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sollen sich innerhalb kurzer Zeit einzig und allein aus dem Grunde auflösen, um sich gemeinsam in einer einzigen Organisation zusammenzuschließen. Diese Organisation soll den Namen »Sizilianische Arbeiterbünde« (oder so ähnlich) erhalten.
Ich überlasse es Eurer Exzellenz, Herr Minister, sich auszumalen, was für ein Zerstörungspotential eine derart mächtige Organisation entwickeln kann, welche hauptsächlich von blindwüthigem Hasse gegen die Ordnung, die Gesellschaft, den Staat getragen wird.
Ebenfalls haben wir erfahren, daß die Anführer der aufständischen Bewegung derzeit (und noch für eine Weile) in Palermo versammelt sind, mit dem Ziele, das »Statut« der Organisation auszuarbeiten, welche, soweit wir in Erfahrung bringen konnten, lediglich »pro forma« die ursprüngliche Absicht der gegenseitigen Hilfeleistung beibehält, während das eigentliche Ziel darin liegt, wilde Streiks und gewaltthätigen Aufruhr anzuzetteln, um letztendlich den Säulen unserer Bürgerlichen Gesellschaft nicht wiedergutzumachenden Schaden zuzufügen.
Die Namen der künftigen Anführer dieser »Bünde« (Fasci) sind zum Theile bereits bekannt, doch ist es wohl sinnvoll, sie hier noch einmal aufzulisten:
Rosario Garibaldi Bosco (Palermo) Francesco Maniscalco (Palermo) Giacomo Montalto (Trapani) Francesco Cassisa (Trapani) Luigi Macchi (Catania) G. De Felice Giuffrida (Catania) Nicola Petrina (Messina) Francesco Noè (Messina) Francesco de Luca (Montelusa).
Dieselben können auf die mehr oder weniger deutliche Unterstützung der hier nachfolgend aufgezählten Ehrenwerthen Abgeordneten der Insel zählen:
(omissis)
und der nachfolgend aufgeführten Persönlichkeiten von liberalem oder radikalem Gedankenguthe:
(omissis)
So weit der an S. E. den Herrn Minister gesandte Bericht. Ebenso übermitteln wir die Namen einiger Theilnehmer an diesem Treffen, weitere werden folgen, sobald Klarheit über sie besteht:
1. Nicola Barbato aus Piana dei Greci
2. Giuseppe Bivona aus Menfi
3. Carmelo Rao aus Canicattì
4. L. Caratozzolo aus San Biagio Platani
5. G. Mondello aus Casteltermini
6. Stefano Di Mino aus Grotte
7. F. Genuardi aus Vigàta
8. Lorenzo Panepinto aus Burgio
9. C. Ricci‐Gramitto aus Montelusa
10. Oreste Trupiano aus Valguarnera
11. Bernardino Verro aus Corleone
Der Generaldirektor der Polizei (Giuseppe Sensales)
»IL PRECURSORE«
Politisches Tagblatt
Hg. G. Oddo Bonafede 4. April 1892
EINBRUCH UND KEIN DIEBSTAHL
Unser Korrespondent berich‐ tet aus Vigàta von einem ein‐ zigartigen Vorkommnis, wel‐ ches sich gestern nacht in die‐ ser kleinen Stadt zugetragen hat. Unbekannte sind, nach‐ dem sie äußerst ungeschickt das Eingangsportal des Kö‐ niglichen Post‐
und Te‐ legraphenamtes in der Via del Mare Nr. 100 aufgebrochen hatten, in die dortigen Bu‐ reauräume eingedrungen. Am nächsten Morgen hat der Posteinnehmer, Signor Tam‐ burello Vittorio, den stattge‐ habten Einbruch bemerkt und sogleich das Kommando der Königlichen Carabinieri da‐ von in Kenntnis gesetzt. Nach mehrfachen sorgfältigen Kontrollen hat Signor Tambu‐ rello zu seinem Erstaunen festgestellt, daß, trotz des offensichtlichen
Durcheinanders, in welchem er die Bureauräume vorgefunden hatte, weder etwas von den zum Abtrans‐ port bereitliegenden Brief‐ schaften noch von den zahl‐ reichen, im Ort zur Verthei‐ lung anstehenden Paketen und Plakaten verschwunden war. Eine Schublade, in wel‐ cher 300 Lire lagen, war zwar aufgebrochen, das Geld aber nicht gestohlen worden.
Es ist auszuschließen, daß es sich um einen Scherz han‐ delte: Die Urheber dieses Bra‐ vourstückes würden ihn, so‐ fern sie entdeckt werden, sehr theuer bezahlen müssen. Die Kgl. Carabinieri ermitteln.
Gesagtes fünf
A
(Tamburello – Commendatore Longhitano – Calogerino)
»Lieber Signor Tamburello! Was für eine Freude, Sie zu sehen! Sie machen mir ein ausgesprochenes Geschenk, daß Sie hierherkommen und mich besuchen!«
»Das überaus große Vergnügen und die überaus große Ehre sind ganz meinerseits, verehrter Commendatore Longhitano!«
»Ich bin entsetzt bei dem Gedanken, daß ich Sie eigens bis nach Montelusa bemüht habe, aber es ist nun einmal so, daß ich schon seit einer ganzen Weile hier bin, im Hause meines Bruders. Ich leide an kleinen Altersbeschwerden, und mein Bruder, der Arzt ist, behandelt mich.«
»Ach, was erzählen
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