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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Hohlraum stand ein selbstgebauter Holzkasten mit Deckel. Er wurde über einen Tank mit Sauerstoff versorgt. Aller Komfort bis auf einen Farbfernseher zum Anschauen von Wiederholungen.
    Zuerst legte er den kleinen Goldberg in den Kasten. Michael Goldberg wog in seinen Armen so gut wie nichts, und genau das empfand er auch für ihn. Nichts. Dann kam die kleine Prinzessin, der Stolz und die Freude ihrer Eltern, Maggie Rose Dunne. Direkt importiert aus der Traumfabrik.
    Er stach die Tubexnadeln in die Arme der Kinder. Er achtete sorgfaltig darauf, jede Dosis langsam zu verabreichen, drei Minuten lang.
    Die Dosen wurden nach dem Gewicht berechnet: 0,25 Milligramm pro Kilo Körpergewicht. Er überprüfte die Atmung beider Kinder. Schlaft gut, meine Multimillionendollarbabys.
    Gary Soneji warf die Falltür mit einem Knall zu. Dann begrub er den Holzkasten unter einer frischen Erdschicht. In der verlassenen Scheune. Mitten im gottverlassenen Farmland von Maryland. Genau wie der kleine Charlie Lindbergh junior vor sechzig Jahren begraben worden war.
    Niemand würde die beiden hier draußen finden. Nur dann, wenn er wollte, daß sie gefunden wurden. Falls er das wollte. Falls .
    Gary Soneji trottete den Feldweg entlang zu den Resten des alten Farmhauses zurück. Er wollte sich waschen. Er wollte das hier außerdem ein bißchen genießen. Er hatte sogar einen Watchman mitgebracht, um sich im Fernsehen sehen zu können.

    10. Kapitel
     
    Alle Viertelstunden gingen Kurznachrichten über den Bildschirm. Gary Soneji sah sich in der allmächtigen Glotze. In jeder Nachrichtensendung wurden Fotos von »Mr. Chips« gezeigt. Der Reporter hatte jedoch keinen Anhaltspunkt für das, was sich tatsächlich abgespielt hatte.
    Das also war Ruhm! So fühlte sich Ruhm an. Gary gefiel es ungeheuer gut. Auf das hier hatte er sich viele Jahre lang vorbereitet. »Hi, Mom! Schau mal, wer da im Fernsehen ist. Der böse Junge!«
    Nur eines verdarb ihm an jenem Nachmittag die Stimmung, und das war die Pressekonferenz des FBI. Ein Agent namens Roger Graham hatte gesprochen, und Agent Graham hielt sich offensichtlich für einen tollen Hecht. Er wollte eine Scheibe vom Ruhm abhaben. »Du glaubst wohl, das ist dein Film, Graham? Irrtum, Baby!« brüllte Gary Soneji den Fernseher an. »Hier bin ich der einzige Star!«
    Soneji war mehrere Stunden lang im Farmhaus herumgeschlichen und hatte beobachtet, wie es draußen langsam dunkel wurde. Er spürte die verschiedenen Schichten der Dunkelheit, während sie sich über die Farm legten. Jetzt war es sieben, an der Zeit, den Plan fortzusetzen.
    »Machen wir's.« Er tänzelte im Farmhaus herum wie ein Boxer vor einem Kampf. »Ziehen wir's durch.«
    Eine Weile dachte er an Charles und Anne Morrow Lindbergh, sein Lieblingspaar in der Geschichte. Das beruhigte ihn etwas. Er dachte an den kleinen Charles und an den armen Trottel Bruno Hauptmann, dem das intelligent ausgedachte und begangene Verbrechen offenbar angehängt worden war. Er war überzeugt davon, daß der Fall Lindbergh das intelligenteste Verbrechen des Jahrhunderts war, nicht nur, weil es unaufgeklärt geblieben war – viele, viele Verbrechen wurden nicht aufgeklärt –, sondern weil es bedeutend und unaufgeklärt war.
    Was sein Meisterwerk anlangte, war Soneji zuversichtlich, realistisch und vor allem pragmatisch. Ein Patzer war jederzeit möglich. Die Polizei konnte auf einen glücklichen Zufall stoßen. Die Geldübergabe war problematisch. Das bedeutete Kontakt, und Kontakt war im Leben immer äußerst gefährlich.
    Seines Wissens nach, und sein Wissen war umfassend, hatte kein Entführer der Neuzeit das Geldübergabeproblem befriedigend gelöst. Ihre Mühe hatte sich nie richtig ausgezahlt, und er brauchte einen Riesenzahltag für seine Multimillionen-DollarKinder.
    Wart's nur ab, bis die erfahren, um wieviel Geld es geht.
    Der Gedanke brachte ihn zum Lächeln. Natürlich konnten die unschlagbaren Dunnes und die allmächtigen Goldbergs zahlen, und sie würden es auch. Es war kein Zufall, daß er diese beiden Familien ausgesucht hatte – mit ihren verzogenen kleinen Rotznasen und ihrem unbeschränkten Zugang zu Geld und Macht.
    Soneji zündete eine der weißen Kerzen an, die er in der Seitentasche der Jacke bei sich trug. Er atmete den angenehmen Duft des Bienenwachses ein. Dann ging er in das kleine Bad neben der Küche.
    Er erinnerte sich an einen alten Song der Chambers Brothers, »Time«. Es war Zeit … Zeit … Zeit, allen den Teppich unter

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