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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Beteiligten ein trauriger, tragischer Tag war. Laß es dabei bewenden, sagte ich mir. Tu einfach deine Arbeit.
    Wir machten uns an die Polizeiarbeit. Wir versuchten, die Wut, die wir empfanden, zu unterdrücken, aber es war nicht leicht. Ich sah ständig die traurigen Augen von Mustaf Sanders. Ein Uniformierter sagte uns, wir würden im Rektorat erwartet. Von Chief Pittman.
    »Reiß dich zusammen«, riet Sampson. »Überleb's, damit du einen weiteren Tag lang kämpfen kannst.«
    George Pittman trägt bei der Arbeit meistens einen grauen oder blauen Geschäftsanzug. Er bevorzugt Nadelstreifenhemden mit silber- und blaugestreiften Krawatten. Er trägt Schuhe und Gürtel von Johnson & Murphy. Sein graues Haar ist immer so zurückgestrichen, daß es auf seinem Kugelkopf sitzt wie ein Helm. Er wird der Jefe genannt, der Boß der Bosse, Il Duce, Georgie Porgie …
    Ich glaube, ich weiß, wann meine Schwierigkeiten mit dem Chef der Kriminalpolizei anfingen. Es war nach dem Artikel über mich, den die Washington Post in der Sonntagsbeilage brachte. Der Artikel stellte heraus, ich sei Psychologe, bearbeite aber Mordfälle in D.C. Ich hatte dem Reporter erzählt, warum ich im Südosten wohnen blieb. »Es ist ein gutes Gefühl, dort zu wohnen. Niemand wird mich aus meinem Haus vertreiben.«
    Was Chief Pittman (und etliche andere in der Abteilung) den Rest gab, war meiner Meinung nach der Titel des Berichts. Der junge Journalist hatte bei seinen Recherchen meine Großmutter interviewt. Nana war Englischlehrerin gewesen, und der leicht zu beeindruckende Journalist fraß ihr das aus der Hand. Nana hatte ihm außerdem ihre Meinung in den Kopf gesetzt, Schwarze seien von Grund auf Traditionalisten und deshalb logischerweise die letzten Menschen im Süden, die von Religion, Moral und guten Manieren lassen würden. Sie sagte, ich sei ein echter Südstaatler, weil ich in North Carolina geboren war. Sie fand es außerdem bedenklich, wenn geistesgestörte Kriminalpolizisten in Filmen, Fernsehen, in Büchern und Zeitungsartikeln vergöttert werden.
    Der Titel des Artikels über meinem grüblerischen Foto lautete: »Der letzte Südstaatengentleman«. Die Geschichte führte in unserer verklemmten Abteilung zu großen Problemen. Chief Pittman nahm besonderen Anstoß daran. Ich konnte es nicht beweisen, aber ich glaubte, jemand im Büro des Bürgermeisters habe den Artikel lanciert.
    Ich klopfte eins, zwei, drei an die Tür des Rektorats, dann gingen Sampson und ich hinein. Ehe ich ein Wort sagen konnte, hob Pittman die rechte Hand. »Cross, hören Sie sich an, was ich zu sagen habe«, sagte er, als er zu uns herüberkam. »An dieser Schule hat es eine Entführung gegeben. Ein schwerer Fall von Kidnapping.«
    »Schlimme Sache«, unterbrach ich ihn sofort. »Unglücklicherweise hat außerdem ein Killer in Condon Terrace und Langley zugeschlagen. Schon zum zweiten Mal. Bis jetzt sind sechs Menschen tot. Sampson und ich sind bei diesem Fall die leitenden Ermittler. Im Grunde die einzigen.«
    »Ich bin über die Lage in den Sozialsiedlungen Condon und >
    Langley unterrichtet. Ich habe schon Ermittler abgestellt. Wir kümmern uns um den Fall«, sagte Pittman.
    »Zwei schwarzen Frauen sind heute morgen die Brüste abgeschnitten worden. Ihnen wurde das Schamhaar abrasiert, während sie am Bett festgebunden waren. Sind Sie davon unter-richtet worden?« fragte ich ihn. »Ein dreijähriger Junge ist ermordet worden, im Schlafanzug.« Ich brüllte wieder. Ich warf Sampson einen Blick zu und sah, wie er den Kopf schüttelte.
    Eine Gruppe von Lehrern im Rektorat schaute in unsere Richtung. »Zwei jungen schwarzen Frauen sind die Brüste abgeschnitten worden«, wiederholte ich zu ihrer Erbauung. »Jemand läuft heute morgen in D.C. mit Brüsten in der Tasche herum.«
    Chief Pittman deutete auf das Büro des Rektors. Er wollte, daß wir mit ihm hineingingen. Ich schüttelte den Kopf. In seiner Nähe wollte ich Zeugen haben.
    »Ich weiß, was Sie denken, Cross.« Er senkte die Stimme und sprach nahe an meinem Gesicht. Der Geruch schaler Zigaretten wehte mir entgegen. »Sie glauben, ich hab' was gegen Sie, aber das stimmt nicht. Ich weiß, daß Sie ein guter Cop sind. Ich weiß, daß Sie das Herz meistens am richtigen Fleck haben.«
    »Nein, Sie wissen nicht, was ich denke. Ich denke folgendes: sechs Schwarze sind schon tot. Ein verrückter Mörder treibt sich draußen herum. Er ist geil. Er wetzt die Zähne. Jetzt sind zwei weiße Kinder entführt worden,

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