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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Sie mir denn da? Was denn für Beschwerden? Sie sehen doch aus wie das blühende Leben, wie ein glanzvolles Wunder in Person!«
      »Wissen Sie, weshalb ich mir erlaubt habe, Sie hierherrufen zu lassen?«
      »Nein, ich habe nicht die geringste Ahnung, aber ich bin gleich hergeeilt, nur um das Vergnügen zu haben, Sie sehen zu können.«
      »Glauben Sie mir, daß ich mich jetzt, wo Sie hier vor mir stehen, fast schäme, Sie für eine Lächerlichkeit hierherbemüht zu haben?«
      »Selbst wenn es um nichts gehen würde, wäre ich überaus glücklich. Sprechen Sie nur, ich bin zu Ihren Diensten.«
    »Wissen Sie, Signor Tamburello, alte Leute wie ich werden irgendwann wieder wie kleine Kinderchen, immer neugierig, immer mit Fragen beschäftigt: Was ist das? Was ist jenes? Wenn wir, Alte und Kleine, uns was in den Kopf gesetzt haben, dann kommen wir einfach nicht mehr zur Ruhe. Und ich habe mich da auf etwas versteift, ich habe da in meinen Gedanken rumgebohrt, wie das wohl war mit dem Einbruch in Ihr Postamt in Vigàta. Ich habe darüber ja in der Zeitung gelesen. Haben die sich wirklich die Mühe gemacht, die Türe aufzubrechen und nichts mitgehen zu lassen? Signor Tamburello, Sie wissen doch, mit mir können Sie reden wie im Beichtstuhl, was Sie mir erzählen, bleibt in meinem Inneren, und es kommt auch dann nichts heraus, wenn man mich blutigschlagen sollte. Ich will ja nur die Wahrheit wissen: Was haben diese Einbrecher gestohlen?«
      »Nichts, gar nichts, Don Lollò. Ich schwör es Ihnen. Und was für einen Grund sollte ich haben, Ihnen irgendeine Lüge zu erzählen?«
      »Aber sind Sie sich auch ganz sicher, daß diese Unbekannten wirklich in die Bureauräume eingedrungen sind? Ich meine: Ist es nicht etwa so, daß sie das Portal aufgebrochen haben und danach keine Zeit mehr hatten?«
      »Da bin ich mir ganz sicher. Briefe und Pakete habe ich in einer anderen Anordnung vorgefunden, als ich sie am Abend zuvor zurückgelassen hatte.«
    »War denn viel Post da?«
    »Nein, nein, nur ganz wenig. Ich habe in meiner Tasche eine Aufstellung, die ich für den Polizeileiter Spinoso gemacht habe. Er hat mich darum gebeten, und ich muß sie ihm noch bringen. Hier ist sie, ich lese sie Ihnen vor. Hereingekommen: ein Paket für die Apotheke Catena (es handelt sich dabei um Heilkräuter, die in dieser Gegend nicht wachsen); ein Paket für die Firma Nicolosi (dieses kam aus Alessandria, höchstwahrscheinlich waren Korken darin); ein Brief für Signora Adelina Gammacurta (vom Sohn, der sich in Rom herumtreibt und immer um Geld bittet); ein Brief für den Cavaliere Francesco De Domini (von der Kleinen aus Canicattì, die seine Geliebte ist, von der er aber behauptete, sie sei seine Nichte, als sie ihn in Vigàta besucht hat); eine Postkarte für Signor Carmine Lopìparo, die aus Mailand kam (von seinem Bruder Peppe, der sich dort aufhält, um seine Frau zu suchen, die mit einem Officier der Bersaglieri durchgebrannt ist). Das ist alles. Jetzt komme ich zur abgehenden Post. Da waren drei Briefe und ein großer Briefumschlag. Der erste war von Signora Finocchiaro an ihre Tochter Carolina, die in Trapani verheiratet ist (ich glaube, die Dinge zwischen den Eheleuten stehen nicht zum besten, er setzt ihr Hörner auf, und sie zahlt es ihm mit gleicher Münze heim); der zweite vom Café Castiglione an die Firma Pautasso in Turin (die eine wirklich gute Schokolade herstellt); der dritte war ein anonymer Brief von Cavaliere Lo Monaco an Dottor Musumeci. Der große Briefumschlag …«
      »Nein, einen Augenblick noch, Signor Tamburello. Wieso sagen Sie, daß der dritte Brief anonym war, wenn Sie gleichzeitig sagen, er sei von Cavaliere Lo Monaco gewesen?«
      »Weil der ausschließlich anonyme Briefe schreibt, das ist allgemein bekannt. Seine Freizeitbeschäftigung. Was soll der alte Herr auch sonst tun? Ich weiß, daß er vom Cavaliere stammt, weil ich seine Handschrift kenne. Der große Briefumschlag, sagte ich, war der übliche, den der Schwiegervater von Filippo Genuardi ihm nach Palermo schickt.«
    »Wieso, ist Filippo Genuardi denn umgezogen? Wohnt er nicht mehr in Vigàta?«
      »Er ist nicht umgezogen, aber seit über einem Monat ist er in Palermo, entweder geschäftlich oder Weibergeschichten. Der Schwiegervater nimmt die Briefe, die für Filippo Genuardi ankommen, steckt sie in einen großen Umschlag und schickt sie nach Palermo, an eine Pension in der Via Tamburello, ich erinnere mich deshalb daran, weil

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