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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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den Füßen wegzuziehen. Zeit … Zeit … Zeit für seine erste kleine Überraschung, die erste von vielen. Zeit … Zeit … Zeit, seine Legende aufzubauen. Das hier war sein Film.
    Das Bad, das ganze Haus war Ende Dezember eiskalt. Gary Soneji sah die Schwaden seines Atems vor sich, während er im Bad seine Sachen aufbaute.
    Zum Glück gab es in dem leerstehenden Haus noch fließen des Wasser, das im Bad noch lief. Allerdings ausgesprochen kaltes Wasser. Gary Soneji zündete etliche Kerzen an und machte sich an die Arbeit. Er brauchte eine volle halbe Stunde, ehe er fertig war.
    Als erstes entfernte er die dunkelbraune Perücke mit der Halbglatze. Er hatte sie vor drei Jahren in einem Kostümladen in New York City gekauft. Am selben Abend hatte er sich Das Phantom der Oper angeschaut. Das Broadway-Musical hatte ihn begeistert. Er hatte sich so mit dem Phantom identifiziert, daß es ihn erschreckte. Daraufhin hatte er den Roman gelesen, erst auf französisch, dann auf englisch.
    »So, so, was haben wir denn da?« sagte er zu dem Gesicht im Spiegel.
    Als der Klebstoff und weiterer Dreck weg waren, kam ein voller Haarschopf zum Vorschein. Lange, wellige blonde Lokken.
    »Mr. Soneji? Mr. Chips? Bist du das, Junge?«
    Sah tatsächlich gar nicht übel aus. Gute Aussichten? Vielleicht auf Geld? Eindeutig auf viel Geld, ja.
    Und keinerlei Ähnlichkeit mit Chips. Keinerlei Ähnlichkeit mit Mr. Soneji!
    Fort war der dichte Schnurrbart, den Gary Soneji seit dem Tag getragen hatte, an dem er zum Einstellungsgespräch in die Georgetown-Tagesschule gekommen war. Dann wurden die Kontaktlinsen entfernt. Aus den grünen Augen wurden wieder dunkelbraune.
    Gary Soneji hielt die herunterbrennende Kerze vor den schmuddeligen, gesprungenen Badezimmerspiegel. Er rieb mit dem Jackenärmel ein Stück Glas sauber.
    »Da. Schau dich an. Schau dich jetzt an. Genie liegt im Detail, stimmt's?«
    Der geistlose Schwachkopf aus der Privatschule war so gut wie ganz ausgelöscht. Der Waschlappen und der Wohltäter. Mr. Chips war tot und auf ewig verschwunden.
    Was für eine herrliche Farce war das doch gewesen. Was für ein kühner Plan, und wie gut ausgeführt. Ein Jammer, daß nie jemand erfahren würde, was geschehen war. Aber mit wem hätte er sprechen können?
    Gary Soneji verließ das Farmhaus gegen halb zwölf, genau nach seinem Zeitplan. Er ging zu einer angebauten Garage im Norden des Hauses.
    An einem geheimen Ort in der Garage, äußerst geheim, versteckte er fünftausend Dollar aus seinen Ersparnissen. Sein Geheimversteck. Es war Geld, das er im Laufe der Jahre gestohlen hatte. Auch das gehörte zum Plan. Denken auf lange Sicht.
    Dann ging er zur Scheune und zu seinem Auto. In der Scheune sah er noch einmal nach den Kindern. So weit, so großartig.
    Keine Klagen von den Kleinen.
    Der Saab sprang sofort an. Er fuhr zur Hauptstraße nur mit dem Standlicht.
    Als er schließlich auf die Straße kam, schaltete er die Scheinwerfer ein. Er hatte heute nacht noch Arbeit vor sich. Seine meisterliche Vorstellung ging weiter.
    Einfach toll.
    11. Kapitel
     
    FBI-Sonderagent Roger Graham wohnte in Manassas Park, auf halbem Weg zwischen Washington und der FBI-Akademie in Quantico. Graham war groß und körperlich eindrucksvoll, mit kurzem, sandbraunem Haar. Er hatte an mehreren schweren Kidnappingfällen gearbeitet, aber keiner war so verstörend gewesen wie der gegenwärtige Alptraum.
    Kurz nach eins in jener Nacht kam Graham endlich nach Hause. Zu Hause war ein weitläufiges Gebäude im Kolonialstil in einer für Manassas Park typischen Straße. Acht Zimmer, drei Bäder, ein großer Garten, der fast einen Hektar einnahm.
    Unglücklicherweise war es kein normaler Tag gewesen. Graham war ausgepumpt, angeschlagen und hundemüde. Er fragte sich oft, warum er sich nicht einfach an den Schreibtisch setzte und ein neues Buch schrieb. Sich vorzeitig pensionieren ließ. Seine drei Kinder kennenlernte, ehe sie das Haus verließen.
    Die Straße in Manassas Park war verlassen. Verandalichter schienen am Straßenrand, und sie waren ein tröstlicher, freundlicher Anblick. Im Rückspiegel von Grahams Ford Bronco tauchten Scheinwerfer auf.
    Ein zweites Auto hatte vor seinem Haus gehalten. Die Scheinwerfer schimmerten. Ein Mann stieg aus und wedelte mit einem Notizblock.
    »Agent Graham? Martin Bayer von der New York Times «, rief der Mann, als er die Einfahrt entlangkam. Er zückte einen Presseausweis.
    Allmächtiger! Die gottverfluchte New York Times , dachte

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