Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
gekommen!
      Man hat Tenente Lanza‐Turò durch den Tenente Lanza‐ Scocca ersetzt, welcher nicht nur ein Cousin ersten Grades seines Vorgängers ist, sondern mit ihm immer so eng verbunden war wie, verzeihen Sie die vulgäre Ausdrucksweise, der Arsch mit dem Hemde.
      Jedermann in Vigàta kann das bezeugen: Als Tenente Lanza‐ Turò noch seinen Dienst in Vigàta versah, kam sein Cousin Lanza‐Scocca ihn oft besuchen, und die beiden waren unzertrennlich, sie gingen gemeinsam an der Mole spazieren oder aßen gemeinsam Eis im hiesigen Café Castiglione. Manchmal begaben sich die beiden auch zum einen oder anderen Ball nach Montelusa.
      Es ist offensichtlich, daß Tenente Lanza‐Scocca jeden nur erdenklichen Weg auslotet, wie er seinen Cousin rehabilitieren könne, sei es auch, daß man sich gegenüber einem Manne wie dem Genuardi ungerecht verhält, welcher ganz sicher kein Heiliger ist, dem es aber auch nicht im Traume einfallen würde, die Versicherung zu betrügen. Und dies nicht etwa wegen moralischer Skrupel, sondern wegen des unsicheren Ausganges eines solchen Unternehmens.
      Dem Genuardi lag an diesem motorisierten Vierrade mehr als an seinem Augenlicht, so daß er gar einen furchtbaren Streit mit seinem Schwiegervater hatte, der nicht wollte, daß er sich dieses Gefährt kaufe: Über lange Zeit waren die Beziehungen zwischen ihnen deswegen gespannt.
      Wäre er denn verzweifelt, hätte der Genuardi, wenn er etwas in Brand hätte setzen wollen, um einen Versicherungsfall vorzutäuschen, eher sein Holzlager angezündet als sein Vierrad.
      Wenn er es nicht benutzte (wobei er ahnungslose Menschen wegen des häufigen, aus dem Motor kommenden Geknatters immer wieder in Angst und Schrecken versetzte), stellte der Genuardi das Vierrad im eigens dafür vorgesehenen Schuppen ab und ließ die Thüre über Tag weit offen stehen, um die Luft zirkulieren zu lassen: Jeder, der vorbeikam, konnte das Karbid sehen, das der Genuardi dort in großen Mengen als Reserve aufbewahrte.
      Des weiteren: Ist Tenente Lanza‐Scocca wirklich ernsthaft der Ansicht, der Genuardi könnte, um seine Schwierigkeiten zu beheben, auf das Geld der Versicherung spekulieren? Gegen Kasse?! Dem Genuardi werden eher weiße Haare kommen, als daß er eine Lira sieht, die von den La Fondiaria Assekuranzen kommt, welche in ganz Italien für die unglaublichen Spitzfindigkeiten bekannt ist, die sie sich einfallen läßt, um nicht zahlen zu müssen.
      Das Geld für die Telephonleitung muß der Genuardi sich unter Thränenströmen von seinem Schwiegervater erbitten, der ihn literweise Bluth und Wasser für jeden Meter Kabel schwitzen läßt.
      Sofern Sie mich aber fragen, ob ich eine Vermuthung über die Motive der Inbrandsetzung des motorisierten Vierrades habe, antworte ich Ihnen, unter Vorbehalt, daß ich dabei bin, eine zu entwickeln.
      Es handelt sich nicht, wie von dem einen oder anderen zu hören war, um eine vandalistische Unthat, vielleicht sogar geschürt vom Neide: Neid sollte diesen Unbekannten erst nach so vielen Monaten gekommen sein, nachdem das Gefährt in Vigàta aufgetaucht ist?
      Ich denke ganz im Gegentheile, daß es irgendwie im Zusammenhange mit dem Umgang des Genuardi mit einer gewissen ehrenwerthen Persönlichkeit, wie man das in unserer Gegend nennt, steht. Es handelt sich dabei um eine Person, die mit illegalen Methoden und Verbindungen zur Mafia zu großer Macht aufgestiegen, allerdings auch schwer zu fassen ist. Vielleicht hat ein Irrthum oder eine Unfreundlichkeit des Genuardi, auch unbeabsichtigt, diese Person dazu veranlaßt, jenem seine Macht zu beweisen und eine typische Reaktion zu veranlassen, wie die Inbrandsetzung von Olivenhainen und Landhäusern. Nun, mit dem Fortschritt ist die Zeit wohl für motorisierte Vierräder gekommen.
      Meine Vermuthung wird gestützt durch Gerüchte, die mir zu Ohren gekommen sind: Die gewisse ehrenwerthe Persönlichkeit soll Druck auf einige Grundstückseigenthümer ausgeübt haben, damit sie dem Genuardi die Genehmigung für die Errichtung der Telephonleitungsmasten verweigern, die durch ihre Grundstücke verlaufen sollen.
      Ich nehme die Gelegenheit dieses Schreibens für einen Ausbruch wahr, den Ihre Güthe mir gewiß nachsehen wird. Nach einem Jahr Dienstzeit in Vigàta sprach ich die Empfehlung aus, diese ehrenwerthe Person unter polizeilicher Aufsicht in einen anderen Theil Italiens zu verbannen.
      Vom damaligen Polizeipräsidenten erfuhr ich,

Weitere Kostenlose Bücher