Untitled
interessiert und wohlwollend, und vielleicht ist er es auch. Er kann zuhören, wenn es sein muß.
»Der Grundgedanke ist, daß die besten schwarzen Männer und Frauen bei der städtischen Polizei nach oben kommen, wie es sein sollte. Nicht bloß die Arschkriecher, Alex. Das war früher nicht immer so.«
»Ich glaube, wir kämen ohne allzu viele Jasager ganz gut zurecht. Haben Sie von den Morden in Condon und Langley Terrace gehört?« fragte ich Monroe.
Er nickte, sagte aber nichts über die Serienmorde. Heute hatten sie für den Bürgermeister keine Priorität.
»Mutter, Tochter, dreijähriger Junge«, hakte ich nach und wurde wieder wütend. »Sie sind allen scheißegal.«
»Und was ist daran neu, Alex? Niemand hat sich um ihr Leben gekümmert. Warum sollte sich jemand für ihren Tod interessieren?«
Wir waren zu meinem Auto gekommen, einem 74er Porsche, der viel bessere Tage gesehen hatte. Die Türen quietschten, und es roch schwach nach Mahlzeiten aus dem Schnellimbiß. Ich hatte das Auto in den drei Jahren gefahren, in denen ich als Psychologe praktizierte. Wir stiegen beide ein.
»Sie wissen doch, Alex, Colin Powell ist jetzt Stabschef. Louis Sullivan war unser Gesundheitsminister. Jesse Jackson hat mir dabei geholfen, diesen Posten zu bekommen«, sagte Monroe, als wir in die Canal Road einbogen und Richtung Innenstadt fuhren. Er schaute beim Sprechen sein Spiegelbild im Seitenfenster an.
»Und jetzt helfen Sie mir?« sagte ich. »Ohne daß ich auch nur darum gebeten habe. Wirklich nett, so aufmerksam.«
»Stimmt«, pflichtete er mir bei. »Sie sind so verflucht schnell von Begriff, Alex.«
»Dann helfen Sie mir aus dieser Geschichte heraus. Ich will die Morde in den Sozialsiedlungen aufklären. Das mit diesen beiden weißen Kindern tut mir höllisch leid, aber bei ihrer Entführung wird es nicht an Aufmerksamkeit und Hilfe fehlen. Das wird sogar ein Problem werden. Zuviel der gottverfluchten Hilfe.«
»Natürlich. Das wissen wir beide.« Monroe nickte. »Die blöden Schweinehunde werden übereinander stolpern. Hören Sie zu, Alex. Könnten Sie bitte einfach zuhören?«
Wenn Carl Monroe etwas von einem will, redet er einen in Grund und Boden, falls das nötig ist. Ich hatte das schon früher erlebt, und jetzt fing er wieder damit an.
»Die Legende von Alex Cross will wissen, daß Sie pleite sind.«
»Mir geht's bestens«, sagte ich. »Ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch.«
»Sie sind im Südosten geblieben, obwohl Sie leicht weggekonnt hätten«, fuhr er mit der gesprungenen Schallplatte fort, die ich schon öfter gehört hatte. »Sie sind immer noch Mitarbeiter bei St. Anthony?«
»Ja. Suppenbrigade. Ein paar kostenlose Therapiestunden. Der schwarze Samariter.«
»Wissen Sie, ich hab' Sie mal in einer Theateraufführung von St. Anthony gesehen. Sie sind auch ein guter Schauspieler. Sie haben Präsenz.«
» The Blood Knot von Athol Fugard.« Ich erinnerte mich daran. Maria hatte mich in ihre Theatergruppe gelockt. »Das ist ein starkes Stück. Darin sieht jeder gut aus.«
»Können Sie mir folgen? Hören Sie mir überhaupt zu?«
»Sie wollen mich heiraten.« Ich lachte laut über Monroe. »Sie wollen vorher aber erst mal mit mir ausgehen.«
»Irgendwas in der Richtung.« Monroe lachte auch.
»Sie machen es genau richtig, Carl. Ich höre gern ein paar schöne Reden, ehe ich aufs Kreuz gelegt werde.«
Monroe lachte weiter, etwas heftiger, als nötig gewesen wäre. Er konnte ein guter Kumpel sein und einen bei der nächsten Begegnung einfach übersehen. Manche Kriminalpolizisten nannten ihn »Kokosnuß«. Ich war einer von ihnen: »Außen braun, innen weiß.« Ich hatte das Gefühl, in Wahrheit sei er einsam. Ich fragte mich immer noch, was genau er von mir wollte.
Monroe schwieg einen Augenblick. Er machte den Mund wieder auf, als wir auf den Withehorst Freeway einbogen. Der Verkehr war stark, und der Schneematsch auf den Straßen machte es nicht besser.
»Wir stehen vor einer äußerst tragischen Situation. Diese Entführung ist auch für uns wichtig. Wer sie aufklärt, ist wichtig. Ich will, daß Sie bei der Aufklärung helfen, eine Rolle dabei spielen. Ich will, daß Sie sich mit diesem Fall ein Renommee erwerben.«
»Ich will kein Renommee«, sagte ich geradeheraus zu Monroe. »Und ich will keine Scheißrolle dabei.«
»Das weiß ich. Und das ist einer der Gründe, warum Sie eine spielen sollten. Ich sag' Ihnen jetzt mal was, und das ist die Wahrheit: Sie sind schlauer als
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