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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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die Straße genauso heißt wie mein Nachname.«
    »Ja, was haben die denn dann gesucht?«
      »Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Apropos, Don Lollò, da will ich Sie herzlich um einen Gefallen bitten.«
    »Alles, was in meiner Macht steht.«
      »Wenn Sie darüber sprechen und etwas in Erfahrung bringen sollten … Ich will mich genauer ausdrücken: Wenn Sie in Erfahrung bringen sollten, warum die das gemacht haben, was sie gemacht haben … Ich weiß nicht, ich frage mich, ob die mich nicht zufällig beleidigen wollten … eine Warnung an mich richten wollten oder was weiß ich …«
      »Aber wo denken Sie hin? Eine Beleidigung, eine Warnung gegenüber einem so anerkannten Ehrenmanne wie Ihnen? Jedenfalls, seien Sie beruhigt: Wenn ich irgend etwas in Erfahrung bringe, informiere ich Sie nach Gebühr.«
      »Commendatore, ich mache mich jetzt wieder eilig davon. Küß die Hand. Um Gottes willen, nein, bleiben Sie sitzen, bemühen Sie sich nicht.«
    »Bis bald, lieber Freund.«

    …

    »Calogerino! Kannst hereinkommen, Signor Tamburello ist gegangen.«
    »Zu Ihren Diensten, Don Lollò.«
    »Hast du im anderen Zimmer alles mitanhören können?«
      »Jaja. Genuardis Adresse ist in Palermo, eine Pension in der Via Tamburello. Ich fahr gleich hin.«
      »Nein, warte. Nach Palermo will auch ich mitkommen. Vorher sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Du mußt Cavaliere Mancuso aufsuchen, ich sag dir schon noch warum. Aber hast du mitbekommen, was für ein Trottel dieser Tamburello ist? Ich habe nur das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken brauchen, und schon spuckt er mir die Adresse von Pippo Genuardi aus. Aber er kann niemals behaupten, ich hätte ihn ausdrücklich darum gebeten, stimmt's nicht?«
    »Sie sind ein Gott, Don Lollò.«
      »Und soll ich dir noch etwas sagen? Als er mir sagte, daß er die Aufstellung der Briefe und Pakete in der Tasche habe, um sie an Spinoso weiterzugeben, der ihn darum gebeten hat, habe ich die Bestätigung erhalten, daß Spinoso ein ausgekochter Scherge ist. Den gleichen Gedanken, den ich hatte, hat er vor mir gehabt.«
    »Und was für ein Gedanke ist das, Don Lollò?«
    »Wieviel macht zwei und zwei, Calogerino?«
    »Vier, Don Lollò.«
    »Und was wackelt im Körbchen?«
    »Ricotta, Don Lollò.«
    »Und also?«
    »Was, und also, Don Lollò?«
    »Hör mir gut zu, ich erklär's dir. Nehmen wir mal an, daß ein Kassierer in der Bank stiehlt, in der er arbeitet. Um zu vermeiden, daß man ihm auf die Schliche kommt, was tut er? Er tut so, als würden Diebe kommen, die die Kasse mitnehmen. Richtig? Doch weil die Diebe im Postamt nichts gestohlen haben, wird klar, daß Tamburello mit der Sache nichts zu tun hat. Ist das ein schlüssiger Gedankengang?«
    »Er ist großartig, Don Lollò.«
      »Dann wird daraus auch klar, daß die Diebe nur vorgetäuschte Diebe waren.«
    »Jetzt kann ich Ihnen nicht mehr folgen, Don Lollò.«
      »Nimmt sich ein richtiger Dieb nun die dreihundert Lire oder nimmt er sie nicht, die in einer Schublade des Bureaus waren?«
    »Er nimmt sie.«
      »O allmächtiger Gott! Dann bedeutet das doch, daß sie überhaupt kein Geld gesucht haben, sondern irgend etwas anderes. Was gibt es denn nun so Wichtiges in einem Postamte?«
    »Was weiß ich denn, Don Lollò.«
    »Die Post, Calogerì, die Post natürlich!«
      »Aber wenn Tamburello doch sagt, daß sie die Post gar nicht mitgenommen haben?«
      »Die brauchten sie ja auch gar nicht mitgehen zu lassen, es genügte schon, sie einfach anzuschauen. Die vorgetäuschten Diebe suchten eine Adresse.«
      »Heilige Maria, was haben Sie nur für einen scharfsinnigen Verstand, Don Lollò!«
    »Eine geheimgehaltene Adresse, die keiner im Ort kannte.«
    »Die von Pippo Genuardi!«
    »Siehst du nun, daß du es verstanden hast? Aber wer interessierte sich dafür? In seiner Familie kennt sie jeder, das ist klar, aber die verraten sie nicht. Wer? Ein Freund von Pippo? Wenn es sich um einen vertrauenswürdigen Freund handelte, würde jemand aus Pippo Genuardis Familie ihm sie genannt haben. Ein Feind? Aber Pippo hat keine Feinde, die das Gefängnis riskieren würden, nur um herauszufinden, wo er in Palermo wohnt. Dann bleiben nur noch drei übrig. Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Auch der Polizeileiter Spinoso nicht, denn er hat Tamburello ja um die Postliste gebeten. Und ich bin sicher, sobald er die Aufstellung liest, hat er die Bestätigung für das, was ihm durch den Kopf gegangen ist.

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