgehen und ihn schamlos dazu benutzen, schöne Frauen abzuschleppen«, erklärte Sampson und ging mit diesem Vorsatz davon.
    »Glaubst du, dass er je heiratet?«, fragte Christine.
    »Der kleine Alex? Der Junge? Natürlich wird er heiraten.«
    »Nein, dein Partner im Verbrechen, John Sampson. Wird er je heiraten und einen Hausstand gründen?« Es hörte sich nicht so an, als würde es Christine allzu viel ausmachen, dass sie und ich noch nicht geheiratet und einen Hausstand gegründet hatten.
    »Ich glaube schon – eines schönen Tages. Aber John hatte eine verdammt schwere Kindheit. Als er ein Jahr alt war, brannte sein Vater durch und starb schließlich an einer Überdosis. Auch seine Mutter war drogensüchtig. Sie hat bis vor einigen Jahren im Southeast gelebt. Sampson wurde praktisch von meiner Tante Tia und Nana erzogen.«
    Wir schauten zu, wie Sampson sich mit dem kleinen Alex auf dem Arm unter die Gäste mischte. Er stürzte sich auf eine hübsche Frau. Sie hieß De Shawn Hawkins und war eine Kollegin von Christine. »Er benutzt das Baby tatsächlich, um Frauen anzubaggern«, sagte Christine verblüfft. »De Shawn, sei vorsichtig«, rief sie ihrer Freundin zu.
    Ich lachte. »Sampson kündigt vorher immer an, was er zu tun gedenkt, und dann tut er genau das auch.«
    Die Party hatte gegen zwei Uhr nachmittags begonnen. Um halb zehn war sie immer noch in vollem Gang. Ich hatte soeben ein Duett mit Sampson gesungen. Joe Tex' »Skinny Legs and All«. Es war ein Riesenerfolg. Wir ernteten eine Menge Gelächter und etliche nicht ernst gemeinte Buhrufe. Sampson stimmte gerade »You're the First, the Last, My Everything« an.
    Plötzlich erschien Kyle Craig vom FBI. In diesem Moment hätte ich allen genauso gut sagen können, sie sollen nach Hause gehen – die Party war so gut wie vorüber.
     
    K yle brachte ein Geschenk für das Baby,

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